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01/26/2000 15:59

Max Bense 90 Jahre

Dr. Ulrich Engler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Philosoph, Mathematiker, Semiotiker, Ästhetiker, Wissenschaftstheoretiker, dazu Querdenker, Ketzer, Aufklärer, Hecht im Karpfenteich und Dichter - die Palette der Zuschreibungen in den zahlreichen Artikeln und Aufsätzen, die über Max Bense bisher verfaßt wurden, könnte leicht erweitert werden. Der am 7. Februar 1910 in Straßburg geborene Bense wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Die heutige Fakultät Philosophie lädt aus Anlaß seines Geburtstages zu einer Veranstaltung an die Universität Stuttgart ein.
    Ort: Universität Stuttgart, Keplerstraße 7, Senatssaal
    Zeit: 7. Februar 2000, 17.15 Uhr

    Auf dem Programm stehen neben der Begrüßung durch den Stuttgarter Informatikprofessor und Bense-Schüler Rul Gunzenhäuser sowie des Grußwortes des Uni-Rektors, Prof. Dr. Günter Pritschow, drei Hauptvorträge, in denen Schwerpunkte und wichtige Stationen aus dem wissenschaftlichen Leben Max Benses thematisiert werden.
    Der Dekan der Fakultät Philosophie, Prof. Dr. Horst Thomé, wird Max Bense und die Literatur der Fünfziger Jahre beleuchten. Mit dem Namen Bense ist unter anderem die sogenannte Stuttgarter Gruppe oder Schule verbunden. Eine Vereinigung aus Schriftstellern und Typographen, zu denen neben Bense auch Reinhard Döhl, Ludwig Harig, Helmut Heißenbüttel, Klaus Burkhardt und Hansjörg Mayer gezählt werden. Ihnen gemeinsam war das Bemühen um eine experimentelle Dichtung beziehungsweise die Entwicklung von visueller und konkreter Poesie. Bereits in den Anfängen des Computerzeitalters wurden Benses Anregungen zu Versuchen, poetische Texte mit programmtechnischen Methoden zu generieren, berühmt.
    Der heutige Leiter der Abteilung für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie, Prof. Dr. Christoph Hubig, erläutert den Mathematischen Existentialismus bei Bense. Der Stuttgarter Philosoph gehörte zu den unbedingten Verfechtern einer rationalen Geisteshaltung, der in der Technik vor allem die geistigen Grundlagen unserer Zivilisation betonte. Zeichen und Symbole waren dabei für den Philosophen und Erneuerer der Semiotik die wichtigsten Werkzeuge.
    Sein Vertreten klarer Positionen wurde oft als Herausforderung und Provokation empfunden. Der Frankfurter Technikphilosoph Günter Ropohl erinnert in diesem Zusammenhang an den sogenannten Fall Bense - ein Rückblick in die Sechziger Jahre. Gleich zweimal lösten zu Beginn der 60er Jahre Max Benses Einstellungen zu Religion und Gesellschaft heftige Debatten im Landtag von Baden-Württemberg aus.
    Neben den Vorträgen werden verschiedene Texte Max Benses geboten: die Gruppe "Exvoco" führt seinen "Rosenschuttplatz" auf und Gabriele Lange und Peter Gorges sprechen philosophische und poetische Texte; Silke Stolz und Julius Pfeifer werden zwei moderne Musikstücke zu Gehör bringen.
    Das Schlußwort der Veranstaltung bleibt Prof. Dr. Elisabeth Walther-Bense vorbehalten, die von 1956 bis 1983 an der Universität Stuttgart lehrte. Zusammen mit Max Bense gab sie 1973 das Wörterbuch der Semiotik heraus, und sie zeichnet verantwortlich für die in den letzten Jahren im Metzler-Verlag erschienene vierbändige Ausgabe der "Ausgewählten Schriften" von Max Bense.

    Max Bense studierte an den Universitäten Bonn und Köln Physik, Mathematik, Geologie und Philosophie. 1937 promovierte er zum Dr. phil. rer. nat. in Bonn mit einer Arbeit über "Quantenmechanik und Daseinsrelativität". Bereits als Student veröffentlichte er drei Bücher und zahlreiche Beiträge in Zeitschriften, Zeitungen und beim Rundfunk. Er habilitierte 1946 an der Universität Jena, wo er bis 1948 auch lehrte. Von 1949 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1978 leitete er das Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Universität Stuttgart.
    Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Hamburg, Ulm und Rio de Janeiro. In Stuttgart gründete Max Bense 1957 die Studiengalerie des Studium Generale, in der junge Künstler aus Deutschland und dem Ausland diskutiert wurden. Zusammen mit Elisabeth Walther gab er von 1955 bis 1960 die kulturpolitische Zeitschrift "augenblick" heraus, die von 1960 bis 1976 von der Schriftenreihe "rot" abgelöst wurde. In beiden Publikationen wurden zahlreiche literarische und wissenschaftliche Autoren vorgestellt, darunter Gotthard Günther, Arno Schmidt, Helmut Heißenbüttel, Reinhard Döhl, Helmut Mader, Manfred Esser, Ernst Jandl, Friederike Meyröcker, Francis Ponge, Georg Nees, der amerikanische Pragmatist Charles S. Peirce und Vertreter der konkreten Poesie. Von 1976 bis 1990 schließlich gab er mit Gérard Deledalle und Elisabeth Walther die internationale Zeitschrift "Semiosis" heraus, die nach seinem Tod noch bis 1999 bestand.
    Max Bense starb am 29. April 1990 in Stuttgart.


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    Criteria of this press release:
    Information technology, Language / literature, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Personnel announcements
    German


     

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