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09/08/1995 00:00

Keltische Mythen von Asterix bis Tristan und Isolde

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 08.09.1995 Nr. 137

    Warum Kulhwch nach Twrch Trwyth suchte

    Informationen von Abnoba bis Zeitenberechnung

    Lexikon von RUB-Philologen erklaert keltische Mythologie

    Neun Nuesse traegt der Haselbusch der Weisheit - weil die Zahl Neun im Glauben der Kelten das ganze Universum einschloss. Kulhwch der Held jagt den Eber Twrch Trwyth - aber warum, und hat er Erfolg? Um solche und andere Themen und Erzaehlungen geht es im ,Lexikon der keltischen Mythologie". Dieses Werk von Sylvia und Paul F. Botheroyd, Ph. D,. (Fakultaet fuer Philologie der Ruhr-Universitaet Bochum) ist kuerzlich in neuer Edition als Sonderausgabe erschienen. Besondere Aktualitaet erfaehrt dieses Buch und die Mythologie der Kelten durch den soeben in vielen deutschen Kinos angelaufenen Film "Der 1. Ritter".

    Der Ursprung der indogermanischen Kelten liegt im Dunkeln. Ins Licht der Geschichte treten sie erst in der Eisenzeit. Um 600 v. Chr. handeln die Griechen verstaerkt mit diesen ,Barbaren" jenseits der Alpen. Ab dem 5. Jh. gehen die Kelten als Traeger der Latne-Kultur auf Wanderschaft, pluendern Rom und breiten sich bis Portugal, Irland und in die Tuerkei aus. Schliesslich wird ihr Vordringen jedoch von den Roemern gestoppt, die die meisten Gebiete eroberten und die dortigen Kelten romanisierten. Was die einzelnen Staemme der Kelten verband, war ihre Kultur, ihre Mythologie und tiefreligioese Weltanschauung. Die Kelten verehrten Schoepfer- und Lebenskraefte und trennten kaum zwischen realem Diesseits und spirituellem Jenseits. Das Leben war fuer sie ein ewiger Kreislauf, in dem der Tod nur als kurze Unterbrechung vorkommt - eine Vorstellung, die sich heute wieder in der Esoterik findet.

    Auch auf anderen Gebieten begegnet uns die Welt der Kelten: Beim Urlaub in Frankreich oder Irland sieht man ihre Kultstaetten. Viele Sagen haben sich bis heute erhalten. Literatur, Kunst und Musik greifen Elemente und Personen aus den keltischen Mythen auf. Asterix der Gallier ist Kelte, und die ,Nebel von Avalon" basieren auf den Sagen um Koenig Artus, ebenso der Kinofilm "Der 1. Ritter".

    Das ,Lexikon der keltischen Mythologie" der Bochumer Wissenschaftler hilft, sich in dieser Welt zurechtzufinden und Interessantes auszuwaehlen. In den Stichwoertern begegnen wir Goettern und Menschen wie der Muttergoettin Abnoba oder dem Liebespaar Tristan und Isolde. Wir reisen zur franzoesischen Stadt Entremont, einer keltischen Siedlung, und sogar nach Hochdorf bei Stuttgart, wo in einem Grabhuegel ein keltischer Fuerst samt Wagen beerdigt wurde. Die Bedeutung von Katzen oder Voegeln erklaert es ebenso wie den Gebrauch von Bernstein oder den ,Kopfkult": Als Kopfjaeger glaubten die Kelten z.B., dass wenn ein Held sich den abgeschlagenen Kopf seines Gegners aufsetzte, er dann dessen Staerke zusaetzlich erlangte.

    Sylvia und Paul Botheroyd, die beide an der RUB lehren, haben in ihrem Werk die neuen Forschungen verarbeitet und gegensaetzliche Deutungen der Mythen aufgenommen. Es liefert ausserdem mehr als nur knappe Definitionen: Besonders wichtig war den Autoren, ,den Leser zum Lesen, nicht nur zum Nachschlagen zu verfuehren." Kreuzverweise fuehren vom Hochkoenig Diarmaid, dessen Gegner in einem Wasserkessel ertrank, zu eben diesen Kesseln, ohne die kein Fuerst der Anderswelt auskam, und von denen geht es dann direkt in jene Welt, die in unserer Mitte liegt. Mit Fotos und lebendiger Sprache werden frische Eindruecke von Gegenstaenden und Landschaften vermittelt. Bei der Zusammenfassung von Sagen wird ihr poetischer oder humorvoller Stil aufgenommen. So lesen wir schliesslich auch, dass Kulhwch Schere und Kamm zwischen den Hoernern des Ebers hervorholen sollte, um Prinzessin Olwen heiraten zu koennen. Und er hat es geschafft.

    Sylvia und Paul F. Botheroyd, Lexikon der keltischen Mythologie, Eugen Diederichs Verlag Muenchen, 2.Aufl. 1995, DM 25,- (ISBN 3-424-01077- 4)


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    History / archaeology
    transregional, national
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