Nach der Florfliege (1999) wurde für 2000 der Goldglänzende Rosenkäfer zum "Insekt des Jahres" ernannt und macht auf die Bedeutung von Insekten im Naturhaushalt aufmerksam. In naturnahen Gärten trägt er etwa zur Humusbildung bei. Durch seine Größe und schillernden Farben ist der Goldglänzende Rosenkäfer ein geeigneter Sympatieträger für die pädagogische Arbeit. Die Schirmherrschaft für das "Insekt des Jahres 2000" trägt Frau Ministerin Bärbel Höhn (NRW).
Das Insekt des Jahres 2000: Der Goldglänzende Rosenkäfer
Goldener Glanz verheißt Wohlergehen. Grün ist die Farbe des immer wiederkehrenden Frühlings, der Hoffnung. So ist ein Träger dieser schönen Farbkombination wohl besonders geeignet, als "Insekt des Jahres 2000" unsere guten Wünsche und Hoffnungen von einem Jahrtausend in das nächste zu transportieren. Zu diesen Wünschen gehört auch, daß wir Menschen nicht zu einsam werden auf unserem Planeten. Wir sollten dabei als unsere Begleiter für die nächsten tausend Jahre aber nicht nur die Elefanten in Afrika und die Bambusbären in Asien sehen, sondern auch die kleinen, oft unscheinbaren Insekten in unserer Nähe.
Dieser Wunsch ist nicht einmal so vordergründig uneigennützig, wie der Schutz der "Großen" erscheint. Durch ihre vielfältige Stellung im Beziehungsgefüge der Ökosysteme sind die Insekten keineswegs unbedeutend für die Welt, in der wir leben, sondern haben unverzichtbare regulatorische Funktionen, wie zum Beispiel als Blütenbestäuber, Humusbildner, Regulatoren oder Parasitoide. Oft werden wir erst durch das Fehlen von Arten auf ihre Bedeutung aufmerksam. Die Insekten sollen nicht weiter hintenanstehen bei den Bemühungen um die Erhaltung der Artenvielfalt in der Biosphäre - Insekten bedeuten Artenvielfalt; sie sind die arten- und formenreichste Tiergruppe überhaupt.
Seit dem vergangenen Jahr vergibt deshalb ein Kuratorium den Titel "Insekt des Jahres" mit der Zielstellung, die Öffentlichkeit auf bestimmte insektenkundliche Themen und konkrete Arten aufmerksam zu machen.
Ein goldgrün funkelndes Juwel - der Rosenkäfer
Der Goldglänzende Rosenkäfer trägt den zoologischen Namen Cetonia aurata (Linnaeus, 1761). Der Gattungsname Cetonia kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet "Metallkäfer". Der Artname aurata ist lateinischen Ursprungs und meint "vergoldet". Der schwedische Naturforscher Linnaeus hat die Art 1761 als erster wissenschaftlich gültig beschrieben. Der Goldglänzende Rosenkäfer ist ein Vertreter der weltweit artenreichsten Ordnung der Insekten, der Käfer (Coleoptera). Er gehört zur Familie Blatthornkäfer (Scarabaeidae), die alle fächerförmige Fühler besitzen, und dort in die Unterfamilie Rosenkäfer (Cetoniinae). Wie die meisten einheimischen Rosenkäfer-Arten ist er durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt.
Der Käfer zählt mit seiner meist goldgrünen oder kupfergoldenen glänzenden Färbung zu den auffälligen einheimischen Insekten. Seine Flügeldecken tragen weißliche Fleckenzeichnungen. Die Oberseite des Käfers ist mit verstreuten feinen Haaren besetzt, die Unterseite dagegen dicht und lang behaart. Die Flügeldecken der Rosenkäfer sind an ihrer Naht fest miteinander ver wachsen und deshalb nicht einzeln hochklappbar wie sonst bei Käfern. Die Rosenkäfer können aber trotzdem gut fliegen, weil seitliche Ausbuchtungen das Ausbreiten der Hautflügel ermöglichen.
Die Käfer leben nur wenige Monate. Im Mai, Juni oder Juli kann man ihnen am ehesten begegnen. Einzelne Tiere können aber auch schon einmal im April oder noch im Oktober zu sehen sein. Auch wenn sie Rosenkäfer heißen, so mögen sie doch ebenso die Blüten von Flieder, Holunder, Weißdorn oder Hartriegel und sind auch auf Doldenblüten und Disteln zu finden. Hier verharren sie oft stundenlang und fressen Pollen und andere zarte Blütenteile. Der Goldglänzende Rosenkäfer ist in weiten Teilen Europas und Asiens mit Ausnahme der höheren Berglagen verbreitet. In wärmebegünstigten Lebensräumen und im Süden kann man ihn oft zahlreich beobachten.
Jeder Rosenkäfer war einmal ein Engerling
Die Weibchen des Goldglänzenden Rosenkäfers suchen zur Eiablage geeignete Örtlichkeiten auf, die der heranwachsenden Brut genügend Nahrung für die nächsten Jahre bieten. Die Ablage des gesamten Eivorrats erfolgt nur an einer Stelle. Aus den Eiern schlüpfen bald die Junglarven. Die gesamte Entwicklungsdauer der Rosenkäfer beträgt ein bis zwei Jahre, wobei vor allem die klimatischen Bedingungen ihres Lebensraumes für die Dauer der Larvenzeit ausschlaggebend sind. Die bis 60 mm großen Engerlinge entwickeln sich im Mulm alter Bäume (Eiche, Pappel, Weide, Obstbäume), in Humuserde, gern auch in Kompost. Die Verpuppung erfolgt am Entwicklungsort. Dazu stellt sich die Larve einen tönnchenartigen Kokon aus dem Material her, in dem sie sich befindet. Die Larve scheidet dazu ein Sekret aus, das die Baumaterialien fest miteinander verkittet. Die freigliedrige, elfenbeinfarbige Puppe liegt auf dem Rücken im waagerecht ausgerichteten Kokon. Nach einer Puppenruhe von nur zwei bis drei Wochen schlüpft der Käfer. Er benötigt aber noch einige Zeit zum Ausfärben und für die Erhärtung seines Chitinpanzers und verbleibt oft den ganzen Winter in der Puppenwiege.
