Sozialpsychologin der Friedrich-Schiller-Universität Jena gehört zu den diesjährigen Deutschen Studienpreisträgern
Jena (18.05.07) Stellen Sie sich vor, das Unternehmen für das Sie möglicherweise jahrelang gearbeitet haben, gibt es ab morgen nicht mehr, weil es mit einem anderen Unternehmen fusioniert. Von einem Tag auf den anderen haben Sie einen neuen Arbeitgeber, ohne die Stelle gewechselt zu haben. "Fusionen sind mittlerweile ja ein alltägliches Phänomen", beobachtet die Psychologin Ilka Gleibs von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Kaum vergehe ein Tag, an dem nicht von einer Fusion in der Wirtschaft berichtet wird. Auch Parteien, Landkreise oder ganze Länder versuchen, sich durch Fusion gegen Konkurrenten zu behaupten. "Doch aus finanzieller Sicht scheitert mehr als die Hälfte dieser Fusionen", weiß die Doktorandin, die im Graduiertenkolleg der Universität Jena "Konflikt und Kooperation zwischen sozialen Gruppen" an ihrer Promotion arbeitet.
Die Gründe dafür, so vermutet Ilka Gleibs, liegen zumindest teilweise im mangelnden Integrationsmanagement. "Bei Fusionen werden Menschen zusammengeführt, die statt - wie bisher - in Konkurrenz zu stehen, plötzlich ein gemeinsames Ziel verfolgen." Wie sich die Identifikation der Betroffenen mit der früheren und der neuen Organisation im Verlaufe einer Fusion verändert, das hat die 29-Jährige am Beispiel des Zusammenschlusses einer Universität und einer Fachhochschule untersucht.
Für die wissenschaftliche Präsentation ihrer Studienergebnisse wird Ilka Gleibs am kommenden Montag (21. Mai) mit einem dritten Preis im Wettbewerb des Deutschen Studienpreises ausgezeichnet. Der von der Körber-Stiftung alljährlich ausgeschriebene Wettbewerb stand dieses Mal unter dem Titel "Mittelpunkt Mensch?" und fragte nach neuen Leitbildern, Modellen und Ideen für die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Rund 400 junge Forscher aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, aber auch Techniker und Naturwissenschaftler beteiligten sich mit Wettbewerbsbeiträgen. Aus diesen Beiträgen wählte die Jury 35 Arbeiten aus, die mit einem dritten Preis ausgezeichnet werden. Außerdem werden fünf erste und zehn zweite Preise verliehen.
In ihrer Untersuchung nahm Ilka Gleibs die Fusion der Universität Lüneburg und der Fachhochschule Lüneburg unter die Lupe. Beide Hochschulen sind seit Anfang 2005 zur "Leuphana Universität Lüneburg" fusioniert. Die Jenaer Psychologin befragte rund 150 Studierende beider Hochschulen in den Jahren 2005 und 2006. Wie ihre Untersuchung ergab, identifizieren sich die Betroffenen auch noch lange nach der Fusion stärker mit ihrer ursprünglichen Hochschule als mit der neuen Institution.
Ausschlaggebend für die Identifikation mit der neuen Organisation sei u. a. die im Fusionsprozess wahrgenommene Fairness. "Je mehr die Betroffenen das Gefühl haben, dass ihre alte Organisation fair behandelt wurde, desto eher sind sie auch bereit, sich mit der neuen Organisation zu identifizieren", so die Jenaer Psychologin. Für die Praxis bedeute dies, dass Beteiligte von Fusionen immer wieder die Möglichkeit haben sollten, ihre Vorstellungen und negative emotionale Reaktionen zu artikulieren. "Nur so lässt sich Problemen, Ängsten und Widerständen, die während des gesamten Veränderungsprozesses auftreten, entgegenwirken."
Kontakt:
Ilka Gleibs
Internationales Graduiertenkolleg "Konflikt und Kooperation zwischen sozialen Gruppen" der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wildstr. 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945274
E-Mail: ilka.gleibs[at]uni-jena.de
Für ihre Untersuchung zur Fusion der Universität Lüneburg mit der Fachhochschule Lüneburg ausgezeich ...
Foto: Günther/FSU
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Für ihre Untersuchung zur Fusion der Universität Lüneburg mit der Fachhochschule Lüneburg ausgezeich ...
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