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02/14/2000 10:41

Knochenforschung nichts für die Industrie?

Ulrich Thimm Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Marburger Wissenschaftler erringen zwei Innovationspreise

    In einem europaweiten Biotechnologie-Wettbewerb, der von der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA und der Wissenschaftskommission der Europäischen Union ausgeschrieben wurde, haben die Marburger Wissenschaftler Professor David Jones und Dr. Martin Hofmann zwei Plätze unter den obersten sechs Rängen belegt. Insgesamt wurden 297 Vorschläge eingereicht. Während für die erste Idee die Finanzierung gesichert ist, scheut die Industrie noch vor dem zweiten Vorschlag zurück.

    Knochen in Kultur

    Das erste Programm in einem Gesamtwert von 1,5 Millionen DM, verteilt über zwei Jahre, wird von Professor David Jones (Abteilung für Experimentelle Orthopädie und Biomechanik) geleitet. Die Partner kommen aus Industrie und Universitäten in Belgien und der Schweiz. Bisher stirbt lebendes Knochengewebe, das in Kultur genommen wird, innerhalb von wenigen Tagen ab. Bei dem neuen System soll Knochen endlich langfristig außerhalb des Körpers am Leben gehalten werden können. In der von Jones' Arbeitsgruppe entwickelten Apparatur können mechanische Kräfte auf den Knochen einwirken und zugleich seine mechanischen Eigenschaften gemessen werden. Die Forschergruppe hat bereits gezeigt, dass das in Kultur genommene Knochengewebe fast genauso auf mechanische Kräfte reagiert wie an seinem ursprünglichen Ort im Menschen. Anwendungsmöglichkeiten eröffnen sich in der Erprobung neuer Arzneimittel für den Knochenstoffwechsel. Dazu gehören Medikamente gegen Osteoporose oder für Gentherapie-Versuche. Zahlreiche pharmazeutische Unternehmen interessieren sich bereits für Lizenzen dieses Geräts. Eine Weiterentwicklung zur optischen Beobachtung von physiologischen Prozessen wird zusammen mit dem Endoskop-Hersteller Richard Wolff betrieben. Das System ist für ein Experiment auf der Internationalen Raumstation vorgesehen und wird voraussichtlich 2004 in dem von Deutschland gebauten "Bio-rack" mitfliegen.

    Finanzierung fraglich

    Beim zweiten Programm, das von Dr. Martin Hofmann (Fachbereich Physik, Arbeitsgruppe Professor Wolfgang Rühle) gemeinsam mit Professor Jones geleitet wird, geht es um eine optische Methode zur Gewinnung von dreidimensionalen Bildern der Knochenstruktur mit einer Auflösung, die zehnmal besser ist als im Computertomogramm. In dem Wettbewerb wurden die Anträge in drei Stufen bewertet - zunächst unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten, dann unter dem Aspekt, ob die Industrie interessiert ist, und schließlich von einem allgemeinwirtschaftlichen Standpunkt aus. Der Vorschlag erhielt eine extrem positive wissenschaftliche Begutachtung, aber noch fehlt ein ernsthaftes Interesse der Industrie. Ihr scheint das Risiko einer völlig neuen Technologie zu groß zu sein, denn bei Programmkosten von über zwei Millionen DM fehlt noch die notwendige Finanzierung. Eine Entscheidung wird im März erwartet.
    Nach Ansicht von David Jones hätte eine solche Idee viel bessere Aussichten in den Vereinigten Staaten, da in Europa Industrie wie Staat bei der Drittmittelvergabe extrem risikoscheu seien. "Schauen Sie sich doch nur an, was mit dem Faxgerät, dem Taschenrechner, dem Wegwerffeuerzeug und dem World Wide Web passiert ist. Alle diese Erfindungen wurden in Europa gemacht, aber außerhalb von Europa zur Marktreife gebracht", vergleicht Jones.

    Für Rückfragen erreichen Sie Professor Jones am besten unter der Handy-Nummer 0173 / 3618704.

    Kontakt:

    Prof. David Jones, Ph.D. M.I.Biol
    Fachbereich Humanmedizin
    Abteilung für experimentelle Orthopädie und Biomechanik
    Baldingerstraße
    35033 Marburg
    Telefon 06421 / 28-66484 (Büro)
    -64915 (Sekretariat)
    Fax 06421 / 28-68981
    E-Mail jones@post.med.uni-marburg.de
    URL www.med.uni-marburg.de/eobm


    More information:

    http://www.med.uni-marburg.de/eobm


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

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