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04/03/2000 14:13

Viehauftrieb auf dem Höltigbaum

Heike Sommer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

    Rinder und Schafe fressen für den Naturschutz

    Kreis Stormarn/ Hamburg/ Bonn 3.04.2000: Mit dem Auftrieb von 70 Heidschnucken des Naturschutzverein Jordsand und 30 Rindern des Hof Wulfsdorf im Naturschutzgebiet "Höltigbaum" wurde heute der Startschuss für ein modellhaftes Naturschutzprojekt gegeben. Im Rahmen des Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben "Halboffene Weidelandschaft Höltigbaum" wird auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz am Stadtrand von Hamburg eine besondere Form der Beweidung etabliert. Damit soll die wertvolle "Halboffenlandschaft" mit ihren seltenen Tier- und Pflanzengesellschaften erhalten und entwickelt werden. Die Wissenschaftler erwarten, dass durch die Beweidung wertvolle Lebensräume kostengünstig erhalten werden.

    Das Vorhaben wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, vom Förderungsfonds Nord aus Mitteln der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg, der Umweltbehörde Hamburg und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mit 1,9 Millionen finanziert.

    "Das Konzept der Halboffenen Weidelandschaft wird auf internationaler Ebene, vor allem in den Niederlanden angewandt. In Deutschland ist das Vorhaben auf dem "Höltigbaum" das erste des BfN dieser Art," erläutert Peter Finck vom Bundesamt für Naturschutz. In einem Zeitraum von fünf Jahren wird auf zwei Flächen von insgesamt 220 ha erprobt, wie sich die Lebensräume auf dem Höltigbaum unter dem Einfluss einer extensiven, ganzjährigen Beweidung entwickeln. "Da die Tiere nicht gekoppelt werden und sich wie eine freie Herde im Gelände bewegen können, wird es neben stark frequentierten auch unbeweidete Bereiche geben. So können nebeneinander wertvolle Pionierstandorte und Altgrasflächen entstehen", erklärte Jutta Sandkühler von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein als Projektmanagerin. Ob diese Form der Beweidung eine kostengünstige Alternative zu den herkömmlichen, oft arbeits- und kostenintensiven Pflegemaßnahmen im Naturschutz darstellen kann, wird ebenfalls ermittelt. "Denn Naturschutz kostet nach wie vor Geld, und angesichts immer knapper werdender Mittel muss auch der Naturschutz kostenorientiert arbeiten", ergänzt Walter Hemmerling, Geschäftsführer der Stiftung.
    Im Rahmen der ebenfalls vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Wissenschaftlichen Begleituntersuchung wird durch die Universität Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem Kieler Institut für Landschaftsökologie kontinuierlich die Entwicklung des Gebietes dokumentiert. Über eine betriebswirtschaftliche Kosten- / Nutzen Analyse wird der ökonomische Aspekt der Beweidung herausgearbeitet und mit der traditionellen Viehhaltung verglichen.

    "Die Ergebnisse der Untersuchungen werden für die Pflegeplanung in anderen Schutzgebieten im In- und Ausland aber auch für eine naturverträgliche landwirtschaftliche Grünlandnutzung von großer Bedeutung sein," sagte Uwe Riecken vom BfN. "Ein erster Austausch mit den Beweidungsergebnissen aus anderen europäischen Staaten, zum Beispiel den Niederlanden, Spanien oder Lettland wird Anfang nächsten Jahres im Rahmen einer internationalen Fachtagung in Lüneburg stattfinden."

    Um die Tiere im Gebiet versorgen zu können, werden neben Unterständen auch Tränken und ein Pflegehof errichtet. Hier können die Schafe bei allzu schlechtem Wetter Schutz finden. Auch das Projektbüro wird hier seinen Standort haben, so dass die Mitarbeiterinnen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein vor Ort für Informationen und Fragen zur Verfügung stehen. Im Frühjahr werden Führungen angeboten.

    An den langen Weg von der Aufgabe der Flächen als Standortübungsplatz der Bundeswehr bis zur Ausweisung als Naturschutzgebiet erinnerte Leiterin des Amtes für Naturschutz und Landschaftspflege der Umweltbehörde Hamburg, Regina Dube: "Durch den intensiven Einsatz der Naturschutzverbände, Bürgerinitiativen und Behörden und die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein konnte ein besonderes Stück Natur länderübergreifend dem Schutz und der Erholungsnutzung zugeführt werden. Auf Grund der besonderen Bedeutung für den Naturhaushalt und die landschaftsbezogene Erholung ist der ehemalige Standortübungsplatz Höltigbaum zu einem der Leitprojekte des Regionalen Entwicklungskonzeptes für die Metropolregion Hamburg geworden."

    Die Projektträgerschaft für das Vorhaben teilt sich der Kreis Stormarn, die Stiftung Naturschutz Hamburg und die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Von den zwei Beweidungsflächen liegt die eine auf Hamburger Gebiet und gehört zum Verwaltungsvermögen der Umweltbehörde Hamburg. Die andere Fläche liegt in Schleswig-Holstein und ist Eigentum des Amtes Siek. Sie wurde mit Mitteln des Förderungsfonds Nord, Amtes Siek, der Stadt Ahrensburg, der Gemeinde Stapelfeld, Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn erworben, und in den Besitz der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein übertragen.

    "Leider gibt es von Seiten erholungssuchender Besucher und Anlieger des Höltigbaum nicht nur positive Resonanz zu dem Projekt", sagte Jutta Sandkühler. "In den letzten Wochen wurden an zahlreichen Stellen die neu gesetzten Zäune beschädigt. Das kostet uns nicht nur eine Menge Geld und Geduld, sondern kann ein großes Gefahrenpotential darstellen, wenn die Weidetiere entlaufen."
    Weitere Informationen:
    Projektbüro "Höltingbaum", Jutta Sandkühler: Fon: 040/780711-88, oder
    Bundesamt für Naturschutz, Pressestelle, Fon: 0228/8491-280


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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