Etwa 40% der zuhause lebenden und 70% der in Pflegeheimen lebenden älteren Menschen leiden zumindest zeitweise unter Schmerzen. Am 12. September ruft die internationale Schmerzgesellschaft International Association for the study of pain (IASP, Deutsches Mitglied ist die DGSS) den weltweiten Tag gegen den Schmerz älterer Menschen aus. Von diesem Tag an bis Oktober 2007 informieren die Gesellschaften über die Ursachen chronischer Schmerzen im Alter und Therapiemöglichkeiten. "Die schmerztherapeutische Versorgung älterer Menschen ist heute in einigen Problembereichen unzureichend", erklärt Prof. Dr. Heinz-Dieter Basler, Sprecher des Arbeitskreises Alter und Schmerz der DGSS. Vor allem in Alten- und Pflegeheimen und bei demenzkranken Patienten lasse die Schmerztherapie zu wünschen übrig. Der Arbeitskreis hat daher ein Instrumentarium zur Diagnose von Schmerzen bei Patienten entwickelt, die sich nicht verbal äußern können. "die Leitlinien zur Qualitätssicherung der interdisziplinären Schmerztherapie müssen mehr Beachtung finden!", fordert der Experte anlässlich des Global Day against Pain.
6. September 2006
Global Day against Pain 2006 am 12. September: Schmerzen im Alter
Missstände in Alten- und Pflegeheimen, Demenzkranke sind schlecht versorgt
Etwa 40% der zuhause lebenden und 70% der in Pflegeheimen lebenden älteren Menschen leiden zumindest zeitweise unter Schmerzen. Am 12. September ruft die internationale Schmerzgesellschaft International Association for the study of pain (IASP, Deutsches Mitglied ist die DGSS) den weltweiten Tag gegen den Schmerz älterer Menschen aus. Von diesem Tag an bis Oktober 2007 informieren die Gesellschaften über die Ursachen chronischer Schmerzen im Alter und Therapiemöglichkeiten. "Die schmerztherapeutische Versorgung älterer Menschen ist heute in einigen Problembereichen unzureichend", erklärt Prof. Dr. Heinz-Dieter Basler, Sprecher des Arbeitskreises Alter und Schmerz der DGSS. Vor allem in Alten- und Pflegeheimen und bei demenzkranken Patienten lasse die Schmerztherapie zu wünschen übrig. Der Arbeitskreis hat daher ein Instrumentarium zur Diagnose von Schmerzen bei Patienten entwickelt, die sich nicht verbal äußern können. "die Leitlinien zur Qualitätssicherung der interdisziplinären Schmerztherapie müssen mehr Beachtung finden!", fordert der Experte anlässlich des Global Day against Pain.
Informationen zum Global Day against Pain im Internet:
http://www.iasp-pain.org/GlobalDay-2006.htm
Ältere leiden still
Obwohl etwa 90 % der über 75-Jährigen zeitweise oder dauernd unter Schmerzen leiden, klagen sie weniger häufig darüber als jüngere. Die Schmerzwahrnehmung bleibt aber auch im Alter erhalten, und zusätzlich steigt das Risiko, schmerzbedingte Funktionseinschränkungen zu erleiden. Beeinträchtigungen durch den Schmerz reichen einer Studie des Arbeitskreises zufolge von Problemen beim Anziehen (13,4 Prozent) über Treppensteigen (22,9 Prozent) und Einkaufen (29,4 Prozent) bis hin zu Unternehmungen mit anderen (27,5 Prozent). Der daraus entstehende Verlust sozialer Kompetenz, gedrückte Stimmung und Schmerz verstärken sich gegenseitig. Über die Hälfte der 263 älteren Patienten aus drei Schmerzpraxen, zwei Geriatriekliniken und einer Schmerzklinik, die die Forscher befragten, fühlt sich häufig traurig und niedergeschlagen. Fast drei Viertel der Befragten gaben an, ihr Schmerz dauere bereits seit mehreren Jahren an. Die häufigsten Schmerzen im Alter sind die des Bewegungsapparates (chronischen Schmerzen an Kreuz, Hüfte, Bein oder Fuß: 75,7 Prozent, an Schulter, Arm und Hand: 54,8 Prozent), Nervenschmerzen und Tumorschmerzen.
