Prof. Dr. Christoph Halbig ist neuer Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Jena (22.05.07) "Philosophie kann nur interessant bleiben, wenn sie an dem Anspruch auf wirklich systematische Reflexion festhält", sagt Prof. Dr. Christoph Halbig selbstkritisch. Der neue Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie der Universität Jena will, dass sein Fach mehr als "ein Theoriezulieferer auf Zuruf" ist. Der Tendenz, dass die Deutungshoheit für viele gesellschaftlich relevante Themen heute scheinbar bei den Biowissenschaften liege, gelte es entgegenzutreten.
Dafür tritt der 34-jährige, gebürtige Sauerländer an der Friedrich-Schiller-Universität an. Doch bei aller Begeisterung für die Chancen der Philosophie gehört es für Halbig dazu, "kritische Distanz zu wahren" - auch zu den großen Geistern seiner Zunft. So ist für ihn Hegel, über dessen Erkenntnistheorie er 1999 an der Uni Münster promoviert wurde, zwar ein äußerst origineller Philosoph und verantwortlich für grundlegende systematische Einsichten. Hegels Argumentationsstil andererseits "kann einen wahnsinnig machen", weiß Halbig. Er will Hegels bedenkenswerte Argumente "mit ihrem enormen Anregungspotenzial" aus dessen Jargon befreien. Dies will der vielsprachige neue Jenaer Professor gerade auch in die Lehre hineintragen, in der er seine Studenten v. a. "zu einer Vermittlung von systematischem Fragen und Argumentieren mit einer Sensibilität für den Reichtum philosophiegeschichtlicher Traditionen" anregen will. Seine Botschaft an die Studenten ist zugleich seine grundlegende Definition von Philosophie: "Man muss selbst denken".
Darüber hinaus spielen Ethik und Moral für den groß gewachsenen, ruhigen Mann eine besondere Rolle. Wobei er weniger dem Kantischen Modell, sondern eher dem antiken Modell einer Ethik anhängt. Wie er insgesamt eine Affinität zu den antiken Denkern hat. "Es gibt durchaus die eine einzige Moral", davon ist der Systematiker überzeugt, der sich selbst als "starken moralischen Realisten" sieht. "Moral nimmt einen normativ in Anspruch", betont er. Gerade deshalb sind wir umso stärker versucht, uns über ihre Forderungen auf allerlei Weise hinwegzutäuschen. Umso stärker widmet er sich dem Problem der scheinbar irreduziblen Vielfalt miteinander unvereinbarer moralischer Vorstellungen, die er in kulturellen Zusammenhängen und damit einhergehenden Fragen erforscht. Dabei kann er auf seine Münsteraner Habilitation von 2005 zurückgreifen, in der er "Praktische Gründe und die Realität der Moral" untersucht hat.
Fast zwangsläufig resultiert daraus für den neuen Jenaer Professor und Heisenberg-Stipendiaten, der vor Jena eine Vertretungsprofessur an der Berliner Humboldt-Universität innehatte, dass ein Schwerpunkt seiner Forschung im Bereich Tugendethik liegt. Er reflektiert dabei v. a. über die Frage, was eigentlich Tugenden sind und worin ihre Bedeutung für die Ethik besteht. Dies ist dem jungen Philosophen, der bereits Forschungs- und Lehraufenthalte in Finnland, Ungarn und in Oxford absolviert hat, umso wichtiger, als es "inzwischen wieder eine große, aber weitgehend richtungslose gesellschaftliche Nachfrage nach Tugenden und Werten gibt".
In diese öffentlichen Diskussionen will sich Prof. Halbig ebenso einbringen wie in die anderen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Wertedebatten - mit der notwendigen "kritischen Distanz".
Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Halbig
Institut für Philosophie der Universität Jena
Zwätzengasse 9, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944120
E-Mail: christoph.halbig[at]uni-jena.de
Der Jenaer Philosoph Prof. Dr. Christoph Halbig.
Foto: Günther/FSU
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Philosophy / ethics, Religion
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