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05/06/1997 00:00

Untersuchung zu Hausnotrufen

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Medien-Mitteilung der Universitaet Dortmund

    Dortmunder Sozialwissenschaftler untersucht

    Hausnotruf-Dienste Selbstbestimmt, aber nicht allein?

    Prinzipiell sind die bisherigen Hausnotruf-Dienste geeignet, hilfe- und pflegebeduerftigen Menschen den Verbleib in der eigenen Wohnung zu ermoeglichen. Dennoch sei ein "erweiterter Notruf" dringend zu empfehlen. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Dr. Clemens Adam von der Dortmunder Universitaet, der im Auftrag des Ministeriums fuer Arbeit, Gesundheit und Soziales die bestehenden Notrufdienste untersucht hat.

    Anfang April starteten erste Modellprojekte, die die Empfehlungen des Sozialwissenschaftlers aufgreifen. Wissenschaftlich begleitet werden diese Modellprojekte ebenfalls von Prof. Adam. Statt ihren Lebensabend in uniformierten Altenheimen zu verbringen, moechten immer mehr alte Menschen in ihren vertrauten vier Waenden bleiben. Auf diesen Trend haben sich in NRW die Freien Wohlfahrtsverbaende eingestellt. Seit rund zehn Jahren bieten sie sogenannte Hausnotruf-Dienste an, die vor allem alleinstehenden Menschen ein medizinisches Netzwerk bieten. Inzwischen gibt es ueber 50 Hausnotruf-Dienste, an denen fast 10 000 Seniorinnen und Senioren angeschlossen sind. Das Signalgeraet, das direkt am Koerper getragen werden kann, ist per Funk an das eigene Telefon angeschlossen. Egal, ob ein alter Mensch auf der Kellertreppe gestuerzt ist oder sich im Garten verletzt hat, ein Knopfdruck genuegt, um den Kontakt zur zentralen Hilfsstation rund um die Uhr herzustellen. Wer moechte, kann sich auch befristet anschliessen lassen, wenn beispielsweise die Familie verreist ist, oder nach einem Aufenthalt im Krankenhaus. Trotz dieser praktischen Bedeutung, die die Hausnotruf-Dienste schon heute haben, stellen sie sich nach Ansicht des Experten noch nicht ausreichend auf die veraenderten Beduerfnisse ein. Das Krisen- und Notfallverstaendnis sowie die praktische Umsetzung seien nicht einheitlich abgeklaert; es bestuenden keine einheitlichen konzeptionellen und organisatorischen Vorstellungen. Nur noch drei Prozent aller Signale sind heute medizinische Notfaelle, weiss der Experte. Der groesste Teil der aelteren Menschen meldet sich aus Angst oder Einsamkeit, oder sie suchen ganz einfach eine Begleitung fuer den Arztbesuch. Trotzdem dominiert bei den Betreibern nach wie vor der medizinische Aspekt. Die Kategorie "Soziale Notrufe" hingegen werde bislang inhaltlich nicht praezise bestimmt. "Damit wird weder den veraenderten Bedarfen derzeitiger Nutzerinnen und Nutzer entsprochen, noch wird die Chance genutzt, neue Zielgruppen einzubeziehen und Hausnotruf-Dienste effektiv mit anderen Service-Angeboten zu vernetzen." Prof. Adam plaediert daher fuer einen "erweiterten Hausnotruf-Dienst. Selbstbestimmung als Lebenskonzept in der Alten- und Behindertenpolitik, so Clemens Adam, sei laengst ein gesellschaftlich anerkanntes Prinzip und muesse daher staerker als bisher ins Zentrum der konkreten Arbeit der Hausnotruf-Dienste gerueckt werden. Die soziale Dimension risikohafter Lebenslagen und der mit ihnen verbundenen Sicherungsbedarfe muss beruecksichtigt werden, in dem es neben der unmittelbaren Notfallintervention auch eine laengerfristige Krisenintervention zuverlaessig gewaehrleistet. Nach dem Prinzip "ambulant vor stationaer" muessten in einem Verbundsystem sozialer und ambulanter Dienste die erweiterten Hausrufnot-Dienste Anlaufstelle fuer alle Menschen in Risiko- und Krisensituationen sein. Zudem muessen diese Dienste auch fuer chronisch kranke und behinderte Menschen eine verlaessliche Koordinierungs- und Vermittlungsinstanz erfuellen. Hautnotruf-Dienste haben grundsaetzlich eine "Drehscheiben-Funktion" zu uebernehmen, in dem sie hilfsbeduerftgen Menschen einen individuellen Zugang zu ambulanten Diensten und Hilfen eroeffnen. Dazu gehoeren Beratung im medizinisch-pflegerischen, im alltagspraktisch-vorsorgenden sowie im psycho-sozialen Bereich, aber auch Hilfen bei der Alltagsbewaeltigung. Um nicht nur als "Beruhigungspille" zu funktionieren, setze ein solches System unbedingt fachkompetentes Personal voraus. Schon in der Notruf-Zentrale sei fuer eine richtige Entscheidung ein hohes Mass an Professionalitaet gefragt. Angelika Willers

    Diese Medien-Information der Universitaet Dortmund kann von Agenturen, Presse- und Funk-Medien honorarfrei genutzt werden.

    Copyright: Pressestelle der Universitaet Dortmund, D 44221 Dortmund

    Ihr Ansprechpartner: Klaus Commer Telefon: 0231-755-4811 Fax: 0231-755-4819 Mail: commer@verwaltung.uni-dortmund.de Internet: http://www.uni-dortmund.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
    transregional, national
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    German


     

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