"Glauben Sie nicht, dass sich Ausnahmegesetze machen lassen, ohne dass das ganze System der Freiheit einen verderblichen Riss erhalten, ohne dass der Keim des Verderbens in dasselbe gelegt würde." Mit diesen Worten wandte sich der jüdische Jurist und Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung Gabriel Riesser 1848 an die Gegner der jüdischen Emanzipation. Der überzeugte Demokrat hatte die bürgerliche Gleichstellung der deutschen Juden im Blick. Die Aktualität seiner Worte wird deutlich, wenn man an zeitgenössische Debatten über Kopftuch oder deutsche Leitkultur denkt.
Den 200. Geburtstag von Gabriel Riesser nimmt der Historiker Steven Aschheim zum Anlass, um den deutsch-jüdischen Politiker einer Neubewertung zu unterziehen. "Gabriel Riessers Rechte und die deutsch-jüdische Erfahrungswelt zwischen Respektabilität und Zurückweisung: Eine Neubestimmung", so der Titel seines Vortrags. Aschheim verweigert die durch die Schoa geprägte Sicht auf den (gescheiterten) Liberalismus Riessers. Dessen Zentralität und Signifikanz für die "Deutsch-jüdische Erfahrung" als Ganzes dürfe nicht aufgrund der national- sozialistischen "De-Emanzipation" misinterpretiert werden.
Der Vortrag findet am 21. Dezember 2006, 18:15 Uhr in der Aula der Alten Universität Heidleberg, Grabengasse 1, statt.
Eine Veranstaltung des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls, des Historischen Seminars und der juristischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, des Freundeskreises der Hochschule für Jüdische Studien und des Freundeskreises des Historischen Seminars.
Die staatlich anerkannte Hochschule für Jüdische Studien (HfJS) wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen und von ihm (aus Bundesmitteln) und der Kultusministerkonferenz finanziert. Nirgendwo sonst in Europa können Juden und Nichtjuden Jüdische Studien in vergleichbarer Breite studieren.
Das einmalige Fächerangebot umfasst:
Bibel und jüdische Bibelauslegung; Talmud, Codces und rabbinsiche Literatur;
Geschichte des jüdischen Volkes; Hebräische Sprachwissenschaft; Jüdische
Philosophie und Geistesgeschichte; Hebräische und jüdische Literatur; Jüdische
Kunst; Praktische Religionslehre; Jüdische Religionspädagogik und -didaktik.
Die HfJS bietet als einzige Hochschule in Deutschland neben dem
Magisterstudiengang einen Studiengang Staatsexamen für Jüdische Religion
und bildet Rabbiner/innen verschiedener Denominationen aus. www.hfjs.uni-heidelberg.de
Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Politics
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results
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