idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/01/2006 10:59

Mutation löst schwere Herzmuskelerkrankung aus - Forscher in Berlin und Boston weisen Gendefekt nach

Barbara Bachtler Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

    Eine Mutation in einem Gen, das normalerweise Herzzellen zusammenhält, ist die Ursache für eine potentiell tödliche Herzmuskelerkrankung. Das haben Dr. Arnd Heuser vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Dr. Eva R. Plovie vom Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston, USA, Prof. Ludwig Thierfelder (MDC und Helios Klinikum Berlin/Charité sowie Dr. Brenda Gerull (MDC) jetzt nachgewiesen. Bei 88 Patienten, die unter arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie (ARVC) leiden, hatten sie gezielt nach Mutationen in dem Gen Desmocollin-2 (DSC2) gefahndet, und eine Veränderung entdeckt, die zu der Herzmuskelerkrankung führt. Sie schalteten das Gen in Zebrafischen aus und konnten damit zeigen, dass DSC2 in der embryonalen Entwicklung eine Rolle spielt, und wichtig für einen reibungslosen Herzschlag beim erwachsenen Organismus ist. Ihre Arbeit hat jetzt das American Journal of Human Genetics (Vol. 79, pp. 1081-1088, 2006)* veröffentlicht.

    Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) sind weltweit verbreitet, dennoch sind ihre Ursachen noch weitgehend unbekannt. Bei der arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie (ARVC) bilden sich im Verlauf der Erkrankung Fett- und Bindegewebsablagerungen vorwiegend im Muskelgewebe der rechten Herzkammer aus. Dadurch funktioniert der Herzmuskel nicht mehr einwandfrei. Das kann zu Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche führen. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod, auch bei jungen Menschen.

    Das Herz eines Erwachsenen schlägt zirka 70 mal in der Minute und etwa 100 000 mal am Tag. Es ist deshalb starken mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt. Damit die Zellen des Herzens dieser Belastung standhalten und bei der täglichen Schlagarbeit nicht auseinander reißen, werden sie von Desmosomen zusammengehalten. Desmosom heißt eine mechanische Struktur, mit der sich Zellen wie mit Druckknöpfen eng aneinander knüpfen.

    In Zusammenarbeit mit Forschern des Universitätsklinikums in Münster haben Dr. Heuser (MDC) und Dr. Plovie (MGH) bei 88 Patienten nach den genetischen Defekten innerhalb der Desmosomenstruktur gesucht. Sie fahndeten nach Mutationen in dem Gen, das die Information für das Protein Desmocollin-2 (DSC2) trägt, das Teil der Struktur der Desmosomen ist. Andere Forschergruppen hatten bereits zuvor Mutationen in Genen bei der Herzmuskelerkrankung ARVC nachgewiesen, die mit DSC2 verwandt sind. Die Forscher in Berlin und Boston vermuteten deshalb, dass die Mutationen möglicherweise auch mit der Entstehung der Krankheit zu tun haben.

    Dr. Heuser und Dr. Plovie konnten jetzt eine Mutation nachweisen, die tatsächlich Ursache für ARVC ist. Die Genmutation führt dazu, dass das Protein DSC2 nicht vollständig hergestellt wird. Experimente am Zebrafisch, bei denen die Forscher das Gen ausschalteten, zeigten, dass DSC2 tatsächlich für eine gesunde embryonale Entwicklung des Herzmuskels benötigt wird, da sonst Kontraktions- und Erregungsleitungsstörungen beim erwachsenen Organismus entstehen.

    * Mutant Desmocollin-2 Causes Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy
    Arnd Heuser,* Eva R. Plovie,* Patrick T. Ellinor, Katja S. Grossmann, Jordan T. Shin, Thomas Wichter, Craig T. Basson, Bruce B. Lerman, Sabine Sasse-Klaassen, Ludwig Thierfelder, Calum A. MacRae, and Brenda Gerull

    From the Max Delbrueck Center for Molecular Medicine (A.H.; K.S.G.; S.S.-K.; L.T.; B.G.) and Department of Clinical and Molecular Cardiology, Franz Volhard Clinic, HELIOS Clinics GmbH, Charité, Humboldt University (A.H.; L.T.; B.G.), Berlin; Cardiology Division and Cardiovascular Research Center, Massachusetts General Hospital, Boston (E.R.P.; P.T.E.; J.T.S.; C.A.M.); Department of Cardiology and Angiology, University Hospital of Muenster (T.W.), and Institute for Arteriosclerosis Research at the University of Muenster (T.W.), Muenster, Germany; and Greenberg Cardiology Division, Department of Medicine, Weill Medical College of Cornell University, New York (C.T.B.; B.B.L.)
    Address for correspondence and reprints: Dr. Brenda Gerull, Max Delbrueck Center for Molecular Medicine, Robert-Roessle-Strasse 10, 13092 Berlin, Germany. E-mail: b.gerull@mdc-berlin.de
    * These two authors contributed equally to this work.

    Barbara Bachtler
    Pressestelle
    Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
    Robert-Rössle-Straße 10
    13125 Berlin
    Tel.: +49 (0) 30 94 06 - 38 96
    Fax: +49 (0) 30 94 06 - 38 33
    e-mail: presse@mdc-berlin.de
    http://www.mdc-berlin.de/ueber_das_mdc/presse/index.htm


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).