Enthüllung einer Gedenktafel zum Medizinerstreik 1955 am 24.Mai 2000
Am 24. Mai 2000 um 13.00 Uhr wird im zentralen Hörsaalgebäude der Universität in der Rubenowstraße eine Gedenktafel enthüllt, die an studentische Proteste Ende März 1955 im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Militärmedizinischen Sektion, der einzigen an einer Universität in der DDR, erinnert. In Anwesenheit des Rektors und Kanzlers wird in einer kleinen Feierstunde des damaligen studentischen Einsatzes für die Freiheit der Universität gedacht.
Der Akademische Senat hatte im vergangenen Jahr die Anbringung dieser Platte beschlossen. Deren Text lautet:
»Im März 1955 protestierten hunderte Medizinstudentinnen und -studenten gegen die Umwandlung der Medizinischen Fakultät in eine Militärmedizinische Akademie. Ihr Einsatz und ihre Unerschrockenheit setzten ein Zeichen für die akademische Freiheit der Universität. Sie verdienen lebendige Erinnerung.«
Diese von großer Zivilcourage zeugenden studentischen Proteste wurden von der Staatsmacht als so bedrohlich angesehen, daß sie aus einer Versammlung in der Aula 211 Studenten inhaftieren ließ. Diese Verhafteten mußten eine Nacht im Gefängnis verbringen, wo sie zu je 20 in einer Zelle zusammengepfercht waren - einige blieben viele Jahre im Gefängnis, wenn deren Verhaftung auch eher indirekt im Zusammenhang mit dem Streik gesehen werden sollte. Eine von den Studenten befürchtete Umwandlung der Medizinischen Fakultät in eine Militärakademie erfolgte nicht. Die Studenten der Militärmedizin gehörten einer kurze Zeit später gegründeten Militärmedizinischen Sektion an, die eine Dienststelle der Nationalen Volksarmee NVA auch nach ihrer formalen Eingliederung in die Universität am 15. Januar 1964 blieb.
Vielleicht durch Zufall brannte am Tag nach dem Aufbegehren der Greifswalder Medizinstudenten der Turm der gotischen Jakobskirche neben der Universität und erhielt später einen anderen Helm. Der Protest änderte also das äußere Stadtbild und das Bild der Medizinfakultät von sich.
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