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06/26/2006 12:22

Urlaub heißt nicht nur "Prima Klima"

Jutta Zimmermann Öffentlichkeitsarbeit
Koordinationssekretariat Sozial-ökologische Forschung (SÖF)

    Fernreisen verursachen besonders hohe Treibhausgas-Emissionen / Studie zeigt Klimarelevanz verschiedener Urlaubstypen auf Basis einer repräsentativen Umfrage / Die kleinste Gruppe der Reisenden - Ferntouristen - ist für vier Fünftel der Emissionen verantwortlich / Verhaltensänderungen erscheinen angesichts des hohen Stellenwerts von Urlaubsreisen schwer durchsetzbar / Fachleute geben Empfehlungen zur Vermeidung umweltschädlicher Reiseformen.

    Wenn in diesen Wochen die sommerliche Urlaubzeit beginnt, stehen viele Menschen vor der Frage "Wohin soll die Reise gehen"? Selbst im reisefreudigen Deutschland ist allerdings nicht jedes Wunschziel realisierbar, zum Beispiel aus finanziellen, familiären oder zeitlichen Gründen. Darüber hinaus kann man jedoch auch fragen: Welche Auswirkungen hat meine Urlaubsreise eigentlich auf die Umwelt? Und wie kann man diese möglichst gering halten? Mit diesen Fragen hat sich jetzt eine Studie beschäftigt, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bochum und Lüneburg sowie des Wuppertal Instituts beteiligt waren. Ihre zentrale Aussage lautet: Eine kleine Gruppe von Fernreisenden verursacht den größten Anteil an den gesamten urlaubsbedingten Treibhausgas-Emissionen. Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Umfrage unter knapp 2000 deutschen Großstadtbewohnern sowie 80 vertiefenden Einzelinterviews aus dem Jahr 2003. Die Studie wurde im Rahmen des Schwerpunktes "Sozialökologische Forschung" (SÖF) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
    Auf der Grundlage der zurückgelegten Distanzen für Urlaubsreisen bildeten die Wissenschaftler vier Gruppen. Die erste Gruppe hatte im Jahr 2003 keine Urlaubsreise unternommen; die zweite Gruppe hatte sich mindestens eine Reise bis 600 Kilometer gegönnt. Eine dritte Gruppe hatte mindestens eine Reise zwischen 600 und 3000 km unternommen, war also zum Beispiel in den Mittelmeerraum gereist. Die vierte Gruppe hatte eine oder mehrere Reisen mit einer Distanz von mindestens 3000 km absolviert.
    Die Studiengruppe bilanzierte anschließend die Umweltwirkungen dieses Reiseverhaltens und berechnete dabei insbesondere die jeweils verursachte Menge an Treibhausgasen. Dabei stellte sich heraus, dass die meisten Emissionen durch Flugreisen erzeugt werden. Wegen der enormen Distanzen tragen bereits wenige Reisen überproportional zu hohen Gesamtemissionen bei: Die Langstreckenreisenden stellen zwar nur 10,7 Prozent der Befragten, sind aber für mehr als 80 Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Diese Gruppe setzt sich vor allem aus Personen zusammen, die in Haushalten ohne Kinder leben und einen höheren Bildungsstand aufweisen.
    Während für die Langstreckenreisenden das Flugzeug das Verkehrsmittel der Wahl darstellt, spielt bei den anderen beiden Gruppen der Pkw jeweils die größte Rolle. Hingegen werden Bahn oder Bus, deren Umweltbilanz insgesamt günstiger ausfällt, von beiden Gruppen nur in rund 10 Prozent der Fälle genutzt. Aus Sicht des Klimaschutzes lautet die Rechnung so: Mit dem Kontingent von einer Tonne Treibhausgase kommt ein Reisender mit dem Flugzeug 5.500 km weit, mit dem Pkw 7.000 km, mit der Bahn dagegen 19.000 km.
    "Insgesamt kommt Urlaubsreisen in den westlichen Industriestaaten eine hohe individuelle und soziale Bedeutung zu", betont Projektleiter Dr. Marcel Hunecke (Ruhr-Universität Bochum). "Deshalb erscheinen Verhaltensänderungen, die unabhängig von einer Steigerung der Kosten für Flugreisen erwirkt werden, in diesem Bereich nur schwer durchsetzbar." Verhaltensbarrieren lassen sich seiner Ansicht nach am besten durch eine zielgruppenspezifische Gestaltung und Kommunikation von nachhaltigen Urlaubsangeboten abbauen. Die Fachleute empfehlen, europäische Reiseziele als Alternative zu den Fernreisen zu entwickeln und zusätzliche Dienstleistungen und Infrastruktur im Zugfernverkehr sowie an den Urlaubsorten einzurichten. Zusätzlich zu den Klimafolgen des Flugverkehrs dürfen auch lokale Emissionen wie Partikel und Verkehrslärm nicht aus dem Blick geraten, die aus der Nutzung des PKW vor Ort resultieren. Ist der private PKW erst einmal am Urlaubsort verfügbar, wird er dort auch in zum Teil ökologisch besonders sensiblen Regionen genutzt.

    Kontakt:
    Dr. Marcel Hunecke, Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Kognitions- und Umweltpsychologie, Tel.: 0234-32-23030, Email: marcel.hunecke@ruhr-uni-bochum.de


    More information:

    http://eco.psy.ruhr-uni-bochum.de/mobilanz
    http:// www.sozial-oekologische-forschung.org


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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