Professor Dr. Peter Gumbsch vom Institut für Zuverlässigkeit von Bauteilen und Systemen (IZBS) der Universität Karlsruhe ist heute von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet worden. Der 44-jährige Werkstoffwissenschaftler ist in Personalunion Leiter des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik in Freiburg und Halle. Gumbsch erhält für seine Forschungsarbeiten 2,5 Millionen Euro, die er in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren flexibel für seine Forschung einsetzen kann. Der Leibniz-Preis ist damit der höchstdotierte deutsche Forschungspreis. "Eine sehr große Ehre und natürlich eine ideale Basis, weiter in ergebnisoffene Grundlagenforschung zu investieren", freute Gumbsch sich, als er erfuhr, dass sich die Jury der DFG für ihn als einen der Preisträger entschieden.
Neben seiner Forschertätigkeit an der Universität und am Fraunhofer-Institut wird Gumbsch zukünftig auch eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) spielen. Der hochrangige Ingenieur ist maßgeblich am Aufbau des von der Universität und dem Forschungszentrum Karlsruhe getragenen Instituts für Angewandte Materialwissenschaften (IAM) beteiligt.
Peter Gumbsch ist der vierte Leibniz-Preisträger der Universität Karlsruhe: 1986 erhielt Julius Wess (Professor der Theoretischen Physik) die begehrte Auszeichnung, 1991 folgte Dieter Fenske (Professor der Anorganischen Chemie). Martin Wegener (Professor in der Festkörperphysik) schließlich erhielt den Preis im Jahre 2000.
Das Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik erhält mit Gumbsch seinen zweiten Leibnizpreisträger: 1991 wurde Professor Hermann Riedel damit ausgezeichnet.
Zur Forschung von Professor Peter Gumbsch
Die Simulation von Werkstoffen und hier insbesondere die Multiskalen-Materialmodellierung, also die mathematische Beschreibung von Werkstoffen über mehrere Größen- und Zeitskalen - von der atomaren Ebene über die Kristalle bis zum Werkstoff - prägen Gumbschs Forschungsarbeiten.
Um die Veränderung von Werkstoffeigenschaften in Fertigungsprozessen - wie beispielsweise dem Formen von Metallteilen -, oder im Einsatz von Bauteilen beispielsweise bei hohen Temperaturen oder unter Verschleiß genau beschreiben zu können, streben die Materialwissenschaftler danach, werkstoffphysikalische Prozesse bis hinunter zur atomaren Ebene zu verstehen. Dieses elementare Verständnis wiederum muss via Multiskalensimulation in ingenieurwissenschaftliche Simulationen Eingang finden. Zur Kopplung von Finite-Elemente-Simulationen mit atomistischen Techniken hat Gumbsch maßgebliche methodische Beiträge geleistet.
Mit Molekulardynamik und atomistischer Simulation ist Gumbsch und seinem Team in jüngster Zeit ein Durchbruch gelungen, der erklärt, wie Oberflächenstrukturen bei Beschichtungsprozessen entstehen und wachsen. "Die von uns entwickelten Simulationsmethoden sind ein entscheidender Schritt hin zum virtuellen Oberflächendesign und zum virtuellen Beschichtungsprozess", erklärt der Preisträger.
Ideen für die Verwendung des Preisgeldes hat Peter Gumbsch viele. Sein Forschungsinteresse konzentriert sich heute, wie er sagt, "auf das Niemandsland der Plastizitäts- und Bruchforschung. Die Entstehungsprozesse von Rissen und Versetzungen sind bislang nur ungenügend beschrieben", erläutert er, "hierfür müssen Modelle entwickelt werden". Für das Ermüdungsverhalten von technischen Bauteilen, deren Festigkeit aber auch den Verschleiß seien diese Prozesse von zentraler Bedeutung.
Zur Person:
Peter Gumbsch hat Physik an der Universität Stuttgart studiert, parallel dazu studierte er Wirtschaftswissenschaften. Nach seiner Promotion in Physik in Stuttgart war Peter Gumbsch ab 1991 als Gastwissenschaftler in London und Oxford, bevor er ans Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart zurückkehrte. 2000 und 2001 lehnte er Rufe an die TU Braunschweig und an die Ohio State University ab, um eine C4-Professur in Karlsruhe anzunehmen. Zurzeit ist er Ordinarius für Werkstoffmechanik und Leiter des Instituts für Zuverlässigkeit von Bauteilen und Systemen der Universität Karlsruhe sowie Leiter des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik (IWM) in Freiburg und Halle, das er seit 2001 führt.
Zum Leibniz-Preis:
Der zuständige Hauptausschuss der DFG hat heute zwei Wissenschaftlerinnen und acht Wissenschaftler für die Auszeichnung mit dem höchstdotierten deutschen Förderpreis bestimmt. Die neuen Leibniz-Preisträger erhalten 2007 erstmals eine Fördersumme von bis zu 2,5 Millionen Euro (vormals: 1,55 Millionen Euro) und können diese Mittel in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren (vormals: fünf Jahre) flexibel für ihre Forschungsarbeiten einsetzen.
Das Leibniz-Programm wurde 1985 eingerichtet mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zu erleichtern.
Mit der heutigen Entscheidung erhöht sich die Zahl der bisher im Leibniz-Programm vergebenen Preise auf 249. Davon kommen 54 aus den Geisteswissenschaften, 70 aus den Biowissenschaften, 89 aus den Naturwissenschaften und 36 aus den Ingenieurwissenschaften.
Weitere Informationen:
Angelika Schukraft
Universität Karlsruhe (TH)
Presse und Kommunikation
Telefon: 0721/608-6212
E-Mail: schukraft@verwaltung.uni-karlsruhe.de
Näheres zum Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis auf den Internetseiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter http://www.dfg.de
http://www.presse.uni-karlsruhe.de/6679.php
Criteria of this press release:
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German
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