Tee mit der Koenigin
Lesevergnuegen der etwas anderen Art
Jede Woche bittet die Koenigin zum Tee. Immer donnerstags. Und immer soll man vom Bahnhof aus anrufen. Dabei ist kein Bahnhof in der Naehe, und Telefon hat sie auch keines. Aber gut, sie ist die Koenigin.
Walisische Kurzgeschichten sind anders. Anders als kontinental-europaeische, vor allem aber anders als englische. Man will, muss sich ja abgrenzen. Zum Beispiel auch durch die Sprache. Das Walisische ist eine keltische Sprache, dem Englischen etwa so aehnlich wie das Deutsche dem Russischen. Auf den britischen Inseln besteht eine lebendige Tradition keltischsprachiger Literatur. Besonders die Werke walisischer Autoren haben in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und werden inzwischen auch vermehrt in Sprachen des europaeischen Kontinents uebersetzt.
Die Wissenschaftler Frank Meyer von der Universitaet Hildesheim (Institut fuer Angewandte Sprachwissenschaft / Englische Sprache und ihre Didaktik) und Angharad Price von der University of Oxford (Jesus College) haben sich im Rahmen eines gemeinsamen Projektes daran gemacht, in Deutschland unveroeffentlichte Kurzgeschichten aus Wales zusammenzutragen, zu uebersetzen und herauszugeben. Das Arts Council of Wales hat die Arbeit gefoerdert und am Ende auch ausgezeichnet. Herausgekommen ist ein Band mit zehn zwischen 1936 und 1994 erstveroeffentlichten Geschichten, in denen es zumeist nicht um grosse, sensationelle Ereignisse geht, sondern um das Alltaegliche, Unspektakulaere.
"Tee mit der Koenigin" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die entweder von preisgekroenten Autorinnen und Autoren stammen oder in Wales laengst zu Schulbuchklassikern geworden sind. Die Geschichten variieren zwischen unauffaellig-alltaeglicher Sprache und fremdartig wirkender, lyrisch ausgeformter Prosa, die sich nicht vor ungewoehnlichen Metaphern und Bildern scheut. Der inhaltliche Bogen reicht von sozialkritischen Geschichten ("Kinder und Narren..."), ueber erinnerungsartige Texte ("Tee in der Heide") bis zur poetischen UEberformung des Alltaeglichen ("Der Kuckuck kommt im April und Mai").
Was alle Erzaehlungen verbindet, ist die spuerbare keltische Freude am Geschichtenerzaehlen und die feine ironische Distanz, mit der das praegende Gefuehl der walisischen Abgrenzung gegenueber England vermittelt wird. Vor allem die unaufdringliche, bisweilen fast schuechterne Erzaehlatmosphaere macht den Tee mit der Koenigin zu einem Vergnuegen.
In Grossbritannien hat der "Tee mit der Koenigin" mittlerweile ein bemerkenswertes Echo ausgeloest. So schreibt unter anderem die in Bristol erscheinende "Western Mail", dass durch diese erstmalige UEbersetzung moderner Kurzgeschichten aus dem Walisischen ins Deutsche ein neues Kapitel in der walisischen literatur aufgeschlagen wurde. Die Herausgeber und der Hildesheimer Anglistikprofessor Dr. Christoph Werner sind sich sicher, dass durch das positive Echo weitere Projekte dieser Art ermoeglicht werden.
Tee mit der Koenigin. Kurzgeschichten aus Wales, herausgegeben und aus dem Walisischen uebersetzt von Frank Meyer und Angharad Price, Cambria Verlag Hildesheim, 119 Seiten, 24,-- DM.
Criteria of this press release:
Social studies
transregional, national
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German
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