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07/12/2006 10:29

Kinderwunsch nach Krebs

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Erstes Deutsches Experten-Netzwerk von Reproduktionsmedizinern in Heidelberg gegründet / Konservierung von Keimzellen und Eierstockgewebe ermöglicht Schwangerschaft nach Chemo- und Strahlentherapie

    Ein neues Netzwerk, das Frauen hilft, ihren Kinderwunsch nach einer überstandenen Krebserkrankung zu erfüllen, haben Reproduktionsmediziner und -biologen in Heidelberg gegründet. Bei einem konstituierenden Arbeitstreffen schlossen sich 33 Universitätskliniken zum "Deutschen Netzwerk für fertilitätsprotektive Maßnahmen bei Chemo- und Strahlentherapien, FertiProtekt" zusammen. Sein Ziel ist es, bekannte Therapien zu optimieren, neue Behandlungsformen zu entwickeln, ihre Effektivität wissenschaftlich zu überprüfen und sie mit hohem medizinischem Standard flächendeckend in Deutschland anzubieten.

    Die gemeinsame Federführung des Netzwerks liegt bei den Abteilungen für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Universitäts-Frauenkliniken Heidelberg und Bonn.

    Rund 75 Prozent aller geheilten, jungen Krebspatienten wünschen sich Kinder

    "Immer mehr Menschen können von ihrer Krebserkrankung geheilt werden", erklärt Privatdozent Dr. Michael von Wolff, Leitender Oberarzt der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg, der das neue Netzwerk mit dem Reproduktionsbiologen Privatdozent Dr. Markus Montag, Unversitätsklinikum Bonn, koordiniert. Jährlich überleben in Deutschland ca. 6.000 Männer und Frauen bis 35 Jahre ihre Erkrankung. Durch Chemotherapie oder Bestrahlung werden die Eierstöcke jedoch häufig irreversibel geschädigt. Insbesondere die Behandlung von Krebserkrankungen der Blutzellen und der Brust kann eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Studien haben gezeigt, dass sich etwa 75 Prozent aller Krebspatienten, deren Erkrankung geheilt werden konnte, ein Kind wünschen.

    Bei jungen Männern können vor einer Chemo- oder Strahlentherapie problemlos Spermien tief gefroren werden und, falls erforderlich, für eine spätere Befruchtung benutzt werden. "Bei Frauen ist die Situation jedoch wesentlich komplexer", sagt Dr. von Wolff. "Mittlerweile gibt es zwar effektive Methoden, befruchtete oder unbefruchtete Eizellen oder Gewebe der Eierstöcke aufzubewahren, um so eine spätere Schwangerschaft ermöglichen", so Dr. von Wolff. "Allerdings werden diese Techniken in ihrer Gesamtheit in nur wenigen Zentren weltweit angewandt und sind wissenschaftlich nur zum Teil ausreichend überprüft".

    Schutz der Eierstöcke / Hormonstimulation vor Krebstherapie?

    "Vor Beginn einer Behandlung sollte mit einer Patientin besprochen werden, ob sie noch einen Kinderwunsch hat und wie hoch das Risiko einer Schädigung der Eierstöcke sein dürfte", sagt Dr. von Wolff. Besteht ein Kinderwunsch, sollten alle Maßnahmen ergriffen werden, um die Eierstöcke zu schützen. Es wird geprüft, ob die Krebstherapie ggf. um kurze Zeit verschoben werden kann, um sinnvolle Maßnahmen ergreifen zu können. So können den Frauen nach einer Hormonstimulation Eizellen entnommen und unbefruchtet oder befruchtet eingefroren werden.

    Die Entnahme von Eizellen ist auch im Rahmen einer so genannten "In vitro Maturation" ohne eine vorhergehende Hormonstimulation möglich, die jedoch erst in sehr wenigen Kliniken durchgeführt wird. Schließlich besteht die Möglichkeit, Medikamente zu geben, die die Eierstöcke für eine Chemotherapie zu schützen scheinen oder Eierstockgewebe zu entnehmen und einzufrieren, um es später wieder zu transplantieren. Allerdings wurden mit dieser Technik erst wenige Schwangerschaften weltweit erzielt.

    Techniken zur Erhaltung der Fruchtbarkeit werden flächendeckend eingeführt

    Das Experten-Netzwerk wird zunächst die weltweit verfügbaren fertilitätserhaltenden Maßnahmen gemäß dem Heidelberger Vorbild an allen Universitäts-Frauenkliniken in Deutschland einführen. "Die flächendeckende Einführung aller dieser Techniken ist einmalig", so Dr. von Wolff. Zusätzlich werden die Reproduktionsmediziner deutschlandweit mit den Krebsspezialisten aller Fachrichtungen Kontakt aufnehmen, um einen sinnvollen Einsatz dieser Maßnahmen bei allen Krebserkrankungen zu ermöglichen.

    Schließlich werden sich die Experten künftig mit einer Fülle von weiteren Fragen beschäftigen, die durch die neuen therapeutischen Optionen aufgeworfen wurden: Wie kann die Wirksamkeit der Techniken erhöht werden? Wie stark schädigen die verschiedenen Chemotherapien die Eierstöcke? Stellt die Schwangerschaft möglicherweise ein Risiko für die Rückkehr der Krebserkrankung dar? Welchen Einfluss hat eine vorausgegangene Chemo- und Strahlentherapie auf die Nachkommen? Besteht für die Kinder ein genetisches Risiko?

    Ansprechpartner:
    Privatdozent Dr. Michael von Wolff
    Vossstrasse 9, 69115 Heidelberg
    Tel. 06221-5637946
    e-mail: Michael.von.Wolff@med.uni-heidelberg.de

    Weitere Information im Internet:
    www.uniklinikum-heidelberg.de/gyn-endo-repro
    www.ivf.uniklinik-bonn.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse


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    Privatdozent Dr. Michael von Wolff, Leitender Oberarzt der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg und Koordinator des neuen Netzwerks "FertiProtekt".
    Privatdozent Dr. Michael von Wolff, Leitender Oberarzt der Abteilung für Gynäkologische Endokrinolog ...
    Foto: privat
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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Privatdozent Dr. Michael von Wolff, Leitender Oberarzt der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg und Koordinator des neuen Netzwerks "FertiProtekt".


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