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02/25/2000 12:25

Zum Pressewesen der Aufklärung - Tagung des Augsburger IEK im April 2000

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Im Kontext von Aufklärung, Meinungsfreiheit und Öffentlichkeit aktuelle Forschungsergebnisse und -vorhaben zu präsentieren und dabei die Wurzeln unseres heutigen Medien- und Kommunikationszeitalters und seiner Mechanismen freizulegen - dies ist das Ziel der Tagung "Pressewesen der Aufklärung. Periodische Schriften im Alten Reich", die vom 7. bis zum 9. April 2000 vom Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg veranstaltet wird.

    Mediengeschichtlicher Einschnitt

    Die europäische Aufklärungsforschung erfuhr als interdisziplinäres Interessenfeld in den letzten Jahren große Beachtung, das Pressewesen dieser Epoche steht jedoch bis heute im Schatten der Mediengeschichte der Reformationszeit bzw. der klassischen Lesestoff- und Leserforschung des 19. Jahrhunderts. Dieser Befund ist um so überraschender, als gerade in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die periodische Presse beinahe in allen Teilen des Alten Reiches auf breiter Basis einsetzt. Die neuen Blätter waren gekennzeichnet vom Bemühen der gelehrten Welt, auf den unmittelbaren Lebensbereich der Leser einzuwirken, um konkrete Veränderungen der Lebensverhältnisse zu erzielen. Die "Erfahrung" als zentrale Kategorie der Aufklärung wird hier deutlich sichtbar. Die einsetzenden Versuche von Buchhandel, Verlegern und Autoren, ein breites Lesepublikum anzusprechen, markieren einen mediengeschichtlichen Einschnitt. Moralische Wochenschriften, Intelligenzblätter und andere Aufklärungszeitschriften erregen das Interesse der Öffentlichkeit und der obrigkeitlichen Zensurkollegien.

    Vom Anzeigenblatt zum wichtigsten Organ der Aufklärung

    Eine besondere Rolle spielten die Intelligenzblätter. Ihre Erfolgsgeschichte begann in Frankreich, als Theophraste Renandot 1612 in Paris ein Annoncenbüro eröffnete, das sich als Informationsbörse für alle Art von Käufen und Verkäufen, für offene Stellen, Reiseangelegenheiten und sonstige Angebote etablierte und dann auch über Frankreich hinaus Schule machte. In Frankfurt am Main wurde 1722 das erste Intelligenzblatt im deutschsprachigen Raum herausgegeben, bald zählte man hier rund 200 Gründungen, die zum wichtigsten Organ für die Verbreitung und Förderung der Aufklärung wurden und sich - teils zu offiziellen Regierungsblättern oder zu Vorläufern der politischen Lokalzeitung weiterentwickelt - oft noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein hielten.

    Bedeutung der Zeitung im "Jahrhundert der Zeitschriften"

    Trotz ihrer Erfolgsgeschichte und weiten Verbreitungen sind die regionalen Zeitungen und ihre Autoren bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Zwar dokumentierten einzelne Untersuchungen ein gewisses Interesse an der Erforschung der periodischen Presse in der Aufklärung, doch galt die Aufmerksamkeit bislang vorwiegend den Zeitschriften, denen gegenüber der Zeitung hinsichtlich Qualität und publizistischer Reichweite eine Vorrangstellung eingeräumt wurde. Die einschlägige Forschung trug dazu bei, die Epoche als das "Jahrhundert der Zeitschriften" zu charakterisieren und die Zeitung aus dem Blickfeld zu verlieren. Jüngere Veröffentlichungen haben diese Sicht zugunsten einer Bearbeitung aller wichtigen gedruckten Kommunikationsmittel nunmehr korrigiert.

    Aktuelle Forschungsergebnisse und neue Fragestellungen

    Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel (Augsburg), Dr. Josef Mancal (Augsburg) und Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Erlangen-Nürnberg) sind es überwiegend Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die bei der Augsburger Tagung in den interdisziplinären Wissensfeldern der kulturhistorischen Medienforschung, der Philologie, der Geschichte, der Volkskunde, der Philosophie, der Theologie, der Musik- und Kunstgeschichte sowie der historischen Naturwissenschaften ihre Forschungsergebnisse darlegen und versuchen werden, anhand neuer Quellen neue Fragestellungen zu entwickeln.

