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03/12/1998 00:00

Informatiker Joseph Weizenbaum erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Bremen

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Pressemitteilung der Universität Bremen - Nr. 048 / 12. März 1998 SC

    Informatiker Joseph Weizenbaum erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Bremen

    Am 11. März 1998 verlieh die Universität Bremen Joseph Weizenbaum, Professor am Massachusetts Institute in Cambridge (USA), in Anerkennung seiner Verdienste um die Informatik und die gesellschaftliche Verantwortung der Informatiker und Informatikerinnen die Ehrendoktorwürde. Sie würdigt damit das Lebenswerk eines Informatikers, der eindrucksvoll gezeigt hat, wie Wissenschaft und ethische Verantwortung miteinander verbunden werden können. Joseph Weizenbaum arbeitet seit langem mit Informatikforschern an der Universität Bremen zusammen. Im vergangenen Wintersemester hatte er eine Gastprofessur zum Thema "Informatik und Gesellschaft" im Studiengang Informatik inne. In seinen Lehrveranstaltungen macht er immer wieder deutlich, daß Informatiker nicht nur in technischer Hinsicht hervorragend qualifiziert sein müssen, sondern daß sie sich in ihrer späteren beruflichen Praxis stets auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewußt sein sollen.

    Joseph Weizenbaum wurde 1923 in Berlin geboren, emigrierte 1936 in die USA und studierte dort an der Wayne University (Detroit) Mathematik. 1963 wurde er als Professor für Computer Science an das MIT berufen. Professor Weizenbaum ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der noch jungen Informatik. Seine Beiträge spannen einen Bogen von technischen Fragen der Sprachverarbeitung und der Künstlichen Intelligenz bis zu ethischen Fragen der Verantwortung des Informatikers. Sein Werk ist beispielhaft für das eines moralisch engagierten Wissenschaftlers, der auch die kritische Reflexion des eigenen Fachs für eine notwendige Voraussetzung für dessen gute Entwicklung hält.

    Eine herausragende Leistung von Joseph Weizenbaum bestand in der 1965 abgeschlossenen Entwicklung des Programms Eliza, das einen Einschnitt in der Debatte um die Künstliche Intelligenz darstellt. Mit Hilfe von Eliza untersuchte Weizenbaum Probleme der computer-unterstützten Verarbeitung der natürlichen Sprache. Eliza war in der Lage, eine Konversation in natürlicher Sprache zu führen. Es wurde zu einem der bekanntesten und meist zitierten Programme. Während überall enthusiastisch hervorgehoben wurde, nun gebe es ein Programm mit wirklicher Intelligenz, das Sprache verstehen könne, interpretierte Weizenbaum sein eigenes Programm gänzlich entgegengesetzt: Das Programm funktioniere deswegen so gut, weil es gerade nicht verstehen könne, sondern lediglich nach formalen Regeln Sätze beantworte. Weizenbaum hat damit in fundamentaler Weise zur notwendigen Einsicht in das Wesen und die Grenzen des Berechenbaren beigetragen.

    Weizenbaum faßt seine Sicht auf die Informatik in dem 1976 (deutsch 1978) erschienenen und inzwischen in viele Sprachen übersetzten und in seinem Kern immer noch hoch aktuellen Buch "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" zusammen. Das Buch beeinflußte die gerade in Deutschland entstehende Informatik entscheidend: Der bis dahin vorherrschende technokratische Umgang mit großen Informationssystemen wurde zunehmend kritisiert. In einer Reihe von Informatik-Fachbereichen wurden Lehrveranstaltungen zu Informatik und Gesellschaft als fester Bestandteil ins Curriculum aufgenommen.

    Joseph Weizenbaum, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feierte, ist auch als akademischer Lehrer vielfältig hervorgetreten. Er war Gastprofessor unter anderem an der TU Berlin, der Havard University und der Universität Hamburg. Mit einem Preis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung lehrte und forschte er ein Jahr lang an der Universität Freiburg. Er erhielt Ehrendoktorate von der State University of New York und des Webster College of New Hampshire. Ihm wurden u.a. der Norbert Wiener Preis der Computer Professionals for Social Responsibility (CPSR), der Namour Preis der International Federation of Information Processing (IFIP), der Ehrenpreis der Gesellschaft für Informatik (GI) und der Preis des Forums Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIFF) verliehen.

    Achtung Redaktionen: In der Pressestelle der Universität Bremen kann ein Portraitfoto von Joseph Weizenbaum (300 dpi, tif-Datei) angefordert werden. Bitte schicken Sie in diesem Fall eine mail an Eberhard Scholz: eschol@presse.uni-bremen.de


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    Criteria of this press release:
    Information technology, Law, Mathematics, Physics / astronomy, Politics, Social studies
    transregional, national
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