Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie:
Verletzungen der Wirbelsäule - Neue Behandlungsmethoden können Verletzen schwere Folgen ersparen
Berlin - Alle Verletzungen der Wirbelsäule sind sehr ernst zu nehmen. Es drohen akute und chronische Schäden für die oft noch recht jungen Verletzten. Von 1.687 Millionen im Jahr 2004 stationär behandelten Unfallverletzen hatten ca. 100.000 Verletzungen der Wirbelsäule. Besonders gefährliche Sportarten sind Fallschirmspringen, Klettern, Mountain-Bike-Fahren, Reiten und Geräteturnen. Wie gefährlich diese Sportarten sein können das musste vor einigen Tagen auch FDP-Generalsekretär Dirk Niebel feststellen. Er brach sich beim Fallschirmspringen einen Lendenwirbel. Aber auch im Haushalt passiert viel: Treppensturz, Ausrutschen in der Badewanne, auf Stühle oder Leitern klettern und Fensterputzen bergen Gefahren.
Akute Schäden können motorische Lähmungen und Gefühlsausfälle bis hin zur Querschnittslähmung sein. Aber auch Störungen der Erektion sowie die der Blasen- und Darmentleerung (2,5 Prozent: 2.519 von 100.000) sind mögliche Unfallfolgen. "Chronische Schäden werden ausgelöst durch verletzungsbedingte Instabilitäten und Fehlstellungen zwischen den einzelnen Wirbeln. Das kann zu quälenden Nacken- und Rückenbeschwerden bis hin zu lokalen Nervenwurzelausfällen führen", sagt Professor Dr. med. Klaus-Michael Stürmer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Die Fachgesellschaft evaluiert und diskutiert in einer eigenen Arbeitsgemeinschaft für Wirbelsäulen-Verletzungen schwerpunktmäßig die in den letzten Jahren neu entwickelten operativen Behandlungsmethoden bei Verletzungen der Wirbelsäule.
"Nach wie vor kontrovers ist die Frage, ob man die geborstenen Wirbelkörper besser vom Rücken oder von vorne durch den Brustkorb oder Bauch oder kombiniert stabilisieren sollte", so Stürmer. Vom Rücken her können Knochenstücke, die in den Rückenmarkskanal eingedrungen sind, leichter reponiert , also dahin zurückgebracht werden, wo sie ursprünglich sein sollten oder entfernt werden. Der gebrochene Wirbelkörper wird dann mit einem so genannten "Fixateur interne" überbrückend stabilisiert, einer außerordentlich stabilen Klammer, die beidseits am Rückenmark vorbei in die vorne liegenden unverletzten Wirbelkörper oberhalb und unterhalb des Bruches eingeschraubt wird. Geht man von vorne an die Wirbelsäule heran, so können die Bruchstücke und verletzte Bandscheiben direkt durch Knochentransplantate oder moderne "Cages" ersetzt werden. "Dies sind hochstabile, käfigartige, offenporige Titanimplantate, in denen sich zerkleinerter Knochen oder Wachstumsfaktoren befinden, die neuen Knochen bilden können", erklärt der Unfallchirurg. Durch die Entwicklung einer minimal-invasiven Technik ist heute auch der Zugang von vorne für die Patienten nur noch relativ wenig belastend - Stichwort Schlüsselloch-Chirurgie.
Ein bisher kaum behandelbares Problem sind die sehr schmerzhaften Knochenbrüche bei Osteoporose, welche zirka. 40 Prozent aller Frauen jenseits der Wechseljahre betrifft, von denen 1,7 Millionen das Risiko einer osteoporotischen Wirbelfraktur haben. Bei ausgewählten Problemfällen können diese Wirbel heute mit der minimal-invasiven Technik der "Vertebro- oder Kyphoplastie" von innen mit Knochenzement (Acryl-Kunststoffe) ausgespritzt werden. Die Patientinnen sind in der Regel sofort schmerzfrei und können sich wieder belasten. Bei der "Ballon-Kyphoplastie" wird der gebrochene Wirbel zunächst von innen mit einem Ballon aufgerichtet und dann mit Zement aufgefüllt.
"Die beschrieben Operationsverfahren haben in den letzten Jahren die Behandlung von Wirbelbrüchen - von der Öffentlichkeit fast unbemerkt - revolutioniert und ihnen vielfach ihren früheren Schrecken genommen", erläutert Stürmer. Einer großen Zahl von Patienten blieben dadurch Rollstuhl oder lebenslanges Leiden erspart.
DOWNLOAD:
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zu den Verletzungen der Halswirbelsäule:
www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/ll_chunf.htm
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Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
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