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04/16/1996 00:00

Auch Geisteswissenschaftler müssen nicht einsam sein

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Auch Geisteswissenschaftler muessen nicht einsam sein

    Interdisziplinaerer Austausch im Graduiertenkolleg "Ars und Scientia"

    Seit April gibt es an der Universitaet Tuebingen wieder ein rein geisteswissenschaftliches Graduiertenkolleg - neben sieben ganz oder teilweise naturwissenschaftlich orientierten. Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt 700.000 DM ueber zunaechst drei Jahre gefoerdert. Mit der Einrichtung des Kollegs verfolgen die Initiatoren zwei Ziele: Zum einen soll der faecheruebergreifende Blick die Forschung vertiefen, zum anderen soll durch die Form der Arbeit die "Humboldtsche Einsamkeitsforschung", wie Professor Georg Wieland, der Sprecher des Kollegs, das Problem der Vereinzelung in den Geisteswissenschaften nennt, durchbrochen werden.

    Zehn Stipendiaten erforschen im Rahmen von Doktorarbeiten gemeinsam das Verhaeltnis von Ars (den freien Kuensten) und Scientia (der Wissenschaft) vom 11. bis zum 18. Jahrhundert. Damit bewegen sie sich ueber die traditionelle Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit hinweg. Der Trennungsprozess zwischen Ars und Scientia ist ein typisch abendlaendisches Phaenomen, vom Islam z.B. wurde er nicht nachvollzogen. Beschaeftigen werden sich die Kollegteilnehmer vor allem mit den - auch soziohistorischen - Folgen der Entwicklung fuer Bildung und Wissen im weitesten Sinne, etwa Denkformen und -inhalte oder die Gruendung von Institutionen.

    Die erste Phase des Kollegs ist zunaechst vorwiegend historisch akzentuiert. Drei der entstehenden Dissertationen widmen sich regionalen Entwicklungen: dem Gymnasium und der Akademie in Altdorf, dem Logikunterricht im voruniversitaeren Erfurt und schliesslich der Geistlichkeit in der fruehen Neuzeit am Beispiel der Stadt und des Stifts Hildesheim. Ebenfalls drei Doktoranden haben sich Persoenlichkeiten zum Thema gewaehlt. So wird die Anthropologie des Petrus Johannes Olivi jetzt gruendlich durchdacht. Der Franziskanermoench war ein Gegner des Thomas von Aquin und dessen Lehre von der einheitlichen Seele im Gegensatz zur Auffassung verschiedener Lebensprinzipien, etwa Sinnlichkeit und Vernunft. Gespannt sein darf man auch auf die Untersuchungen zum 'Notizbuch' Hugos von Lerchenfeld und "Rahewin. Ein bayerischer 'Intellektueller' des 12. Jahrhunderts". Weitere Arbeiten beschaeftigen sich mit der Entwicklung von Methoden und Wissensformen, etwa der Hermeneutik im 12. Jahrhundert oder der Allegorisierung und Inszenierung von Wissen im deutschen Mittelalter. Die Postdoktorandin Dr. Sonja-Maria Bauer widmet sich der Geschichte der Philosophischen Fakultaet der Universitaet Tuebingen im 17. und 18. Jahrhundert. Fuer eine Verlaengerung von "Ars und Scientia" denkt der Sprecher Professor Wieland an die Ausweitung in die Rechts-, Medizin-, Musik- und Kunstwissenschaft. Auch literarische Fragestellungen sollen nicht aus den Augen verloren werden. "Ars und Scientia" wird von derzeit sieben Professoren geleitet. Drei vertreten das Fach Geschichte, zwei das Fach deutsche Philologie/Mediaevistik und je einer die Faecher Mittellateinische Philologie und Philosophie. Sie werden fuer die interdisziplinaere Betreuung der Stipendiaten sorgen.

    Einmal in der Woche treffen sich die Teilnehmer zum Gedankenaustausch und der Vorstellung der Arbeiten. Hinzu kommen weitere Veranstaltungen, die auch international ausgerichtet sein sollen.

    Weitere Informationen: Professor Dr. Georg Wieland, Tel. (07071) 29 26 70 oder Graduiertenkolleg "Ars und Scientia", Katholisch-theologisches Seminar, Liebermeisterstr. 12, 72076 Tuebingen, Tel./Fax (07071) 29 49 10, e-mail: g.wieland@uni-tuebingen.de


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    Social studies
    transregional, national
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