Ursachenforschung ist schwierig
Die Abklärung der Ursachen ist nicht immer einfach, weil ältere Menschen häufig an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden: Schmerzpatienten über 65 Jahre haben im Durchschnitt neben der Schmerzerkrankung Erkrankungen in fünf weiteren Organsystemen. Sie nehmen durchschnittlich sieben verschiedene Medikamente ein. Chronischer Schmerz im Alter müsse daher interdisziplinär behandelt werden, fordern die Spezialisten, koordiniert vom Hausarzt. "Jedes Therapiekonzept ist individuell zu erstellen: Die medikamentöse Schmerztherapie ist nur ein Baustein. Weitere sind Physiotherapie, Naturheilverfahren, Techniken der Schmerz-bewältigung, psychosoziale und invasive Verfahren", erklärt Prof. Basler. Um die Interdisziplinarität der Schmerzbehandlung sei es jedoch derzeit in Deutschland noch nicht gut bestellt. "Chronische Schmerzen werden häufig nicht diagnostiziert", so Prof. Dr. Thorsten Ni-kolaus, stellvertretender Sprecher der Arbeitsgruppe. "Die medikamentöse Versorgung, insbesondere mit Opioden ist unzureichend."
Schmerz bei Demenzkranken
Eine besonders schwierige Patientengruppe stellen Menschen mit Demenz dar, die sich ihrer Umwelt nicht mehr verbal mitteilen können. "Da eine ausreichende Schmerztherapie eine umfassende Diagnostik voraussetzt, haben wir ein deutschsprachiges Instrument entwickelt, Schmerz bei Demenzkranken auf anderem Wege zu messen", erklärt Prof. Basler. Basierend auf den Beobachtungskategorien Atmung, negative Lautäußerungen, Gesichtsausdruck, Körpersprache und Reaktion auf Tröstung lässt sich damit ermitteln, ob ein Patient Schmerzen empfindet und wie stark sie sind. (Weitere Informationen im Internet http://dx.doi.org/10.1007/s00482-006-0490-7)
Forschung über Arzneimittelwechselwirkungen verstärken
Die Einnahme zu vieler verschiedener Medikamente zur gleichen Zeit stellt ein großes Prob-lem bei der Behandlung älterer Patienten dar: In der DGSS-Studie rangierte die Anzahl der Präparate zwischen zwei und 19, durchschnittlich zwei davon gegen Schmerzen. Ab fünf Wirkstoffen gelten die Wechselwirkungen bereits als unüberschaubar. Die häufigsten Nebenwirkungen waren ein trockener Mund, Schlafstörungen, Müdigkeit, Verstopfung und Schwindel. Über Wechselwirkungen, auch positive, sei noch zu wenig bekannt, stellen die Schmerzspezialisten fest. Hier sei eine Intensivierung der Forschung über Arzneimittelinteraktionen notwendig.
Aufklärung ist notwendig
Eine Linderung ihrer Beschwerden versprachen sich die meisten für die Studie Befragten vor allem von Schonung und Ruhe. Hier sehen die Forscher ein Problem, denn Experten schreiben körperlicher Betätigung große Bedeutung bei der Linderung von chronischem Schmerz zu. "Darüber müssten ältere Patienten besser aufgeklärt werden", folgern die Mediziner.
Weiterführende Literatur
US-Leitlinien in der Schmerztherapie bei älteren Menschen: JAGS (2002), 50: S. 205 - S224
Ansprechpartner
Prof. Dr. med. Thorsten Nikolaus, stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Alter und Schmerz der DGSS, Geschäftsführer/Chefarzt Bethesda Geriatrische Klinik, Zollernring 26, 89073 Ulm, Tel.: 0731-187185, Fax: 0731-187389, E-Mail:thorsten.nikolaus@bethesda-ulm.de
http://www.iasp-pain.org/GlobalDay-2006.htm
Criteria of this press release:
History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Science policy
German
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