350 Jahre Hochschule in Bamberg Die Otto-Friedrich-Universitaet - traditionsbewusst und zukunftsorientiert
Wechselvolle Geschichte
Am 14. November d. J. feiert die Otto-Friedrich-Universitaet Bam-berg die 350. Wiederkehr des Stiftungstages der alten Universitaet im Jahre 1647. Zwar wechselte sie seitdem mehrfach ihre Rechts- und Organisationsform, die akademische Tradition der Hochschule ist je-doch bis heute durchgaengig. Nur waehrend der Kriegszeit 1939 bis 1945 war die Hochschule geschlossen. Die 1972 wiedergegruendete Universitaet Bamberg ist Bayerns ju-engste Universitaet und doch eine der aeltesten im Freistaat. Der Namensbestandteil ,Otto-Friedrich", den die Universitaet erst seit dem 1. Oktober 1988 wieder rechtmaessig traegt, erinnert an ihren Gruender und an ihren ersten grossen Foerderer. Gegruendet wurde sie, am 14. November 1647, also gegen Ende des Dreissigjaehrigen Krieges - zur Zeit von Katholischer Reform und Gegenreformation - vom Bamberger Fuerstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg. Er erweiterte das damalige aus dem ,Seminarium Ernestinum" entwik-kelte Jesuitenkolleg zur ,Academia Bambergensis" mit den zwei Fa-kultaeten Philosophie und Theologie. Als diese am 1. September 1648 ihre Pforten oeffnete, genoss sie bereits alle akademischen Privi-legien, die ihr von Kaiser Ferdinand III. und Papst Innozenz X. im selben Jahr verliehen wurden. Der erste grosse Foerderer der inzwi-schen ,Academia Ottoniana" genannten Hochschule war Fuerstbi-schof Friedrich Karl von Schoenborn. Er fuegte ihr eine Juristische Fakultaet hinzu und brachte die Hochschule damit auf den Weg zur Volluniversitaet. Eine klassische Vierfakultaetenuniversitaet wurde sie 1770 mit der zusaetzlichen Errichtung einer Medizinischen Fa-kultaet durch Adam Friedrich von Seinsheim, Fuerstbischof von Wu-erzburg und Bamberg. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens, 1773, wurde sie unter dem Namen ,Universitas Ottoniano Frideri-ciana" neu konstituiert; der Rektor wurde nun alle zwei Jahre von den gleichgestellten Fakultaeten gewaehlt. 1803 wurde die Univer-sitaet im Zuge der Saekularisation des Hochstifts Bamberg zwar auf-gelassen, die theologisch-philosophischen Studien konnten jedoch in der Einrichtung eines Lyzeums fortgesetzt werden. 1923 wurde das Lyzeum in den Status einer Philosophisch-Theologischen Hochschule erhoben. Nach der Schliessung von 1939 bis 1945 durch die NS-Regierung eroeffnete die Hochschule ihren Betrieb zunaechst in den Fakultaeten Theologie, Philosophie und Jura sowie in der Mehrzahl der Natur- und Geisteswissenschaften. 1954 musste sie sich jedoch wieder auf die Philosophisch-Theologische Hochschule beschraen-ken, waehrend eine Teilausbildung fuer Pharmazeuten noch bis 1973 fortgefuehrt wurde. Nachdem Bamberg 1958 eine Paedagogische Hochschule, die zunaechst Teil der Universitaet Wuerzburg war, er-halten hatte, wurde 1972 nach langwierigen Bemuehungen der Stadt-regierung, des Erzbischofs, des Vertreters im Landtag, der Vertreter der Hochschulen sowie infolge der entscheidenden Initiative des da-maligen Staatsministers Hans Maier die Gesamthochschule Bamberg errichtet. In ihr wurden die Philosophisch-Theologische Hochschule, die Paedagogische Hochschule sowie ein Fachbereich Sozialwissen-schaften/Sozialwesen zusammengefasst. Mit der AEnderung des Er-richtungsgesetzes 1977 wurde es moeglich, weitere Fakultaeten an-zugliedern. 1979, kurz nach der im selben Jahr gegruendeten Fakul-taet Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, erfolgte dann die Umbe-nennung der Gesamthochschule in Universitaet. Hatte die Hochschu-le sich bei ihrer Wiedergruendung 1972 eine Rektoratsverfassung ge-geben, so wurde diese 1976 in eine Praesidialverfassung umgewan-delt. Seit dem Sommersemester 1992 steht nun wieder ein Rektor, der Kirchenrechtler und Priester Prof. Dr. Alfred Hierold, an der Spitze der Universitaet.
Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften als Profil
Charakteristisch fuer die neu Bamberger Universitaet ist ihre Be-grenzung auf die Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die sich in fuenf wissenschaftliche Fakultaeten und einen fachhochschul-bezogenen Fachbereich gliedern: die Fakultaeten Katholische Theo-logie; Paedagogik, Philosophie, Psychologie; Sprach- und Literatur-wissenschaften; Geschichts- und Geowissenschaften; Sozial- und Wirtschaftswissenschaften; Fachbereich Sozialwesen.
In den klassischen Geisteswissenschaften sowie in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften kann das Faecherangebot der Universitaet Bamberg nach seiner Breite und Gliederung mit dem jeder voll aus-gebauten Universitaet konkurrieren. Es umfasst 14 Diplomstudien-gaenge von der Katholischen Theologie bis zur Wirtschaftsinforma-tik, Lehramtsstudiengaenge fuer das Lehramt an allen Schultypen, einen Magisterstudiengang mit 24 verschiedenen Fachrichtungen von der Evangelischen Theologie bis zur Volkskunde, einen Fach-hochschulstudiengang Soziale Arbeit sowie vier Aufbaustudiengaen-ge fuer die Faecher Andragogik (Erwachsenenbildung), Denkmal-pflege, Journalistik und Katholische Theologie. Zwei Graduierten-kollegs, die ein Doktorandenstudium organisieren und finanziell fo-erdern, gibt es fuer die Fachgebiete ,Gegenwartsbezogene Orientfor-schung" (seit 1990, zusammen mit der Universitaet Erlangen-Nuernberg) und seit 1996 fuer ,Kunstwissenschaft - Bauforschung - Denkmalpflege" (zusammen mit der TU Berlin).
Zahlreiche Unikate mit zeitgemaessem Praxisbezug geben der Uni-versitaet Bamberg ein eigenes Profil: Im Diplomstudiengang Germanistik koennen drei Schwerpunkte ge-waehlt werden: Journalistik, Literaturvermittlung und Deutsch als Fremdsprache. Orientalistik kann im Diplomstudiengang u.a. mit den Wahlfaechern Betriebswirtschaftslehre oder Politikwissenschaft studiert werden. Die Studierenden im Diplomstudiengang Soziologie werden fruehzeitig an der empirischen Forschung beteiligt. Das Fach Archaeologie des Mittelalters und der Neuzeit bietet bisher nur die Universitaet Bamberg an. Das Fach Psychologie ist mit sieben Lehr-stuehlen und mit einem sehr differenzierten Angebot vertreten. Ein-zigartig ist auch das Wahlpflichtfach Automobilwirtschaft, das im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften studiert werden kann. Den gesellschaftlichen Entwicklungen der Informatisierung und Interna-tionalisierung tragen zwei neuere betriebswirtschaftliche Studien-gaenge Rechnung: der Diplomstudiengang Wirtschaftsinformatik und der Diplomstudiengang Europaeische Wirtschaft. In allen Wirt-schaftswissenschaften kann zusaetzlich ein europaeischer Abschluss ,European Master of Business Sciences" (EMBSc) gemacht werden. Rektor Prof. Dr. Alfred Hierold bemueht sich um eine Abrundung des Faecherangebots durch den Ausbau vorhandener natur- und tech-nikwissenschaftlicher Ansaetze in den Bereichen Psycholo-gie/Kognitionswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Denkmal-pflege. Der Einstieg in die zweite Phase der Juristenausbildung wird angestrebt. Kommunikationstechnisch ist die Universitaet Bamberg zeitgemaess ausgestattet. Sie ist im Freistaat mit allen Hochschulen vernetzt, au-sserdem mit dem bundesweiten Wissenschaftsnetz und dem weltwei-ten Internet.
