idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/28/2006 16:51

Chinesisches Fusionsexperiment EAST in Betrieb gegangen

Isabella Milch Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik

    Mit der Erzeugung des ersten Plasmas ging am 27. September 2006 das neue Fusionsexperiment Chinas, der "Experimental Advanced Superconducting Tokamak" EAST im Institut für Plasmaphysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Hefei in Betrieb. Mit EAST - der ersten vollständig supraleitenden Fusionsanlage vom Typ Tokamak - gewinnt China Anschluss an aktuellste Fragen der Fusionsforschung.

    Ziel der weltweiten Bemühungen um die Kernfusion ist es, die Energieproduktion der Sonne in einem irdischen Kraftwerk nachzuvollziehen. Brennstoff ist ein dünnes ionisiertes Wasserstoff-Gas, ein "Plasma". Um das Fusionsfeuer zu zünden, muss es gelingen, das Plasma wärmeisoliert in Magnetfeldern einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen. Während der magnetische Käfig in den meisten Fusionsanlagen heute noch mit normalleitenden Kupferspulen erzeugt wird, wird in EAST das Plasma in einem durch supraleitende Spulen hergestellten Magnetfeld eingeschlossen. Auf Tieftemperatur nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt, verbrauchen diese Spulen beim Betrieb nahezu keine Energie. So kann die Anlage lange Entladungspulse von mehreren Minuten Dauer erreichen.

    Mit D-förmigem, 80 Zentimeter breitem Plasmaquerschnitt und einem Durchmesser des Plasmaringes von 2,5 Metern besitzt EAST etwa die Dimensionen des Tokamaks ASDEX Upgrade, der als größtes deutsches Fusionsexperiment im Garchinger Max-Planck-Institut für Plasmaphysik betrieben wird. Im Vergleich zu dem europäischen Gemeinschaftsexperiment JET und dem geplanten ITER sind beide nur mittelgroße Anlagen. Mit Hilfe der supraleitenden Magnetspulen aus Niob-Titan strebt EAST jedoch im Unterschied zu den 10 Sekunden-Pulsen von ASDEX Upgrade und JET Pulslängen von rund tausend Sekunden an. "Dies macht das Team um die chinesische Anlage zu sehr interessanten Forschungspartnern", erklärt Dr. Otto Gruber, Projektleiter von ASDEX Upgrade im IPP: "Mit EAST können die fortgeschrittenen Betriebsweisen, die an ASDEX Upgrade und JET entwickelt wurden, im Langpulsbetrieb untersucht werden". Aus Budgetgründen ist für EAST jedoch zunächst nur eine vergleichsweise geringe Heizleistung von sieben Megawatt vorgesehen; erst in einer späteren Ausbaustufe wird die volle Heizung von 22 Megawatt zur Verfügung stehen.

    Nächster großer Schritt der weltweiten Fusionsforschung ist der internationale Testreaktor ITER (lat. "der Weg"), der erstmals ein brennendes und Energie lieferndes Fusionsplasma herstellen soll. Die Großanlage soll in Cadarache, Südfrankreich, aufgebaut werden. Von europäischen, japanischen, russischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern vorbereitet, haben sich der Forschungskooperation inzwischen Süd-Korea, Indien und 2003 auch China angeschlossen: "Die Fusionsforschung - einschließlich des ITER-Projekts - wurde als eine der Top-Prioritäten in den Nationalen Forschungs- und Entwicklungsplan Chinas aufgenommen, der letztes Jahr fertig gestellt wurde", erklärte Liu Yanhua, der Stellvertretende Forschungsminister Chinas, anlässlich der Unterzeichnung der internationalen ITER-Vereinbarung Ende Mai 2006.

    Neben China rüsten sich auch Indien und Süd-Korea mit modernen Fusionsanlagen aus: Etwas größer als EAST, entsteht in Südkorea zurzeit KSTAR (Korean Superconducting Tokamak Advanced Research). In Indien soll der supraleitende Tokamak SST-1 (Steady State Superconducting Tokamak) demnächst den Betrieb aufnehmen.


    More information:

    http://www.ipp.mpg.de


    Images

    Die chinesische Fusionsanlage EAST (Experimental Advanced Superconducting Tokamak) in Hefei
    Die chinesische Fusionsanlage EAST (Experimental Advanced Superconducting Tokamak) in Hefei

    None

    EAST während des Aufbaus. Zu sehen ist ein Teil des ringförmigen  Plasmagefäßes.
    EAST während des Aufbaus. Zu sehen ist ein Teil des ringförmigen Plasmagefäßes.
    Foto: ASIPP
    None


    Criteria of this press release:
    Electrical engineering, Energy, Materials sciences, Mathematics, Mechanical engineering, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

    Die chinesische Fusionsanlage EAST (Experimental Advanced Superconducting Tokamak) in Hefei


    For download

    x

    EAST während des Aufbaus. Zu sehen ist ein Teil des ringförmigen Plasmagefäßes.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).