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05/15/2007 15:29

Multimediale Effekte in der Frühen Neuzeit

Robert Emmerich Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Dass Musik zum Drama gehört, haben die Shakespeareforschung oder die Romanistik nie aus den Augen verloren. Demgegenüber sucht man in germanistischen oder deutschen theaterwissenschaftlichen Handbüchern und Lexika vergeblich nach Informationen über Schauspielmusik. Verantwortlich für diese Leerstelle ist die puristische Konzentration des Theaters auf den reinen Text.

    Seit 1. Februar 2007 finanziert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das Forschungsvorhaben "Schauspielmusik - Funktion und Ästhetik im Drama der Frühen Neuzeit". Das Projekt wurde der am Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte II beschäftigten Germanistin Prof. Dr. Irmgard Scheitler zunächst auf 18 Monate bewilligt. Eine Verlängerung und die Beschäftigung eines musikwissenschaftlichen Mitarbeiters sind in Aussicht gestellt. Ziel des Projektes ist es, den Anteil der Musik im deutschsprachigen Drama etwa zwischen 1530 und 1730 festzustellen und in seiner Bedeutung für die dramatische Kommunikation zu würdigen.

    Der Einsatz von Musik und Tanz war für die Frühe Neuzeit selbstverständlich. Bläser luden die Zuschauer ein, Platz zu nehmen, der Prolog wurde häufig gesungen, Veränderungen des Bühnenbilds mussten durch Musik überbrückt werden, Chöre und Lieder teilten die Akte ein. Aber auch im Dramengeschehen selbst kam der Musik eine wichtige Bedeutung zu: Heerpauken- und Trompetenklänge zeigten Kämpfe an, Lieder drückten zarte Gefühle aus, zarte Instrumentalklänge begleiteten Geistererscheinungen und Träume, Todesszenen wurden melodramatisch untermalt. Was außerhalb des Bühnengeschehens sich ereignete, konnte musikalisch vermittelt werden.

    Schauspielmusik wird am deutlichsten belegt durch beigegebene Noten. Diese waren aber teuer zu drucken und kompliziert einzuheften. Daher trifft man auf sie eher selten. Meist weisen Regieanweisungen oder eingelegte Liedtexte auf musikalische Ausführungen hin. Aber auch der Wechsel im Metrum ist ein wichtiger Indikator. Von besonderem Interesse sind Verweise auf Instrumentalstücke bekannter Meister oder Angaben über die Melodie, in der ein Lied zu singen ist.

    Musik sollte beim Zuschauer vor allem Affekte erregen. Es ist also zu erforschen, welche Stellen es sind, an denen Autoren Bühnenmusik angebracht schienen und was sie damit bewirken wollten. Daneben wird die Analyse der Noten oder Musikhinweise zeigen, welchen musikalischen Traditionen die jeweilige Schauspielmusik folgt oder welches Können ihre Ausführung erfordert. Die Frühe Neuzeit hatte sehr exakte Vorstellungen von den Gefühlswirkungen, die durch bestimmte Harmonien oder Instrumente erzielt werden können.

    Der Mensch der Frühen Neuzeit ließ sich durch multimediale Effekte ebenso beeindrucken wie das Publikum heute. Schon im 16. Jahrhundert gehörten versierte Musikanten zu den professionellen Schauspieltruppen. Das Schultheater legte mit seinen musizierenden Schülern Ehre ein. Ob im städtischen oder im höfischen Theater: Ohne Sänger und Instrumentalisten wäre eine Darbietung unvollständig gewesen. Nicht nur die so erfolgreiche Oper, auch das Schauspiel verstand sich als Gesamtkunstwerk aus Wort, Szene und Klang.


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    Criteria of this press release:
    Art / design, History / archaeology, Language / literature, Music / theatre
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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