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05/16/2007 18:07

DGU: Nur verstärkte Prävention kann Verkehrsunfälle verringern

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)

    Über 90 Prozent der Unfälle durch menschliches Versagen verursacht:
    Nur verstärkte Prävention kann Verkehrsunfälle verringern

    Berlin - Ende April 2007 trafen sich Experten aus Wirtschaft, Politik und Medizin sowie Unfallopfer zum ersten Forum der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in Berlin, um über Möglichkeiten der Unfallprävention zu beraten. Denn obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle zurückgeht, gab es im Jahr 2006 rund 422000 Verletzte und fast 6000 Tote auf deutschen Straßen. Obwohl die Schwerverletztenversorgung in Deutschland im internationalen Vergleich eine Spitzenposition einnimmt, muss, so eines der Ergebnisse während des DGU Forums, die Prävention von Unfällen weiter verbessert werden. "Aus diesem Grund ist es notwendig, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam aktiv zu werden", begründete Professor Dr. med. Kuno Weise, Präsident der DGU, die Initiative für das erste interdisziplinäre DGU-Forum.

    Immer noch ist für Menschen unter 45 Jahren der Verkehrsunfall die häufigste Todesursache. Ergebnisse aus der Verkehrsunfallforschung belegen, dass über 90 Prozent der Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen sind. Eine sich stetig verbessernde Fahrzeugsicherheit hat die Unfallfolgen für Verletzte zum Teil gemildert. Im Bereich der passiven Sicherheit, also der Maßnahmen, welche die Folgen eines nicht mehr verhinderbaren Unfalls minimieren, seien die Möglichkeiten fast gänzlich ausgeschöpft, so die Experten. Besser wäre es, Unfälle von vornherein zu vermeiden.

    "Die Ergebnisse aus der Unfallforschung weisen eindeutig darauf hin, dass durch verstärkte Präventionsmaßnahmen die Unfallgefahr gesenkt werden könnte", sagte PD Dr. med. Julia Seifert vom Unfallkrankenhaus Berlin und Mitglied des Ausschusses für Verkehrsmedizin. Das zeigt auch eine von ihr durchgeführte interdisziplinäre Studie zu Unfallursachen in Mecklenburg-Vorpommern. Darin geht Seifert unter anderem den Fragen nach, ob Risikobereitschaft im Straßenverkehr messbar ist und welche Präventionsmaßnahmen sich daraus ableiten lassen. Erste Ergebnisse zeigen, dass Männer und Frauen in ihrer Risikobereitschaft zwar vergleichbar sind, ihr Risikoprofil weist jedoch große Unterschiede auf. Frauen haben ihren höchsten Punktwert auf der "Sensation Seeking Scale", einem Fragenkatalog zur Ermittlung von Risikobereitschaft und -profil, im Bereich Erfahrungssuche. Männer haben hingegen ihren höchsten Wert im Bereich Abenteuerlust. Daraus entstehen unterschiedliche Handlungsmuster: Während Frauen ihre Grenzen rational austesten, sind Männer auf der Suche nach emotionalen Kick-Erlebnissen. Ein möglicher Ansatz läge somit in der Ermittlung der Risikobereitschaft und der unterschiedlichen Risikoprofile des Einzelnen, sagt Julia Seifert. Wären diese Profile bekannt, könnten individuelle Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. "Je früher Prävention und Schulung einsetzten, desto überlegter handeln Verkehrsteilnehmer. Es reicht nicht aus, erst mit dem Führerschein damit zu beginnen", bestätigt Dipl. Ing. Walter Niewöhner, Technology Center, DEKRA Automobil GmbH.

    Ist ein Unfall allerdings bereits geschehen, so müssen die Verletzten bestmöglich versorgt werden. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet unter anderem die Luftrettung. "Leider werden immer noch zu wenig Nachteinsätze geflogen", beklagt Dr. med. Jörg Beneker, Sprecher der Gruppe Leitender Notärzte Berlins. Grund dafür seien zum einem die unterschiedliche Handhabung auf Länderebene und zum anderen die zu zögerliche Alarmierung durch Leitstellen und Einsatzkräfte vor Ort bei schweren Unfällen. Hinzu kommt, dass Schwerverletzte in Deutschland nicht überall gleich schnell und gleich gut versorgt werden. Der Grund liegt nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) nicht nur an den regionalen Unterschieden zwischen Stadt und Land. Unabhängig davon gäbe es an einigen Kliniken auch Qualitätsdefizite, erläuterte Professor Dr. med. Steffen Ruchholtz, Universitätsklinikum Essen. Damit Versorgungsengpässe vermieden werden, müssten Kliniken je nach Lage und Ausstattung klar definierte Versorgungsaufträge haben. Ziel sei es, dass die Patienten vom Unfallort ohne Umwege direkt in eine geeignete Klinik transportiert werden. In ihrem Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung erläutert die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie ihre Empfehlungen für die dafür notwendigen Standards bei Ausrüstung und Personal.

    Doch nicht nur Experten diskutierten während des ersten DGU-Forums miteinander. Auch Ina Kutscher aus Berlin, die Opfer eines schweren Verkehrsunfalls wurde, schilderte ihre Erfahrungen in den Jahren nach ihrem Unfall im Umgang mit Versicherungen, Behörden, Ärzten und anderen Verkehrsunfallopfern. Ihre Erfahrungen hat Kutscher in einer Ausstellung unter dem Titel "Jeden kann es treffen" aufgearbeitet und unter www.jeden-kann-es-treffen.de niedergeschrieben.

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    Pressestelle
    Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel. 0711 8931 -163
    Fax. 0711 8931 -167/-566
    E-Mail: jakobi@medizinkommunikation.org
    Internet: www.dgu-online.de


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    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
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