Vielfaeltige Forschung
Im Bereich der vielfaeltig betriebenen Forschung an der Universitaet Bamberg sind besonders die interdisziplinaeren Schwerpunkte ,Siedlungs-, Bau- und Kunstgeschichte", ,Familienforschung" und ,Integration und Transformation in Europa" hervorzuheben. Das ,Europaeische Forum fuer Migrationsstudien (efms)" und das ,Staatsinstitut fuer Familienforschung an der Universitaet Bamberg (ifb)" widmen sich als relativ autonome Forschungsinstitute langfri-stigen interdisziplinaeren Forschungsfragen von vorwiegend sozial-wissenschaftlicher Relevanz. Ein ,Praxisforum an der Universitaet Bamberg e.V. - Arbeitskreis fuer Wirtschaft und Wissenschaft" vermittelt u.a. Auftragsforschung vor allem in der Region. Die For-schungsmittel, unterstuetzt durch Drittmittel von oeffentlicher und privater Seite, konnten in den letzten 10 Jahren um ein vielfaches er-hoeht werden, wobei der 1949 gegruendete Universitaetsbund der Universitaet Bamberg haeufig die notwendige Anschubfinanzierung leistete.
Austausch mit ueber 100 Hochschulen weltweit
UEber 100 Hochschulen sind es inzwischen - in West- und Osteuro-pa, Amerika, Kleinasien, im Nahen Osten und in Japan -, mit denen Kooperations- und Austauschprogramme entweder auf der Basis von Partnerschaftsvertraegen oder im Rahmen des europaeischen Foer-derprogramms SOKRATES bestehen. Etwa 15 Prozent der Studie-renden eines Studentenjahrgangs absolvieren jaehrlich ein oder zwei Semester an einer auslaendischen Universitaet; etwa 400 Studieren-de, also rund 5 Prozent der Studierenden in Bamberg, kommen von auslaendischen Universitaeten weltweit.
Wirtschafts- und Kulturfaktor
Mit ueber 700 Bediensteten, mehr als 8000 Studierenden und ihren Forschungseinrichtungen ist die Universitaet fuer die Stadt und die Region zunaechst ein wichtiger Wirtschafts- und Innovationsfaktor. Seit 1997 besteht die Moeglichkeit, dass Wissenstransfer auch durch Beteiligung von Absolventen an dem neu errichteten Gruenderzen-trum geschieht, in dem Absolventen neue Produkt- und Verfahren-sideen realisieren koennen. Darueber hinaus ist die Universitaet ein Anbieter von oeffentlichen Kulturveranstaltungen. ,Literatur in der Universitaet", ,Musik in der Universitaet", die ,Bamberger Hegelwo-chen" und das ,Theologische Forum" sind inzwischen zu einem Be-griff fuer das oeffentliche Wirken der Universitaet geworden. Nicht zuletzt hat die Hochschule, deren geisteswissenschaftliche Faecher in zahlreichen denkmalgeschuetzten und restaurierten Ge-baeuden, z.T. in Gebaeuden der alten Universitaet, untergebracht sind, zur Erhaltung der seit 1993 unter dem UNESCO-Schutz des Weltkulturerbes stehenden Altstadt beigetragen.
(Weitere Informationen siehe http://www.uni-bamberg.de)
Guenter Barthenheier
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
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German
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