idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/10/2007 09:15

Absteiger des Monats: Günther Oettingers Mediengau

Florian Klebs Presse und Forschungsinformation
Universität Hohenheim

    Monatliche Politiker- und Themen-Rankings:
    Jeden 2. Donnerstag im Monat im Mediaskop politics der Universität Hohenheim

    Alle Infos und ausführliche Auswertungen auch unter
    www.uni-hohenheim.de/mediaskop

    Rein zahlenmäßig machte kein Politiker vergangenen Monat so viel von sich reden wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger. Viel Gu-tes gab es allerdings nicht zu berichten: Mit seinen Aussagen zur NS-Vergangenheit Hans Filbingers handelte er sich die schlechteste Presse im Ap-ril ein - weit abgeschlagen selbst hinter Innenminister Wolfgang Schäuble, dessen Angriff auf die Bürgerrechte überwiegend negative Schlagzeilen be-scherte.

    Analysen wie diese sind Ergebnisse des neuen Mediaskop politics der Universität Ho-henheim - einem Gemeinschaftsprodukt des Kommunikationswissenschaftlers Prof. Dr. Frank Brettschneider mit dem internationalen Institut für Media Intelligence, Me-dia Tenor. Als Trendmesser für politische Themen und ihre Top-Repräsentanten lis-tet das Hohenheimer Mediaskop die Auf- und Absteiger des Monats, ermittelt die Top-Ten der Politiker in den Medien und rankt die führenden Spitzenpolitiker und Sachthemen. Dabei stützt sich das Mediaskop politics auf die tagesaktuelle Auswer-tung über 26 Leitmedien von der Tageszeitung bis zum Nachrichtenjournal.

    "Von Oettingers Eigentor profitieren viele", analysiert Prof. Dr. Brettschneider das Mediaskop vom April. "Angela Merkel konnte durch rasches und rigoroses Eingreifen ihre Führungsqualitäten in den Vordergrund rücken. Positive Berichterstattung war ihr gewiss."

    Auch die SPD habe Grund zur Freude gehabt. Ihr verhalf die Medienaufmerksamkeit für Oettinger zu einer Verschnaufpause, nachdem sich die Medien im März noch häufig mit der misslichen Lage der SPD beschäftigt hatten. "Oettingers Rede hat in der ersten Aprilhälfte jedenfalls die politische Agenda umgekrempelt. Über seinen Umgang mit der NS-Geschichte und über sein politisches Auftreten wurde sogar häu-figer berichtet als über das SPD-Thema Arbeitsmarkt oder Von der Leyens familien-politische Initiativen."

    Gefährlich für den Ministerpräsidenten sei, dass die Kritik nicht nur vom politischen Gegner, sondern auch aus den eigenen Reihen kam. "Der innerparteiliche Gegen-wind ist dabei noch bedrohlicher als der zwangsläufig folgende Absturz in Meinungs-umfragen. Spätestens hier müssten alle Alarmglocken schrillen, denn häufig ist dies der Anfang vom Ende einer politischen Karriere", so Prof. Dr. Brettschneider.

    Auf- und Absteiger im April (Anlage AfAb0507)

    So tief fiel kein anderer. Mit seiner Rede zur Trauerfeier für Hans Filbinger erreichte der baden-württembergische Ministerpräsident eine Aufmerksamkeit, durch die sich die Berichterstattung im Vergleich zum März verzehnfachte. Doch statt wohlwollen-der Medienbegleitung hagelte es Kritik: "In 36 Prozent aller Fälle wird Oettinger als Politiker getadelt - positiv sind dagegen nur sechs Prozent der Berichterstattung. Dabei hatte Oettinger im März noch zu den fünf Politikern mit der positivsten Me-dienbewertung gehört", erklärt Prof. Dr. Brettschneider.

    Nicht einmal annähernd so schlecht erging es Innenminister Wolfgang Schäuble mit seinen Plänen, Passfotos zentral zu speichern und für die Polizei zugänglich zu ma-chen. Diese Vorhaben verdoppelten die Schäuble-Berichterstattung. Gleichzeitig ver-schlechterte sich die Bewertung: "Wenn wir die positive mit der negativen Berichter-stattung verrechnen, bekommen wir im März noch einen positiven Saldo von 0,7 Prozentpunkten. Im April rutscht die Summe aus Positiv minus Negativ auf -17,3 Prozentpunkte", erklärt Prof. Dr. Brettschneider.

    Überraschungsgast unter den Aufsteigern war dagegen Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber. "Im Vergleich zum Vormonat ist Stoiber den Medien nicht weiter aufgefallen. Dafür verbesserte sich sein Ansehen: Auf das negative Saldo von -8,5 Prozentpunkten im März folgte ein nun leicht positives Saldo von 0,3 Prozentpunk-ten. Dies wiegt umso schwerer, als sich die Bewertung von Erwin Huber verschlech-terte und Edmund Stoiber zudem besser bewertet wird als Günther Beckstein. Bleibt die Frage, ob im Freistaat Bayern schon das letzte Wort über die Zukunft des Minis-terpräsidenten gesprochen ist.

    Top-Ten-Politiker mit der stärksten Medienpräsenz (Anlage ToTe0507)

    Mit seinem Mediengau wirbelte Oettinger auch das mediale Gleichgewicht der Spit-zenpolitiker durcheinander: In der Aufmerksamkeit der Medien rutschte Bundeskanz-lerin Angela Merkel auf Platz Zwei der am häufigsten genannten Politiker. Inhaltlich profitierte die Kanzlerin durch ihr rasches und rigoroses Handeln: Mit einem Positiv-Saldo von 4,4 Prozentpunkten erhielt sie die beste Presse aller Spitzenpolitiker. Auf Platz Drei und Vier der meistgenannten Politiker platzierten sich Wolfgang Schäuble und SPD-Vorsitzender Kurt Beck - beide jedoch mit durchweg schlechter Presse.

    Sachthemen-Ranking (Anlage Sate0507)

    An der Spitze der Themen-Agenda stand im April die Innere Sicherheit. Vor allem Schäubles Pläne lösten damit das Thema Außenpolitik ab, das im März noch an der Spitze gestanden hatte. Die Themen Wirtschaftspolitik allgemein, Steuerpolitik und Arbeitsmarktpolitik folgten auf den nächsten Plätzen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wurde ausgeglichen bewertet. Über die Themen Familienpolitik und Umweltpolitik wurde im Vergleich zum März etwas seltener berichtet. Damit verloren auch die zu-ständigen Minister etwas von ihrer medialen Prominenz bzw. Unterstützung.

    Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim, Fachgebiet Kommunikationswissenschaft
    Tel.: 0711 459-24030 oder -22870, E-Mail: frank.brettschneider@uni-hohenheim.de
    www.uni-hohenheim.de/komm/Mediaskop: www.uni-hohenheim/mediaskop

    Anlage AfAb0507: http://www.uni-hohenheim.de/presse/admin/dyn_docs/Anlage%20AfAb0507.pdf
    Anlage ToTe0507: http://www.uni-hohenheim.de/presse/admin/dyn_docs/Anlage%20ToTe0507.pdf
    Anlage Sate0507: http://www.uni-hohenheim.de/presse/admin/dyn_docs/Anlage%20Sate0507.pdf


    Images

    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).