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07/07/1997 00:00

Eifersucht: Ein Kind der Liebe

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG

    Eifersucht: Ein Kind der Liebe

    Oldenburg. Eifersucht - wer kennt es nicht, dieses Gefuehl, das einem den Magen zusammenzieht und die Luft abschnuert. Eifersucht gehoert zu den haeufigsten Scheidungs- und Trennungsgruenden und ist oft das Motiv bei Gewalttaten, die von Maennern an ihren Partnerinnen begangen werden. In der neuesten Ausgabe (Nr. 25) von EINBLICKE, dem Forschungsmagazin der Universitaet Oldenburg, berichtet die Oldenburger Psychologin Dr. Annette Schmitt ueber eine Untersuchung, die von der Forschungsgruppe "Emotion und Kommunikation" durchgefuehrt wurde. In dieser Untersuchung wurden 200 Geschichten von Maennern und Frauen ueber erlebte Eifersucht in Partnerschaften ausgewertet.

    Die Wissenschaftlerin widmete sich den Anlaessen, die Eifersucht ausloesen und jenen Gefuehlen, die die Eifersucht begleiten. In welchen Varianten existiert Eifersucht, wie wird sie von den Betroffenen mitgeteilt? Und wie laesst sie sich schliesslich vermindern oder sogar aufheben? Es stellte sich heraus, dass das Erleben und Durchleben von Eifersucht ganz bestimmten, sozialisationsbedingten Regeln folgt. Eifersucht wird in verschiedenen Kulturen unterschiedlich erlebt. In unserem westlichen Kulturkreis ist beispielsweise das Treueideal ein wichtiger Bestandteil monogamer Beziehungen und gleichzeitig oft Anlass und Ausloeser von Eifersucht. Die Regeln, die den Umgang der Menschen mit der Eifersucht bestimmen, gelten auch fuer die Kommunikation. Sie machen es moeglich, dass die Menschen einander verstehen. Innerhalb der 200 protokollierten Geschichten kristallisierten sich drei variierende Reaktionsmuster heraus, die das Eifersuchtserleben bestimmen.

    Zunaechst bildet die "Tat" den Anlass fuer Eifersucht. Dieser Anlass kann Vernachlaessigung, vermutete Untreue oder Untreue sein. Die Vernachlaessigung durch den Partner wird primaer durch empfundenen AErger begleitet und erst sekundaer durch eine Kraenkung des Selbstwertgefuehls. Bei der vermuteten Untreue dagegen dominiert die Angst vor dem Verlust des Partners. Ist die Untreue bereits gewiss, steht die Traurigkeit ueber den Verlust der Liebe oder der ausschliesslichen Liebe des Partners an erster Stelle. Das aus der Eifersucht resultierende Leid aeussert sich als Traurigkeit, Selbstzweifel oder anderes Leid, wie zum Beispiel Neid. Die Umgangsweise mit dem Leid ist entweder partnerbezogen oder selbstbezogen. Wenn sich die betroffene Person mit dem Partner auseinandersetzt, geschieht das in den Kategorien kooperativ, also in Form einer Aussprache, konfrontativ in Form einer Szene oder indirekt z.B. in Form einer Diaet, um dem Partner wieder besser zu gefallen.

    Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sich die Erlebnisweisen bei verschiedenen Anlaessen zur Eifersucht ganz erheblich unterscheiden. Aber es zeigte sich auch ein Kern, der allen Geschichten eigen war: Der Gedanke an den Verlust der Liebe. Dieser Gedanke wurde ueberwiegend mit dem Verlust der Ausschliesslichkeit der Liebesbeziehung gleichgesetzt. Damit kristallisierte sich heraus, dass alle Befragten davon ueberzeugt sind, dass die romantische Liebe in ihrem Wesen nach nicht teilbar ist. Der Wert der eigenen Liebesbeziehung wird generell in ihrer Ausschliesslichkeit und Einzigartigkeit gesehen.

    Hier sieht die Wissenschaftlerin auch einen Ansatzpunkt zur Vermeidung von Eifersucht. Paare, die haeufig mit Eifersucht zu kaempfen haben, koennten sich fragen, welche Verhaltensweisen des anderen die Exklusivitaet der Partnerschaft tatsaechlich bedrohen. Die Ausschliesslichkeitsstandards koennten abgemildert werden, so dass z.B. ein Gespraech des Partners mit einer anderen Person nicht gleich als Anlass zur Eifersucht bewertet wird. Eine derartige Veraenderung der absoluten Ansprueche an die Ausschliesslichkeit der Liebesbeziehung koennte einen gelasseneren und toleranteren Umgang der Partner in aehnlichen Situationen bewirken.

    Kontakt: Dr. Annette Schmitt, Forschungsgruppe "Emotion und Kommunikation", Universitaet Oldenburg, Tel.: 0421/593997.

    Fuer die Zusendung eines Belegexemplars waeren wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    Psychology, Social studies
    transregional, national
    No categories were selected
    German


     

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