Europäisches Graduiertenkolleg Gießen-Kopenhagen in Physik wird eingerichtet
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Danish Research Agency richten ein Europäisches Graduiertenkolleg in Physik ein, in dem Institute der Universität Gießen mit Forschungseinrichtungen in Kopenhagen zusammenarbeiten. Am 1. September 2000 wird dieses Graduiertenkolleg mit dem Titel "Complex Systems of Hadrons and Nuclei", das mit zu den ersten Europäischen Graduiertenkollegs der DFG zählt, seine Arbeit aufnehmen. Damit ist dann nach neun Graduiertenkollegs nicht nur das erste Europäische Graduiertenkolleg an der Justus-Liebig-Universität Gießen sondern auch das erste Europäische Kolleg in Hessen eingerichtet worden. Dieses Graduiertenkolleg bringt Doktoranden und Professoren des renommierten Niels-Bohr-Instituts der Universität Kopenhagen und des Forschungsinstituts NORDITA, ebenfalls Kopenhagen, mit ihren Kollegen am Institut für Theoretische Physik und am II. Physikalischen Institut der Universität Gießen zusammen. Ziel des Kollegs ist es, die Graduierten-Ausbildung im Bereich der Hadronen- und Kernphysik durch gemeinsame internationale Lehrveranstaltungen in Gießen und Kopenhagen zu intensivieren und zu internationalisieren. Gießener Sprecher ist Prof. Dr. Ulrich Mosel, Institut für Theoretische Physik der Justus-Liebig-Universität. Sprecher der dänischen Physiker ist der international bekannte Wissenschaftler Prof. Dr. Ole Hansen.
Im Mittelpunkt des gemeinsamen wissenschaftlichen Interesses steht die Frage nach den Wechselwirkungen der Kernbausteine, der sogenannten 'Hadronen'. Diese Teilchen, die nach heutiger Kenntnis aus Unterbestandteilen, den Quarks, aufgebaut sind, bestimmen durch ihre Massen und Wechselwirkungen den Aufbau unserer Materie ebenso wie die Abläufe kosmischer Prozesse, bei denen sehr hohe Dichten und Temperaturen erreicht werden. Ziel der Forschung der beteiligten Gruppen ist es, Aufschlüsse über das Verhalten der Bausteine unter solchen Bedingungen in Labor-Experimenten und theoretischen Simulationen zu erhalten. Dabei werden einerseits - in Versuchen der Gießener Experimentalphysiker - Kerne mit mikroskopischen Proben auf ihre Reaktion getestet, um so Informationen über ihre Eigenschaften nahe des Grundzustandes zu erhalten. Die Experimente finden dabei an auswärtigen Beschleunigern statt, z.B. in Bonn, Mainz oder bei der GSI in Darmstadt. Andererseits wird versucht, die stellaren Bedingungen von hohen Dichten und hohen Temperaturen in hochrelativistischen Stößen schwerer Kerne im Labor zu erzeugen; Experimente dazu werden - von den Kopenhagener Experimentalphysikern - am neuen Beschleuniger RHIC in den USA durchgeführt. An beiden Orten sind Theoriegruppen darauf ausgerichtet, diese Experimente sowohl in der Konzeption als auch in der wissenschaftlichen Interpretation der Resultate zu begleiten. Dies geschieht primär durch mathematische Modellbildung und daran anschließende umfangreiche numerische Simulationen. Dabei lernen die beteiligten Doktoranden nicht nur den intensiven Umgang mit modernster Informationstechnologie, sondern auch die Methoden komplexer Modellsimulationen, alles Dinge, die auch der Arbeitsmarkt für Physiker ausgezeichnet honoriert.
Die Ausbildung der Graduierten in diesem Gebiet findet durch gemeinsame Lehrveranstaltungswochen sowohl in Gießen als auch in Kopenhagen statt. Dazu kommen spezielle, neue Lehrveranstaltungen für die Doktoranden, die jeweils vor Ort gehalten werden. Als wichtigen Bestandteil bietet das Europäische Graduiertenkolleg auch Möglichkeiten für längerfristige Aufenthalte der Gießener Doktoranden in Kopenhagen. Ergänzt wird das Ausbildungsprogramm durch die Einladungen von Gastwissenschaftlern, die das Gießener Lehrangebot durch spezielle Seminare und Kurse erweitern sollen. Durch diesen internationalen Kontakt lernen die Doktoranden von Anfang an, sich mit ihren Arbeiten auch im internationalen Umfeld zu behaupten.
Finanziert wird das Kolleg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die seit Oktober 1999 auch "Europäische Graduiertenkollegs" fördert, und der Danish Research Agency. Beteiligt sind die Gießener Professoren Wolfgang Cassing, Horst Lenske, Ulrich Mosel (Sprecher) und Werner Scheid aus der Theoretischen Physik und die Professoren Wolfgang Kühn und Volker Metag sowie ein weiterer noch zu berufender Physiker aus dem II. Physikalischen Institut. Das Partnerinstitut in Kopenhagen, das Niels-Bohr-Institut, hat eine reiche und bedeutende Vergangenheit in der Physik: An diesem Institut arbeitete Niels Bohr, einer der Begründer der Quantenmechanik, und dort sind auch heute noch die beiden Nobelpreisträger Aage Bohr und Ben Mottelson als Emeriti tätig. Das zweite Partnerinstitut in Kopenhagen, NORDITA, ist eng mit dem Niels-Bohr-Institut verknüpft und hat als Forschungsinstitut, das von einer Organisation nordischer Länder gemeinsam getragen wird, eine ausgezeichnete internationale Reputation.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Ulrich Mosel
Institut für Theoretische Physik
Heinrich-Buff-Ring 16
35392 Gießen
Tel.: 0641/99-33300/01
Fax: 0641/99-33309
e-mail: mosel@theo.physik.uni-giessen.de
Criteria of this press release:
Mathematics, Physics / astronomy
transregional, national
Research projects
German
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