Bildungsmöglichkeiten trotz politischer Instabilität: Seit 1983 setzt sich Dr. Christine Noelle-Karimi von der Universität Bamberg in dem Verein "Afghanistan Schulen - Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e. V." für die Bildung von afghanischen Jungen und Mädchen ein -zunächst in den Flüchtlingslagern in Pakistan und seit 1988 in Afghanistan selbst.
Als Christine Noelle-Karimi 1976 zum ersten Mal Afghanistan bereist, weiß sie nicht, wie prägend dieser Besuch für ihre persönliche Zukunft und die Zukunft vieler Menschen dieses Landes sein wird.
"Was mich an diesen fernen Ort trieb, war schlicht der Reiz des Ungewöhnlichen", erinnert sich die seit 2006 am Lehrstuhl für Iranistik angestellte wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Bamberg. Politische Absichten hatte die in Hamburg aufgewachsene Globetrotterin damals keine. "Die Ausstrahlung und die große Eigenständigkeit der Menschen dieses Landes haben mich beeindruckt", sagt sie. Nach vierwöchigem Aufenthalt in Afghanistan steht für die damals 18-Jährige fest: Sie möchte die Sprache lernen, um die "Einbahnstraße in der Kommunikation zu überwinden".
In Hamburg studiert sie zunächst Iranistik, Anglistik und Völkerkunde und macht anschließend in Berkeley ihren M. A. in Persischer Literatur, Urdu und Sufismus. 1982 geht die Kulturinteressierte für ein Jahr nach Pakistan und nimmt dort an einem Sprachprogramm teil. "Hier liegen auch die Wurzeln der Vereinsgründung", sagt Noelle-Karimi zurückblickend. "Meine Mutter besuchte mich damals für drei Wochen. Nach anfänglicher Skepsis entwickelte sie großen Spaß und Interesse an der neuen Kultur. Ihr erging es somit genauso wie mir damals 1976."
Der Beginn einer Lebensaufgabe
Auf Einladung eines Freundes, der bei einer Hilfsorganisation tätig ist, besuchen Mutter und Tochter kurz darauf gemeinsam ein Flüchtlingslager in Nasirbagh bei Peshawar. Dort, an der Grenze zu Afghanistan, finden damals drei Millionen afghanische Flüchtlinge Zuflucht. Die Konfrontation mit den schockierenden politischen und sozialen Umständen und die unzureichende medizinische Versorgung hinterlassen bei den deutschen Frauen ihren Eindruck: "Vor allem die Bilder der vielen verwahrlosten Kinder, die ohne Betreuung den Lageralltag fristeten, sind meiner Mutter und mir noch heute unvergesslich", blickt die Iranwissenschaftlerin zurück. "Einen geregelten Schullalltag suchte man in den Lagern vergebens - von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen ganz zu schweigen."
Den ausschlaggebenden Impuls, sich für die Bildung von afghanischen Flüchtlingskindern einzusetzen, gab die Begegnung mit Nazaneen Jabbarkhel. Die Afghanin plante damals, eine Mädchenschule bei Peschawar zu gründen. Räumlichkeiten waren bereits gemietet, die Zustimmung der Eltern und der pakistanischen Regierung eingeholt und Lehrkräfte akquiriert. "Was in der Hauptsache fehlte, war Geld", erinnert sich Noelle-Karimi. Zurück in Deutschland beginnt ihre Mutter zu sammeln. Überall in ihrem Umfeld bat sie um finanzielle Unterstützung für das Schulprojekt. 1984 kommt es zur Vereinsgründung.
Heute, 24 Jahre später, arbeiten 180 Mitarbeiter in Deutschland und Afghanistan für den Verein "Afghanistan Schulen". "Die Idee, Jugendlichen eine Alternative zum Kriegshandwerk zu bieten und afghanischen Flüchtlingskindern Bildung und damit eine Rückkehr nach Afghanistan zu ermöglichen, markiert den Anfang eines bis heute gut funktionierenden Netzwerkes von afghanischen und deutschen Mitarbeitern", sagt Noelle-Karimi.
Zunächst unterstützt der Verein nur das Schulprojekt von Nazaneen Jabbarkhel. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Schulen direkt in den Lagern nötig sind. In einfacher Lehmbauweise im Transitlager am Stadtrand von Peshawar werden mit Unterstützung von "Afghanistan Schulen" erste Klassenräume gebaut. Im Frühjahr 2002 besuchen bereits 3500 Jungen und Mädchen die Lagerschulen des Vereins. Auch die Arbeit in Afghanistan beginnt mit einem persönlichen Kontakt. Mudjahedin-Kämpfer aus Andkhoi und den umliegenden Dörfern bitten die Organisation, ihnen beim Wiederaufbau ihrer Schulen in ihren Heimatdörfern zu helfen. Kurz darauf werden in Mirabad eine Dorfschule und in Dayakchakhana ein Schulgebäude errichtet. "Unsere Stärke war immer der unmittelbare Kontakt zu den Menschen vor Ort und den Schulverantwortlichen", so die Wissenschaftlerin über ihren Verein, der auch unter dem Namen VUSAF (Union of Assistance for Schools in Afghanistan) bekannt ist.
Lesen Sie den ausführlichen Artikel unter
http://www.uni-bamberg.de/verwaltung_organe/verwaltung/dezernate/kommunikation_alumni/news/artikel/kindern-ei/
Den Verein erreichen Sie unter http://www.afghanistan-schulen.de
Criteria of this press release:
Language / literature, Law, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
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