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06/22/2006 09:52

Deutsch-Chinesische Tagung "Migration und ihre sozialen Folgen" am Pädagogischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    "Gastarbeiter" haben in Deutschland dazu beigetragen, dass das "Wirtschaftswunder" eingetreten ist. Vier Millionen Aussiedler sind nach dem Ende des Ost-West-Konflikts nach Deutschland gekommen, Flüchtlinge aus vielen Ländern suchen Schutz in Europa. Auch in China sind heute Millionen von Wanderarbeitern vom Land in die Städte gekommen, weil es dort Arbeit gibt beim Bau der Megastädte. Arbeitskräfte werden gebraucht, doch es kommen Menschen, wie Max Frisch einmal knapp und treffend feststellte. Es kommen Menschen mit den Bedürfnissen aller Menschen nach Wohnung und Sicherheit, sozialem Schutz und kultureller Selbstorganisation. Darauf sind die Einwanderungsregionen nicht oder unzureichend vorbereitet, Wander- und Gastarbeiter gelten als Fremde.

    Mit diesen Fragen beschäftigt sich die vom Pädagogischen Institut/Abteilung Sozialpädagogik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Akademie für Sozialwissenschaften in Shanghai und dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst organisierte Konferenz. Sie findet vom 30. 06. bis 02. 07. 2006 im Erbacher Hof statt.

    Für die Professoren Franz Hamburger und Cornelia Schweppe, die die Tagung organisieren, steht die Tagung in einer Reihe von Projekten zur Migration und zur Internationalität. Gleichzeitig ist sie eine Gelegenheit, die am Institut bestehenden Kontakte nach Ost-Asien zu vertiefen und zu erweitern.

    Die Konferenz ist eine eigenständige wissenschaftliche Tagung, steht aber gleichzeitig in einem umfassenderen Projekt des KAAD. Eine erste Konferenz (zur Problemdefinition und allgemeinen Sondierung) hat vom 25. bis 28. 02. 2005 in Shanghai stattgefunden, Thema: "Conflicts in Social Transformation". Darüber hinaus steht das Projekt im Kontext der Betreuung von chinesischen Studierenden in Deutschland durch den KAAD.

    Dem Programm der Tagung liegt ein umfangreiches Angebot zu Grunde. In mehr als 20 Vorträgen befassen sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus China und Deutschland mit Grundsatzfragen der Migration.

    In der Gegenwart haben die Migrationsprozesse in beiden Ländern eine erhebliche Dynamik erreicht. Um eine gesicherte Grundlage für den internationalen Wissensaustausch und die Diskussion von praktisch folgenreichen Erkenntnissen zu gewinnen, wird in einem ersten Teil der Konferenz ein Überblick über Geschichte und Theorie der Migration erarbeitet. Migration wird dabei als sozialer Konflikt interpretiert, der vor, während und nach Migrationsprozessen und -bewegungen ganz unterschiedliche Konstellationen annimmt und in den verschiedene soziale Akteure involviert sind. Schon an dieser Stelle soll explizit die Handlungsperspektive aufgenommen und im Hinblick auf die Institutionen der Sozialen Arbeit konkretisiert werden.

    Migration ist aber auch eine Ressource in ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Dimensionen. Diese Dimensionalität erschließt sich in der Differenzierung von Ebenen des Handelns und in der Dynamik von Städten.

    Städte sind immer schon wesentlich durch Migration entstanden. Die Auseinandersetzung mit Migration und ihren Folgen verkörpert geradezu den Sozialtypus der Stadt. Die Gegenwart ist in vielen Kontinenten durch das rasche Entstehen von Megastädten gekennzeichnet. Geschwindigkeit und Umfang des Wachstums von Städten durch Migration haben vielfach die bisherigen Regulierungsmuster zerbrechen lassen. Welche Prozesse der politischen und planerischen Gestaltung von großstädtischen Regulierungsversuchen oder welche sozialen Assoziations- und Dissoziationsmuster sich in Megastädten beobachten lassen, soll ebenfalls in einem Teil der Konferenz dargestellt und diskutiert werden.

    Die Kultur ist die Dimension menschlichen Lebens, in der Migration gedeutet und zum Bestandteil des Gesellschaftsbildes wird. Als wesentliches, häufig strukturierendes Element der Kultur ist Religion und die soziale Verfasstheit von Religion an Migration beteiligt. Religiöse Selbstauffassungen und Beziehungen haben immer schon eine Rolle bei der Verursachung von Migration gespielt; die Geschichte ist auch eine Geschichte der Religionskriege, von Flucht und Vertreibung aus religiös legitimierten Gründen. Religion ist freilich noch in einem allgemeineren Sinne migrationsrelevant: Sie begleitet die Migranten und verändert sich durch die Migration und die Religion der Migranten verändert die Einwanderungsgesellschaften. Migration kann ein Faktor der Säkularisierung bei Migranten sein und der Entsäkularisierung. "Eingewanderte" Religionen könne Anlass für Pluralisierungsprozesse und auch Quelle neuer Konflikte werden. Die Formen der Vermischung von Religionen mit Migrationsvorgängen sollen im letzten Teil der Konferenz behandelt werden.

    Das praktische und theoretische Interesse an dem Zusammenhang von Migration und Religion hat die Veranstalter der Tagung zusammengebracht. Die nicht alltägliche Gemeinsamkeit drückt sich auch in den Grußworten zur Eröffnung der Tagung aus. Dabei sprechen sowohl der Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Jürgen Zöllner, wie auch der Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, ein Grußwort. Dem schließen sich der Präsident des KAAD, der ehemalige Präsident der Universität Mainz Prof. Dr. Josef Reiter, und der Geschäftsführer des Hilfswerks MISEREOR, Prof. Josef Sayer, an.

    Schließlich sprechen zur Eröffnung die Repräsentanten der beteiligten wissenschaftlichen Institutionen, nämlich Vizepräsident Prof. Jürgen Oldenstein sowie der Präsident der Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaften Wang Ronghua.

    Aus Anlass der Tagung planen die Präsidenten der Shanghaier Akademie und der Universität Mainz die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur weiteren wissenschaftlichen Zusammenarbeit, die insbesondere dem wissenschaftlichen Nachwuchs zu Gute kommen soll.

    Auch in die internationalen Kontakte der Stadt Mainz ist die Konferenz mit einem Empfang durch den Oberbürgermeister eingebunden.

    Weitere Informationen:

    Prof. Dr. Cornelia Schweppe, Tel. 39 20727
    Prof. Dr. Franz Hamburger, Tel. 39 22918
    Pädagogisches Institut
    e-mail: Franz.Hamburger@uni-mainz.de


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    Criteria of this press release:
    Law, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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