    Programm:

    Freitag, 7. April 2000

    * 16.00 Uhr: Begrüßung: Ekkehard Gesler (Kulturreferent der Stadt Augsburg) und Prof. Dr. Gunther Gottlieb (Prorektor der Universität Augsburg)
    * 16.30 Uhr: Einführung: Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel (Augsburg), Dr. Josef Mancal (Augsburg), Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Erlangen/Augsburg)
    * 17.00 Uhr: Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber (Augsburg): Dialektik der Herrschaft. Die Funktionen und Gefahren der Presse aus der Sicht der Eliten im aufgeklärten Staat
    * 18.00 Uhr: Prof. Dr. Holger Böning (Bremen): Pressewesen und Aufklärung: Intelligenzblätter und Volksaufklärer (Öffentlicher Vortrag)

    Samstag, 8. April 2000

    * 9.00 Uhr: Dr. Thomas Kempf (Essen): Wissensdiskurse in den Intelligenzblättern
    * 10.00 Uhr: Prof. Dr. Gerhardt Petrat (Bremen): Der gegenwärtige Stand der Intelligenzblatt-Forschung
    * 11.15 Uhr: PD Dr. Werner Greiling (Jena/Leipzig): Anzeigenwesen, Nachrichtenvermittlung und Sozialdisziplinierung in Thüringen und Sachsen
    * 14.00 Uhr: Dr .Astrid Blome (Bremen): Hamburger und Altonaer Intelligenzwesen: Die Anfänge und die spezielle Situation in der Hanse- und Handelsmetropole
    * 15.00 Uhr: Friedrich Huneke (Bielefeld): Die Intelligenzblätter von Westfalen-Lippe (Lemgo 1767-1799)
    * 16.15 Uhr: Dr. Ulrich Hagenah (Hamburg): Rheinische Intelligenzblätter ab 1727
    * 17.00 Uhr: Dr. Volker Depkat (Greifswald): Die neue Welt im Spiegel deutscher Intelligenzblätter: Reflexionen aus Hannover, Holstein, Schleswig und Schlesien

    Sonntag, 9. April 2000

    * 9.00 Uhr: Dr. Lothar Schilling (Frankfurt a. M.): Das Carlsruher Wochenblatt als "öffentliche Policeyanstalt"
    * 9.45 Uhr: Dr. Hans-Jörg Künast (Augsburg): Der Augsburger Buchmarkt und der Verleger Maschenbauer
    * 10.15 Uhr: Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Erlangen/Augsburg): Aspekte reichsstädtischer Traditionen in den Intelligenzblättern
    * 11.15 Uhr: Prof. Dr. Thomas M. Safley (Philadelphia, USA): Die Bürger im Spiegel der Intelligenzblätter
    * 11.45 Uhr: Dr. Josef Mancal (Augsburg): Musik und Aspekte des Musikmarkts
    * 14.00 Uhr Nicole Stieb M.A. (Augsburg): Augsburger Aufklärungspublizistik versus Aberglauben
    * 14.30 Uhr: Ulrike Große M.A. (Friedberg): Die Intelligenz-Zettel als populärmedizinischer Ratgeber
    * 15.00 Uhr: Oliver Hochadel M.A. (Wien): "Am meisten aber nehme ich die Naturlehre in ihrem weitesten Umfange mit (...)" - Zur Präsenz der Naturwissenschaften im Augsburger Intelligenzzettel
    * 16.00 Uhr: Dr. Karl-August Keil (Augsburg): Astronomie im Spiegel des Augsburger Intelligenzzettels
    * 16.30 Uhr: Dr. Gode Krämer (Augsburg): Kunst im Spiegel des Augsburger Intelligenzzettels
    * 17.00 Uhr: Jutta Schumann M.A. (Augsburg): "Von dänischen Aktien, tartarischem Korn und feinem Carmin": Handel und Ökonomie im Augsburger Intelligenzzettel

    Die Tagung findet im Mozarthaus (Frauentorstraße 30, 86153 Augsburg) statt.

    Kontakt und weitere Informationen:

    Universität Augsburg, Institut für Europäische Kulturgeschichte, Eichleitnerstraße 30, 86159 Augsburg, Telefon 0821/598-5843, susanne.empl@iek.uni-augsburg.de


    More information:

    http://www.uni-augsburg.de/institute/iek


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Language / literature, Law, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Politics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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