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07/07/1997 00:00

Leonardo da Vinci und die Sichtbarmachung der Welt

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG

    Leonardo da Vinci und die Sichtbarmachung der Welt

    Oldenburg. Leonardo da Vinci, der grosse Maler, Bildhauer, Baumeister und Naturforscher des 15. Jahrhunderts, hat geglaubt, dass die Wirklichkeit ueber das Sehen vollstaendig zu erfassen sei: Sein Erkenntnisinstrument ist das Auge, fuer ihn ist alle Wissenschaft Erfahrungswissenschaft. Seine Methode ist das theoriebezogene Experiment, denn nur das Experiment koenne die Wahrheit in der Wissenschaft belegen - zu seiner Zeit ein voellig neuer Wissenschaftsbegriff. In der neuesten Ausgabe (Nr. 25) von EINBLICKE, dem Forschungsmagazin der Universitaet Oldenburg, untermauert Prof. Dr. Michael Sukale, Leiter des Instituts fuer Philosophie, diese Sicht auf den wissenschaftlichen Ansatz Leonardos mit einer "Bildergeschichte" exemplarischer Zeichnungen und Gemaelde.

    Sukale belegt Leonardos damals neuartigen Wissenschaftsbegriff u.a. mit einem Zitat: "Sagst du, die Wissenschaften, die vom Anfang bis zum Ende im Geist bleiben, haetten Wahrheit, so wird dies verneint vornehmlich deshalb, weil bei solchem reingeistigen Abhandeln die Erfahrung nicht vorkommt; ohne dies gibt sich aber kein Ding mit Sicherheit zu erkennen." Das philosophische Prinzip Leonardos, so Sukale weiter, sei einfach: Das Sehen stellt fuer Leonardo eine gegenueber allen anderen Sinnen und Erkenntnismoeglichkeiten besondere Beziehung zur Welt her. Leonardo hat geglaubt, dass alle Realitaet entweder schon sichtbar ist oder doch wenigstens sichtbar gemacht werden kann. Nun ist dieses Prinzip aber offenbar falsch: Wir wissen, dass die Wirklichkeit nur bedingt mit den Sinnen erfahren werden kann. Dennoch lassen sich mit diesem Prinzip fast alle Forschungen Leonardos erklaeren. Leonardo musste den konstruktiven Beweis dafuer erbringen, dass alles zeichnerisch darstellbar ist. Mit groesster Genauigkeit bildete er deshalb das, was er in der Natur sah, ab und uebertrug es damit von der dreidimensionalen Wirklichkeit auf die zweidimensionale Flaeche. Um das Innere von Objekten sichtbar zu machen, arbeitete Leonardo mit zu seiner Zeit voellig neuen Prinzipien. So stellte er sich den Menschen als durchsichtig vor, um dadurch die inneren Organe und ihre genaue Lage sichtbar zu machen, ohne dabei die aeussere Form aus den Augen zu verlieren.

    Leonardo hat die Welt durch das Experiment und die Wahrnehmung rastlos erforscht und seine Theorien, seine Experimente und seine Beobachtungen durch sein zeichnerisches Koennen fuer die Nachwelt anschaulich gemacht. "Lies mich, Leser, wenn ich dir Freude mache. Und kommt, ihr Menschen, die Wunder zu sehen, die man bei solchen Studien in der Natur entdeckt", forderte Leonardo seinerzeit auf.

    Kontakt: Prof. Dr. Michael Sukale, Institut fuer Philosophie, Universitaet Oldenburg, Tel.: 0441/798-3171

    Fuer die Zusendung eines Belegexemplars waeren wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Social studies
    transregional, national
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    German


     

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