Erde ist keine starre Kugel: Die Platten der Erdkruste bewegen sich ständig - voneinander weg, aneinander vorbei oder auch aufeinander zu und tauchen dann in den Erdmantel ab. Dabei kommt es an den Bruchfächen zu ruckartigen Bewegungen, die die Erde in Schwingung versetzen. Einen kräftigen Ruck nehmen wir als Beben wahr. Man vermutete bislang, dass diese Prozesse von hohen Spannungen und viel Reibungswärme begleitet seien. Ein interdisziplinäres Team der RUB hat jetzt herausgefunden: Die Lithosphäre taucht nahezu reibungslos in den Erdmantel ab.
Bochum, 13.12.1999
Nr. 314
Reibungslos in den Erdmantel
RUB-Wissenschaftler untersuchen Rheologie der Erde
RUBIN 2/99: Neuigkeiten unter der dünnen Kruste
Die verheerenden Erdbeben dieses Jahres erinnern daran, die Erde ist keine starre Kugel: Die Platten der Erdkruste bewegen sich ständig - voneinander weg, aneinander vorbei oder auch aufeinander zu und tauchen dann in den Erdmantel ab. Dabei kommt es an den Bruchfächen zu ruckartigen Bewegungen, die die Erde in Schwingung versetzen. Einen kräftigen Ruck nehmen wir als Beben wahr. Man vermutete bislang, dass diese Prozesse von hohen Spannungen und viel Reibungswärme begleitet seien. Ein interdisziplinäres Team um Prof. Dr. Bernhard Stöckhert (Lehrstuhl für Endogene Geologie der RUB) hat jetzt herausgefunden: Die Lithosphäre taucht nahezu reibungslos in den Erdmantel ab. Seinen Beitrag ist in RUBIN - Wissenschaftsmagazin der RUB veröffentlicht.
Jetzt sind Seismologen gefordert
Welche Konsequenzen haben diese unerwartet geringen Spannungen für die heutigen Modellvorstellungen? Diese Frage müssen sich nun vor allem die Seismologen stellen. Auch wenn die neuen Erkenntnisse kurzfristig noch keine Erdbebenvorhersage ermöglichen, so ist ein besseres Verständnis der Prozesse und Bedingungen in der Tiefe eine grundlegende Voraussetzung dafür. Eine Reihe weiterer Fragen stellen sich die Forscher - Geologen, Mineralogen, Geophysiker, Maschinenbauer und Bauingenieure, allesamt Mitglieder des SFB "Rheologie der Erde" an der RUB: Welche Parameter bestimmen die Festigkeit der Oberkruste, welche Prozesse und Eigenschaften sind für den Übergangsbereich zwischen spröder Oberkruste und plastisch fließender Unterkruste relevant, wie unterscheidet sich das mechanische Verhalten mehrphasiger Gesteine und wie ist der mechanische Zustand sich aufeinander zu bewegender (konvergenter) Plattengrenzen beschaffen?
Natürliches Labor und künstliche Erdbeben
Für ihre Experimente untersuchen die Forscher sowohl natürliche als auch synthetische Proben. Im Labor setzen sie die Gesteine unterschiedlichen Bedingungen aus, z. B. haben sie spezielle Apparate entwickelt, die Deformierung von Gesteinen bei Drucken bis zu 40.000 bar und Temperaturen bis 1300°C Grad ermöglichen. Außerdem forschen sie an besonders aufschlussreichen Orten der Erde, z. B. südlich der Ägäis, wo sich die afrikanische Kontinentalplatte mit vier bis fünf Zentimetern jährlich unter den Südrand Europas schiebt. Eine Tiefbohrung in der Oberpfalz dient ihnen als "natürliches Labor": hier können sie in neun Kilometern Tiefe künstliche Erdbeben erzeugen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Bernhard Stöckhert, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geowissenschaften, 44780 Bochum, 0234/32-23227, E-Mail: bernhard.stoeckhert@ruhr-uni-bochum.de
Außerdem in RUBIN
Den vollständigen Beitrag lesen Sie bitte in RUBIN 2/99, wo Sie außerdem folgende Beiträge finden: Die Berechnung des Geburtsjahres Christi; Vom sanften Aufprall: Elektronik ersetzt Nockenwelle; Pech gehabt! - Reststoffe von der Straße in die Straße, Garzweiler: Braunkohle und Feuchtgebiete; Gegen Tumore impfen? sowie zwei Beiträge aus der Chemie: Hauchdünne Hüllen - leuchtende Schwämme; Selbstorganisiert und doch durchschaut. RUBIN ist in der Universitätsbuchhandlung Brockmeyer und in der Pressestelle für 5 DM erhältlich.
Schema einer Subduktionszone
None
Criteria of this press release:
Geosciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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