Bochum, 17.04.1997 Nr. 71
Einflussreiche feministische Sozialwissenschaftlerin
Emeritierte New Yorker Wissenschaftlerin lehrt in Bochum
Prof. Dr. Judith Lorber auf der ,Marie-Jahoda-Professur"
Mit Beginn des Sommersemesters 1997 uebernimmt die Soziologin Prof. Dr. Judith Lorber die ,Marie-Jahoda-Gastprofessur fuer Internationale Frauenforschung" an der Ruhr-Universitaet Bochum. Judith Lorber, die von 1970 bis 1995 an der City University of New York gelehrt und geforscht hat und inzwischen emeritiert worden ist, ist auch in der deutschen Soziologie und Frauenforschung seit langem keine Unbekannte mehr. Um so mehr freuen sich die Betreuerinnen der Bochumer Gastprofessur, dass es ihnen gelungen ist, sie als Gastprofessorin zu gewinnen.
Mitgruenderin von ,Gender and Society"
Judith Lorber ist eine der einflussreichsten und wichtigsten feministischen Sozialwissenschaftlerinnen in den USA. Sie gehoerte 1986 zu den Gruenderinnen und bis 1990 auch zu den Herausgeberinnen der renommierten Zeitschrift ,Gender and Society". Sie war 1992/1993 Vorsitzende der ,Sex and Gender Section of the American Sociological Association" und hat mehrere hohe wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten, so zuletzt den ,Jessie Bernard Career Award" der Amerikanischen Gesellschaft fuer Soziologie fuer ihre ,unique and extraordinary contributions as a feminist sociologist".
Publikationen
Im Jahr 1994 ist mit ,Paradoxes of Gender" das Buch erschienen, das sie selbst als ihr ,Lebenswerk" bezeichnet - was sie aber keineswegs daran gehindert hat, unverzueglich mit der Arbeit an einer ganzen Reihe weiterer Buchprojekte zu beginnen. Noch in diesem Jahr wird mit ,Gender and the Social Construction of Illness" ein Buch erscheinen, das Lorbers hierzulande noch kaum bekannte medizinsoziologische Forschungen in den Mittelpunkt stellt. Kurz vor der Fertigstellung steht ,Gender Inequality: Theories and Politics". Und gespannt sind viele auf ein Buch, das sich noch im Planungsstadium befindet und den vielversprechenden (Arbeits-)Titel hat: ,Breaking the Bowls: To Make a Feminist Revolution".
Identitaet und soziale Wirklichkeit
Mit dem Begriff der ,Social Construction", der sozialen Konstruktion, ist die zentrale Perspektive angesprochen, die bei allen wissenschaftlichen Arbeiten Judith Lorbers im Mittelpunkt steht: Es geht ihr darum zu untersuchen, wie die Menschen im sozialen Handeln ihre Identitaet und ihren Status interaktiv hervorbringen - ihre Identitaet und ihren Status als Frauen und Maenner, als Angehoerige unterschiedlicher Ethnien, Religionen und sozialen Klassen, ja sogar ihre koerperlichen Erfahrungen als biologisch weibliche oder maennliche Wesen oder als Transsexuelle und ihre sexuelle Identitaet als heterosexuell, homosexuell oder bisexuell.
Jenseits der Zweigeschlechtlichkeit
Dabei zeichnete sich schon in den Publikationen aus den 80er Jahren ab, dass es Judith Lorber keineswegs ,nur" darum geht, den sozialen Konstruktionsprozess zu rekonstruieren und so immer wieder scheinbar Natuerliches als Ergebnis sozialen Handelns sichtbar zu machen. Mindestens ebenso wichtig war und ist fuer sie die Entwicklung einer dekonstruktiven Perspektive, einer Perspektive auf eine Gesellschaft ,Beyond the Binaries", jenseits der Zweigeschlechtlichkeit. Entsprechend gewann in ihren neueren Veroeffentlichungen die hierzulande noch immer recht ungewohnte Frage mehr und mehr an Bedeutung, ob es nicht bereits heute weitaus mehr als zwei Geschlechter gibt.
Veranstaltungen
Judith Lorber wird von Anfang Mai bis Mitte Juli 1997, jeweils mittwochs von 16 - 18 Uhr, an der Ruhr-Universitaet Bochum eine Lehrveranstaltung zum Thema ,The Social Construction of Gender" anbieten. Darueber hinaus steht auf dem Plan ein Workshop ueber ,Feminism and Social Change" (06./07. Juni 1997 in Bochum). Sie wird zudem Vortraege an der Bochumer wie an anderen deutschen Universitaeten halten, um dort die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit vorzustellen und zu diskutieren (in Bochum am 23. Juni 1997, 18-20 Uhr). Und aller Voraussicht nach wird sie schliesslich bei der Jahrestagung der Sektion Frauenforschung in den Sozialwissenschaften, die vom 13.-15. Juni 1997 in Potsdam stattfindet, einen Gastvortrag zu dem bereits angesprochenen Thema halten: ,Beyond the Binaries: Depolarizing the Categories of Sex, Sexuality, Gender".
Weitere Informationen
Fuer weitere Informationen zu Judith Lorber und zu ihren Vortragsterminen im Sommersemester 1997 sowie zur Marie-Jahoda-Gastprofessur fuer Internationale Frauenforschung an der Ruhr-Universitaet Bochum wenden Sie sich bitte an: Dr. Angelika Wetterer, Fakultaet fuer Sozialwissenschaft der Ruhr-Universitaet Bochum, Gebaeude GC 04/49, Tel. 0234-700-2986 oder 0234-700-5413 (Sekretariat).
Criteria of this press release:
Law, Politics, Social studies
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German
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