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03/19/2007 09:56

Google. Und was gibt es sonst noch?

Dr. Frank Seeliger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Fachhochschule Wildau

    Von der Rollenverschiebung in der Informationsvermittlung bis hin zum modernen "Information Retrieval" und ihrem naiven Gebrauch: Eine kritische Bestandsaufnahme unseres Such-Verhaltens im Internet und das Information Retrieval in wissenschaftlichen Datenbanken. Wir an der TFH Wildau freuen uns mit den Referenten von der Uni Konstanz, der FH Ansbach und der Berliner Staatsbibliothek auf eine anregende Diskussion mit Ihnen.

    Wohl ein jeder kann sich noch an die Zeit erinnern, als man sich vertrauensvoll zur Klärung einer Frage zunächst an den Kollegen, Freund, Kommilitonen, Sachkundigen, Dozenten wandte, oder über Nachschlagewerke, gar den systematischen Katalog einer Bibliothek bis hin zum Buch eine Antwort suchte. Diese Zeit ist nicht vorbei, jedoch stehen diese Ratgeber vermehrt in der zweiten Reihe. Wie jüngst in einer Vorstudie Natalie Kink von der LMU München zum Thema "Suchmaschinen als Substitut für traditionelle Medien?" herausstellte, verdrängen die Search Engines gerade jene, mit denen sie im weitesten vergleichbar sind bzw. die aus Nutzersicht funktional ähnlich wirken, und sie nennt explizit Bibliotheken und Lexika.

    Mittlerweile ist es nahezu obligatorisch, sich für eine erste Orientierung, und manchmal darüber hinaus bis zum bitteren Ende, ausschließlich der Metasuchmaschinen zur Erkenntnisgewinnung zu bedienen. Gemäß der Annahme: besteht die Existenz im Netz, dann hängt es nur von der Formulierung und Kombination der Suchbegriffe ab, ausreichend informiert zu werden. Oder noch nicht einmal dies, denkt man an die jüngsten Entwicklungen im Bereich des question answering oder an die einigen Bibliotheken vorangestellten chatbots, wie dem Hamburger stella oder ASKademicus der Dortmunder Bibliothekskollegen. Unser aller Vertrauen in sie und besonders die eine Search Engine scheint fast grenzenlos, trotzdem die Kenntnis vom deep-, acadamic invisible web, also dem, was nicht durch die Indexierung erfasst wird, durchaus verbreitet ist. In Deutschland sind nahezu keine online-Kataloge über Google erschlossen, gleiches gilt für Inhalte von Fachdatenbanken. Außerdem werden von jedem Dokument im Netz nur die ersten 100 KB erfaßt und damit z.B. von umfangreichen PDF-Dateien häufig nur ein Bruchteil. Schätzungen nennen unterschiedliche Zahlen, Konsens ist aber, dass ein Mehrfaches von dem, was Google indexiert und damit erfragbar ist, im Netz steht.

    Diese Monopolstellung der einen Suchmaschine tritt noch deutlicher hervor, wenn man bedenkt, dass in Deutschland zwei Drittel aller Suchanfragen, nach anderen Erhebungen sogar nahezu 90% über diese Plattform abgeschickt werden. An welchem Ort unserer Medienlandschaft wäre eine solche Konzentration hinnehmbar, gilt doch sonst das demokratische Axiom, variatio delectat.

    "Genauso, wie wir es nicht akzeptieren könnten, wenn es nur eine einzige Zeitung gäbe, können wir es nicht hinnehmen, wenn es nur noch einen einzigen Vermittler digitalen Wissens gibt."
    Wolfgang Sander-Beuermann zum 3. SuMa-eV-Forum 2006

    Zu verführerisch wirkt das Angebot des PageRank, der Trefferauflistung in TopTen-Schritten, auch wenn nach wissenschaftlichen Analysen selten über den zwanzigsten Rang hinaus geschaut wird. Diese Reihenfolge, die auf keinerlei semantischen Kontext aufbaut, befolgt die Regeln, ein Mix aus Aktualität des Eintrags und der Intensität der Verlinkung darauf zu sein. Die Nähe zum impact factor, der Bemessungsgrundlage akademischer Würdigkeit von Fachzeitschriften, ist jedem mit dem Wissenschaftsbetrieb Vertrauten offensichtlich. So exakt der impact factor einen Wert nach der Regel, wie oft in jüngster Zeit durch andere Beiträge auf ein Journal verwiesen wird, ermittelt, so wenig ist jedoch das Prinzip des PageRank wirklich offengelegt.

    "Wir konnten nachweisen, dass der Suchalgorithmus von Google - dieses mathematische, scheinbar unbestechliche, maschinelle Instrument - von Außenstehenden manipuliert wurde."
    Marcel Machill, Professor für Journalistik in Leipzig und Dortmund, 2006 im Interview mit Sarah Strohschein

    Und hierbei sind noch nicht einmal die sonstigen Einwirkfaktoren wie Doorway-Pages, Linkfarmen, Spamming, allesamt um Suchmaschinen zu "optimieren", berücksichtigt.

    Das im Juni letzten Jahres die Friedrich-Ebert-Stiftung nach Berlin zu dem Forum "Die wachsende Macht der Suchmaschinen im Internet" geladen hat, um die Gatekeeper-Position der genannten Hilfs- und Suchtmittel zu beleuchten, scheint voll berechtigt zu sein. Und so sehen wir uns zunehmend in die Pflicht genommen, auch hier in Wildau einmal gründlich darüber zu diskutieren, wozu wir Sie recht herzlich einladen, und besonders ebenfalls die dafür gewonnenen Referenten!

    Dabei wird der Schwerpunkt auf ein breiteres Fundament als die wenigen, dafür aber weit verbreiteten Suchmaschinen gestellt, indem auch auf die Entwicklungen von Recherche-Tools in Bibliotheken, die zunehmend das Diktum google-like zu sein verinnerlicht haben, eingegangen wird. Welche Prämissen sind zum Beispiel zu setzen, viele Fachdatenbanken, ob Volltexte oder bibliographische Daten enthaltend, mit einer Recherche-Anfrage verläßlich einzubinden. Wagen Sie mit uns einen Blick hinter die Kulissen!

    26.03.2007, TFH Wildau, Haus 13, Hofsaal:
    12 Uhr
    Dr. Frank Seeliger (TFH Wildau)
    Moderation & Einführung

    12.15 Uhr
    Jens Renner (FH Ansbach)
    Don?t be evil - wie wir Google nutzen und wie Google uns nutzt.

    13.30 Uhr
    Dr. Joachim Griesbaum (Uni Konstanz)
    Vergleich von Internetsuchmaschinen & Fachdatenbanken

    - kurze Pause -

    15 Uhr
    Gerrit Gragert (Staatsbibliothek Berlin)
    Internetdienste von Bibliotheken - es gibt mehr als Google im Netz


    More information:

    http://www.tfh-wildau.de/tfhbib/index_newsletter.html#google


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Studies and teaching
    German


     

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