Bertelsmann Stiftung fordert ganzheitliche Gesundheitsversorgung
Die Bertelsmann Stiftung fordert mehr Gesundheitsversorgung aus einem Guss. Dazu entwirft sie das Modell eines "Generalunternehmers Gesundheit": Ähnlich wie die Generalunternehmer in der Baubranche übernähmen die "Generalunternehmer Gesundheit" für den Genesungsprozess der Patienten sowohl die medizinische als auch die finanzielle Gesamtverantwortung. Dafür erhielten sie eine bestimmte Summe von der Krankenkasse. "Das übernommene Risiko würde einen Generalunternehmer dazu veranlassen, sich mit allen Mitteln für die Gesunderhaltung der Gesunden und für eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Behandlung der Erkrankten einzusetzen", sagt Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. In Spanien und den USA sei die Übernahme von Gesamtverantwortung bereits Realität, und auch in Deutschland ist dies im Rahmen der integrierten Versorgung bereits heute rechtlich möglich.
Viele Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitspotenziale werden im deutschen Gesundheitssystem derzeit nicht genutzt, weil alle Phasen des Versorgungsprozesses eigenen Finanzierungsregeln unterliegen. "Da jeder Arzt und jedes Krankenhaus allein am Patienten verdienen, haben sie leider nicht den Anreiz, sich um eine übergreifende, patientenorientierte Versorgung zu bemühen", so Mohn. Überflüssige Leistungen würde es mit Gesamtverantwortlichen nicht mehr geben. "Und schlechte oder zu wenige Leistungen könnten sich die Generalunternehmer erst recht nicht erlauben."
Vor allem die Versicherten würden profitieren: "Wenn sie sich für einen Generalunternehmer entscheiden, erhalten sie endlich eine Versorgung aus einem Guss", sagt Mohn. Sie müssten ihren Krankheitsverlauf nicht immer wieder aufs Neue schildern und sich mehrfach den gleichen Diagnosen unterziehen. Zudem hätten sie einen Ansprechpartner, der sich für ihre Belange einsetzt - der aber auch Rede und Antwort stehen muss, wenn ihre Gesundheitsversorgung nicht optimal verlaufen ist.
Das Risiko, das Generalunternehmer eingehen, sollte nach Meinung der Bertelsmann Stiftung durch zwei Kniffe abgemildert werden: Erstens erhielten sie eine an den Krankheitszustand ihrer Versichertenklientel angepasste Summe. Zweitens könnten sie sich vor einem finanziellen Ruin schützen, indem sie eine Rückversicherung abschließen. Eine solche Gesamtverantwortung könnten beispielsweise ein Ärztenetzwerk, ein medizinisches Versorgungszentrum, ein Krankenhaus mit niedergelassenen Ärzten als Kooperationspartnern, aber auch eine Krankenkasse oder ganz neue Dienstleister übernehmen. Natürlich steht es diesen Akteuren frei, ob sie eine solche Generalverantwortung übernehmen möchten - genauso wie die Versicherten auch weiterhin Wahlfreiheit haben zwischen den "Generalunternehmern Gesundheit", anderen neuen Versorgungsformen oder der bisherigen Regelversorgung.
Über die Bertelsmann Stiftung:
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.
Rückfragen an: Marion Grote Westrick, Telefon: 0 173 / 71 40 199
Einen Kommentar von Dr. Brigitte Mohn zum Thema sowie weitere Informationen finden Sie unter www.bertelsmann-stiftung.de.
http://www.bertelsmann-stiftung.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
transregional, national
Research results
German
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