Wie haben Darwins Ideen Wissenschaft und Gesellschaft verändert? In der Veranstaltung am 9.9.06 in Frankfurt/M. sollen verschiedene fachdisziplinäre Evolutionskonzepte vorgestellt und diskutiert werden.
Die interdisziplinäre Tagung am Institut für Neue Medien wird in Kooperation von Delfi-Network, dem INM und dem Verband deutscher Biologen veranstaltet.
Der Begriff der Evolution hat mittlerweile, über die Grenzen der Biologie hinaus, Eintritt in viele wissenschaftliche Fachdisziplinen erhalten. Jedoch behandelt jedes Fach das Konzept Evolution anders. In den Fragen, welchen Stellenwert evolutionäre Gedanken einnehmen, ob sie mit den übrigen fachspezifischen Theorien in Einklang stehen und welche Kritik innerhalb des disziplinären Diskurses an sie herangetragen wird, sind große Unterschiede zu beobachten. Zudem stellt sich die Frage, ob die jeweiligen Fachwissenschaftler nicht teilweise völlig unterschiedliche Sachverhalte bezeichnen, wenn sie von Evolution sprechen. Hier setzt unsere Tagung an. Wir wollen die Frage nach dem Erklärungswert der Evolutionstheorie in einem interdisziplinären Kontext neu stellen. Was bedeutet Evolution heute? Und wie verändert sie unser Weltbild?
In den Natur- und Ingenieurwissenschaften fanden evolutionäre Konzepte regen Zuspruch. Chemiker und Physiker untersuchen die Evolution der unbelebten Materie noch vor dem Zeitraum der (belebten) Evolution, in der Informatik werden z.B. evolutionäre Algorithmen als Optimierungsverfahren verwendet.
Auch in der Philosophie hat der Evolutionsgedanke für Aufsehen gesorgt. Er bereitete den Boden für die zunehmende Akzeptanz naturalistischer Erklärungen für Geist und Bewusstsein. Der Philosoph Daniel DENNETT und der Hirnforscher Wolf SINGER verabschieden die Idee eines intentional und frei handelnden Individuums. Die möglichen Folgen für Ethik und Recht liegen auf der Hand. In Form der "evolutionären Ökonomie" haben die Ideen der biologischen Evolution auch Eingang in die Wirtschaftswissenschaften gefunden. Eine wegweisende Idee ist hierbei, dass durch freie Märkte eine Selektion unter konkurrierenden Produkten, Produktionsverfahren und Unternehmen stattfindet, in der sich ansprechende Produkte und effizientere Verfahren durchsetzen.
Die Sozialwissenschaften stehen einer evolutionären Erklärung sozialen Verhaltens noch immer weitgehend ablehnend gegenüber, da die Vorstellung des intentional handelnden Akteurs mit der Idee einer "blinden" Evolution unvereinbar scheint. Dennoch gewinnen evolutionäre Ansätze - etwa in Form der Kooperationstheorie von Robert AXELROD und der sozialen Evolutionstheorie von Niklas LUHMANN - auch hier an Boden. Mit der Memetik ist zudem ein neuer Wissenschaftszweig aufgetreten, der die Domäne der Sozial- und Kulturwissenschaften revolutionieren möchte. So wie in der biologischen Evolution die Gene die Träger der genetischen Information sind, werden kulturelle Replikatoren, die sogenannten "Meme", als Träger der sozialen Evolution ins Spiel gebracht. Dieses, vom Biologen Richard DAWKINS entwickelte, Konzept wurde mittlerweile spezifiziert und weiterentwickelt. Doch ist die Idee des "Mems" mehr als eine Metapher?
Es ist gelungen eine wahrlich fachübergreifende Referentenschar zum Thema zu gewinnen. Das Programm am 9.9. (9.30 - 20.00 Uhr) liest sich folgendermaßen:
Bernhard Brandl (Wirtschaftssoziologie):
Evolutionstheoretische Konzepte in der automatischen Modellierung. Wege zu einer positivistischen empirischen Sozialforschung?
Jörg Brauns (Medienphilosophie):
"The Da Vinci Code" als memetisches Manifest? Überlegungen zum Konzept des "Mems" aus Sicht der Systemtheorie
Michael Gudo (Evolutionsbiologie):
Evolution und Weltbilder - Die Frankfurter Evolutionstheorie: Wie ein neues Evolutionsverständnis das Evolutions-Paradigma verändert
Helmut Hille (Neurophilosophie):
Haben wir die Idee der Evolution wirklich schon verstanden?
Bertram Köhler (Physik):
Evolution als Weltanschauung
Hubert Meisinger (Theologie):
Evolutionstheorie und Theologie
Frank Schwab (Psychologie) & Clemens Schwender (Kommunikationswissenenschaft):
Evolution und Medienwissenschaft. Ein kollegial kritisches Streitgespräch
Markus Preiter (Medizin):
Evolution und Psychopathologie: Krankheit als "Illness of the Fittest"?
Volker Pürschel (Physik):
Ist menschheitliches Globalverhaltens als Ergebnis genetisch-memetischer Ko-Evolution modellierbar?
Kontakt: tagung@delfi-network.de
Weitere Informationen: http://www.delfi-network.de/evolution/
Unsere Tagungsgebühr beträgt 30 Euro (Studierende: 10 Euro). Getränke, Speisen und Snacks sind dabei inklusive.
Kontakt zur Programmmanagerin:
Julia Lein
Diplom-Biologin
Projektmanagerin Tagung: "Das darwinistische Mem"
jlein@senckenberg.de
http://www.delfi-network.de/evolution/
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Information technology, Language / literature, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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