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01/26/2000 14:18

Drastische Kürzungen der internationalen Agrarforschung

Jutta Höhn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist tief besorgt über die drastischen Kürzungen der Beiträge der Bundesrepublik zur internationalen Agrarforschung. In einem Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder weist der Präsident der DFG, Professor Ernst-Ludwig Winnacker, im Namen der DFG-Senatskommission zur Beurteilung von Stoffen in der Landwirtschaft auf die Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland als weltweit größtem Agrarimporteur hin. Da die Kürzungen Forschungszentren in Entwicklungsländern betreffen, die für deutsche Wissenschaftler wichtige Kooperationspartner sind, beeinträchtigen sie auch die Forschung in der Bundesrepublik. Vor dem Hintergrund der gesicherten und preiswerten Nahrungsversorgung in Deutschland appellieren die Wissenschaftler an die Bundesregierung, zumindest den bisherigen Förderumfang beizubehalten, um den internationalen Problemen gerecht zu werden.

    Nach dem neuesten UN-Bericht hat die Weltbevölkerung am 12. Oktober 1999 die Zahl von sechs Milliarden überschritten und wird sich bei knapp zehn Milliarden in 50 bis 70 Jahren stabilisieren. Ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen Wasser- und Nahrungsknappheit herrschen. Mangelernährung trifft vor allem Frauen und Kinder, in den Entwicklungsländern jedes dritte Kind. Die Folgen sind Armutswanderungen, im Extremfall
    kriegerische Auseinandersetzungen. Auch die steigende Urbanisierung bedeutet Verlust der Subsistenzwirtschaft, also Verlust der eigenen Nahrungsbasis. Demgegenüber steht die Überflußversorgung in den Industrieländern. Die Bundesrepublik ist der größte Agrarimporteur in der Welt und mit fast zehn Prozent des Weltagrarmarktes (1997 = 71,5 Milliarden Mark) Abnehmer von riesigen Stoffströmen aus EU- und Entwicklungsländern (jeweils rund 50 Prozent des Importanteils).

    Trotz dieser Problemlage hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vor einigen Wochen beschlossen, die Mittel für die internationale Agrarforschung (Consultative Group for International Agricultural Research CGIAR) beim BMZ von rund 35 auf 18 Millionen Mark pro Jahr zu halbieren. Die Bundesrepublik unterstützt seit 1971 die von Weltbank, Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) und United Nations Environment Programme (UNEP) koordinierte internationale Agrarforschung, die durch ihre Beiträge ganz wesentlich zur Sicherung der Ernährung und nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen beigetragen hat.

    Die Senatskommission befürchtet, daß die drastische Reduzierung der deutschen Beiträge eine Signalwirkung auf andere Geberländer hat. Sie beklagt zudem, daß die erste Stufe der Kürzung im ersten Jahr (2000) planlos und ohne erkennbare Berücksichtigung der vorliegenden Evaluierungen der betreffenden 17 Forschungsinstitute erfolge. Die internationale Evaluierung der CGIAR-Institute im letzten Jahr stellte besonders heraus, daß sie mit großem Erfolg die Produktivität der Landwirtschaft in Ländern wie Indien, Pakistan, Syrien und Äthiopien gesteigert haben. Zahlreiche Länder konnten ihre Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten und Hilfslieferungen verringern oder wurden davon sogar ganz unabhängig. Die Kürzungen haben über die Zweifel an der internationalen Verantwortung der deutschen Forschungsförderung hinaus auch Zweifel an der Effizienzorientierung der deutschen Wissenschaftspolitik hervorgerufen.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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