Ein öffentlicher Vortrag von Priv. Doz. Dr. Michael Jeismann (Frankfurt am Main/Universität Basel) am 22. Januar 2007 um 18.15 Uhr im Kulturwissenschaftlichen Institut, Essen.
Die Bundesrepublik erfährt seit wenigen Jahren eine rapide Revolution all ihrer Verhältnisse. Der Sozialstaat mit seinen Absicherungen, das Ziel allgemeiner Bildung und Chancengerechtigkeit oder der sogenannte Generationenvertrag - nichts gilt mehr als selbstverständlich, vieles sogar als unwiderruflich verloren. Zugleich nimmt die Bundesrepublik mit größter Selbstverständlichkeit Aufgaben in Angriff, die so gar nicht in die Tradition ihres einstigen politischen Selbstverständnisses passen: Deutsche Soldaten werden im Rahmen internationaler Auslandseinsätze in den Kongo, nach Afghanistan, Jugoslawien und jetzt sogar in die Gewässer vor Israel geschickt - undenkbar noch in der alten Republik. Im Innern ist man endlich zu der politischen Einsicht bereit, anzuerkennen, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist. Die interkulturelle Vermittlung wird zu einem neuen Geschäftsfeld. So fundamental dieser Wandel ist, so sehr tut sich die Zeitgeschichte aus einsichtigen methodischen Gründen schwer, diesen Prozeß zu begleiten. Quellen, wenn auch nicht die staatspolitischen, gibt es aber durchaus, aus denen sich diese Revolution der Bundesrepublik ablesen oder hochrechnen ließe. Diese methodische Phantasie läßt sich am ehesten in der Fiktion, in der Dichtung entwickeln. Der Vortrag soll die Frage klären: Wie könnte der Roman dieser neuen deutschen Wirklichkeit beginnen? Kann Clio dichten, wenn sie muß?
Michael Jeismann, geboren 1958 in Münster, ist Privatdozent für Neuere Allgemeine Geschichte an der Universität Basel; Studium der Geschichte, Literatur und Philosophie, Promotion bei Reinhart Koselleck in Bielefeld, seit 1993 Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Die Veranstaltung ist öffentlich. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kwi-nrw.de oder unter der Telefonnummer 0201/7204-213.
Criteria of this press release:
History / archaeology, Social studies
regional
Miscellaneous scientific news/publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).