idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/01/2006 09:18

RUB-Studenten testen Anti-Phishing-Programme: Auch Toolbars schützen nicht

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Gegen Phishing ist nur vermeintlich ein Kraut gewachsen: So genannte Toolbars für Internetbrowser sollen eigentlich die gefälschten, betrügerischen Webseiten erkennen und die Nutzer warnen. Tatsächlich erkennt aber nur ein knappes Drittel dieser Programme die Gefahr. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die Studenten der Ruhr-Universität unter fachlicher Anleitung der Arbeitsgruppe a-i3 (Identitätsschutz im Internet) erstellt haben. Die Studenten fanden zudem heraus, dass einige Programme nicht nur ungeeignet sind, Phishing-Seiten zu erkennen, sondern den gegenteiligen Effekt ermöglichen könnten: Sie lassen sich als Phishing-Werkzeuge missbrauchen und können sensible Daten wie PIN oder TAN ausspähen, ohne dass die Nutzer es merken.

    Bochum, 01.12.2006
    Nr. 407

    Auch Toolbars schützen nicht vor Phishing
    RUB-Studenten testen Anti-Phishing-Programme
    Gegenteilige Effekte möglich: Nutzer werden ausgespäht

    Gegen Phishing ist nur vermeintlich ein Kraut gewachsen: So genannte Toolbars für Internetbrowser sollen eigentlich die gefälschten, betrügerischen Webseiten erkennen und die Nutzer warnen. Tatsächlich erkennt aber nur ein knappes Drittel dieser Programme die Gefahr. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die Studenten der Ruhr-Universität unter fachlicher Anleitung der Arbeitsgruppe a-i3 (Identitätsschutz im Internet) erstellt haben. Die Studenten fanden zudem heraus, dass einige Programme nicht nur ungeeignet sind, Phishing-Seiten zu erkennen, sondern den gegenteiligen Effekt ermöglichen könnten: Sie lassen sich als Phishing-Werkzeuge missbrauchen und können sensible Daten wie PIN oder TAN ausspähen, ohne dass die Nutzer es merken.

    So funktioniert Phishing

    Phishing umschreibt die Gruppe von Angriffen, die beabsichtigen, mit betrügerischen Methoden den Benutzer auf gefälschte Web-Seiten (Phishing-Seite) zu locken, um ihn dazu zu bringen, Daten wie PIN und TAN preiszugeben. Die bekannteste Lockmethode ist der Gebrauch von Phishing-Mails. Diese E-Mails sehen wie vertraute Nachrichten aus, beinhalten aber in der Regel Hyperlinks, die auf eine Phishing-Seite verweisen. Im Gegensatz zu Spam nutzen Phishing-Mails ein Vertrauensverhältnis aus: Der Empfänger glaubt, vom tatsächlichen Aussteller diese Nachricht erhalten zu haben.

    23 Programme getestet

    So genannte Toolbars werden damit beworben, dass die Nutzer sich gegen solche Angriffe schützen können. Der Markt an Programmen ist entsprechend groß, wobei sich insbesondere die Anti-Phishing-Toolbars als Erweiterung des Webbrowsers etabliert haben. Studenten der Ruhr-Universität aus dem Studiengang IT-Sicherheit haben 23 aktuelle und im Internet kostenlos erhältliche Programme untersucht. Ziel war herauszufinden, mit welcher Zuverlässigkeit die Programme Phishing-Seiten erkennen. Getestet haben die Studenten dies mit 16 aktuellen Phishing-Seiten und 5 echten Webseiten.

    Surfverhalten protokolliert

    Das erschreckende Ergebnis: Die Programme erkennen im Durchschnitt nur 31 Prozent der Phishing-Seiten. Auch die echten Webseiten der Banken wurden nur zu 69 Prozent als solche identifiziert. "Viel kritischer sind jedoch die Zusatzfunktionen, die wir dabei gefunden haben", sagt Prof. Dr. Jörg Schwenk vom Lehrstuhl für Netz- und Datensicherheit der RUB, der die Studierenden betreut hat. So protokollieren einige Toolbars das Surfverhalten, wie es sonst von Spyware bekannt ist. Teilweise ist die Kommunikation verschlüsselt, so dass der Nutzer nicht einmal überprüfen kann, welche Informationen gesendet werden.

    "Twofold Phishing" als neue Gefahr

    "Einige Programme sind nicht nur ungeeignet, Phishing-Seiten erkennen, sondern sie lassen sich sogar hervorragend als Werkzeug der Phisher einsetzen", erläutert Sebastian Gajek, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Netz- und Datensicherheit der RUB. "Um auch dieser Variante des Phishings einen Namen zu geben, bezeichnen wir solche Angriffe als Twofold Phishing." Hier wird dem Nutzer suggeriert, eine vertrauenswürdige Software zu installieren, die ihn vor Phishing schützen soll, aber das Gegenteilige macht: Sie spioniert seine sensiblen Daten aus. Ein Horrorszenario für die Zukunft ergibt sich aus dieser Erkenntnis: "Denkbar wäre, dass eine Anti-Phishing-Toolbar von Phishern selbst programmiert wird, um unbemerkt an Daten wie PIN und TAN zu gelangen", so Gajek.

    Die Arbeitsgruppe a-i3

    Unter anderem gegründet vom Juristen Prof. Dr. Georg Borges und dem IT-Sicherheitsexperten Prof. Dr. Jörg Schwenk (RUB) ist a-i3 eine fachübergreifende Arbeitsgruppe, die das Thema Phishing umfassend angeht. Sie macht sich den Schutz von Identitäten im Internet, insbesondere vor Missbrauch zur Aufgabe. Wissenschaftler erforschen und entwickeln Gegenmaßnahmen, zudem klären sie auch die Öffentlichkeit über Gefahren und Risiken auf.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Jörg Schwenk, Sebastian Gajek, Lehrstuhl für Netz- und Datensicherheit der RUB, Tel. 0234/32-26692, E-Mail: joerg.schwenk@rub.de, sebastian.gajek@nds.rub.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Information technology
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).