Wie wir dem Insekt des Jahres 2000 helfen können
Die auffälligen Rosenkäfer gehören zu den schönsten Insekten unserer Heimat. Wenn wir aufmerksam durch die Natur gehen, werden wir uns mehr oder weniger regelmäßig an ihnen erfreuen können. Dennoch sind sie vielen Menschen unbekannt. Dieses unverdiente Los teilen sie mit den meisten anderen Insekten. Wir sollten:
- als Eltern unsere Kinder im Garten und auf Wanderungen auf die Rosenkäfer aufmerksam machen,
- als Lehrer die Tiere im Unterricht behandeln und dem "Insekt des Jahres" Malwettbewerbe und Projekte widmen und Ausstellungen über diese Tiere besuchen
- als Förster, Landwirt oder Gärtner die Rosenkäfer zum Gegenstand unserer pädagogischen Arbeit machen
Dem Goldglänzen Rosenkäfer Cetonia aurata kann durch sorgsamen Umgang mit den Komposthaufen während der Larvenentwicklung und durch blütenreiche Gärten für die erwachsenen Tiere geholfen werden. Ein in unseren Breiten sehr seltenes Massenauftreten, bei dem es zu kleineren Fraßschäden an Blüten (z.B. Flieder) kommen könnte, sollten wir tolerieren. Es wird sich im nächsten Jahr kaum wiederholen. Keinesfalls sollten wir Pflanzenschutzmittel einsetzen.
Engerlinge, die beim Umsetzen des Komposthaufens gefunden werden, gehören meistens zum Rosenkäfer und nicht etwa zum Maikäfer. Wenn sie besonders groß sind (deutlich über 60 mm) sind es die Larven des Nashornkäfers. Wir sollen sie im Komposthaufen belassen, tragen sie doch wesentlich zum gärtnerischen Ziel der Humusbildung bei.
Alle anderen einheimischen Arten der Rosenkäfer sind seltener oder sogar große Seltenheiten. Ihre Larven benötigen viel speziellere Nahrungs- und Entwicklungssubstrate, z. B. uralte hohle Bäume mit Mulm. Sie sind nicht imstande, auf gesunde Bäume überzuwechseln. Nur der Erhalt von solchen Bäumen mit toten Holzteilen, die forstwirtschaftlich bereits wertlos sind, kann ihr Überleben sichern. Es ist falsch, an diesen Baumriesen brüchige Stellen und Höhlungen künstlich zu verschließen (Baumchirurgie). Dem Baum wird dadurch kaum geholfen, die zahlreichen Totholzbewohner, meist große Seltenheiten, viele sogar vom Aussterben bedroht, werden aber nachhaltig geschädigt.
Als Literatur zur Thematik Rosenkäfer empfehlen wir u. a.:
Harde, K. W. & F. Severa 1988: Der Kosmos Käferführer; Klausnitzer, B. 1981: Wunderwelt der Käfer
Machatschke, J. W. 1969: Familienreihe Lamellicornia. - In: Freude, H.; Harde, K. W. & G. A. Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 8. [Cetoniinae: 357-362].
Tropische Rosenkäfer sind auch interessante Terrarientiere:
Löwenberg, A. 1999: Ratgeber: Exotische Käfer. Pflege und Zucht von Rosen- und Riesenkä fern im Terrarium. - Ruhmannsfelden: bede-Verlag.
Kontaktadresse
Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e. V.
c/o Deutsches Entomologisches Institut
Postfach 100238, 16202 Eberswalde
Tel. 03334/5898-18
Fax 03334/212379
blank@dei-eberswalde.de
Siehe auch http://www.dei-eberswalde.de
Schirmherrin:
Frau Bärbel Höhn, Ministerin für Umwelt-Raumordnung und Landwirtschaft des Landes NRW
Kuratorium "Insekt des Jahres":
Prof. Dr. Holger H. Dathe (Vorsitzender)
Dr. Joachim Ziegler (Sekretär)
Amt für Forstwirtschaft Eberswalde, Waldschule Eberswalde, Leiter Herr Thomas Simon (Eberswalde), Stellvertr. Vorsitzender des Kuratoriums
Amt für Forstwirtschaft Königs Wusterhausen, Haus des Waldes, Leiter Herr Klaus Radestock (Gräbendorf)
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz im Obst bau, Direktor Prof. Dr. Erich Dickler (Dossenheim)
Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie, Präsident Prof. Dr. Konrad Dettner (Bayreuth)
Entomofaunistische Gesellschaft, Vorsitzender Prof. Dr. Bernhard Klausnitzer (Dresden)
Landesforstanstalt Eberswalde, Leiter Forstdirektor Dr. Klaus Höppner
Münchner Entomologische Gesellschaft, Präsident Dr.-Ing. Dr. Walter Ruckdeschel (München)
Naturschutzbund Deutschland, BFA Entomologie, Vorsitzender Prof. Dr. Gerd Müller-Motzfeld (Greifswald)
Sparkasse Barnim, Vorstand Herr Josef Keil (Eberswalde)
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Organisational matters, Scientific Publications
German
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