Neben Heimerziehung müssen andere Formen der Unterbringung entwickelt werden
Jena (01.02.00) Gerade ist das "Handbuch Heimerziehung und Pflegekinderwesen in Europa" im Luchterhand-Verlag erschienen. Es ist das Resultat eines langjährigen Gemeinschaftsprojekts der Lehrstühle für Sozialpädagogik der Universitäten Lüneburg und Bristol sowie von Prof. Dr. Michael Winkler, dem Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Pädagogik und Theorie der Sozialpädagogik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Auf fast 1.200 Seiten stellt das Handbuch erstmals den Forschungsstand wie auch die fachlichen Entwicklungen in diesem zentralen Bereich der Jugendhilfe dar. "Dabei ist es nicht nur gelungen, eine Systematik zu entwickeln, die Forschung und Fachdiskussion innerhalb der relevanten Zusammenhänge verortet", sagt Prof. Winkler, "vielmehr konnten die entscheidenden Forschungszugänge und fachlichen Problemdimensionen grundlagentheoretisch und zugleich praxisnah erfasst werden, ohne die Problematik der Heimerziehung aus dem Blick zu verlieren". Fremdplatzierung von Kindern und Jugendlichen, also ihre längerfristige Unterbringung außerhalb ihrer Herkunftsfamilie gilt als ein außerordentlich dramatisches Ereignis, wobei die pädagogische Wirksamkeit dieser Hilfsform umstritten ist. "Zwar gibt es", so Winkler weiter, "wohl keine Möglichkeit, gänzlich auf Heimerziehung zu verzichten, doch muss eine Vielfalt von Formen stationärer Unterbringung entwickelt werden, die übrigens auch traditionelle Ansätze noch einmal in Erwägung ziehen". Entscheidend ist laut Winkler aber wohl ein Ergebnis der englischen Forschung: dem Hilfeprozess muss stetige Aufmerksamkeit gelten, damit nicht der Fall des "lost in care" - des 'Verlorengehens in der Fürsorge' - eintritt.
Von den bisherigen Handbüchern unterscheidet sich das neue durch seine europäische Perspektive, die ihm zugleich eine einzigartige dokumentarische Qualität verschafft. Es belegt durch seine Beiträge die unterschiedlichen Ansätze der Heimerziehung in den europäischen Ländern. Zugleich dokumentiert es mit seinen Beiträgen von osteuropäischen Forschern auch den Transformationsprozess in den Systemen der sozialen Hilfe dieser Länder. Wenngleich die Herausgeber blinde Flecken eingestehen müssen, so ist etwa der südosteuropäische Raum nur gering vertreten, hält das Handbuch dennoch Standards für Forschung und Praxis fest.
Bibliographische Angaben:
Handbuch Heimerziehung und Pflegekinderwesen in Europa - Handbook Residental and Foster Care in Europe. Luchterhand-Verlag 1999. ISBN 3-472-02339-2. 120 DM.
Friedrich-Schiller-Universität
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Criteria of this press release:
Social studies, Teaching / education
transregional, national
Scientific Publications
German
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