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05/25/2000 00:00

Unzufriedene Demokraten - Studie zum Politikverständnis von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Dr. Barbara Keddi Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    25. Mai 2000

    Unzufriedene Demokraten -
    Studie zum Politikverständnis von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

    Junge Menschen sind interessiert an der Politik und wollen die Gesellschaft mitgestalten. Den demokratischen Alltag in der Bundesrepublik beurteilen sie allerdings kritisch. Noch deutlicher fällt diese Kritik in den neuen Bundesländern aus. Hier hat die Zufriedenheit mit den demokratischen Verhältnissen im Verlauf der 90er Jahre sogar noch abgenommen. Dies sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 7.000 deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 16- bis 29 Jahren, die das Deutsche Jugendinstitut in München 1997 durchführte und jetzt unter dem Titel "Unzufriedene Demokraten" veröffentlicht. Die Untersuchung knüpft an eine Studie von 1992 an. Beide Untersuchungen wurden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert.

    Politik ist nur ein Aspekt im Leben Jugendlicher und junger Erwachsener und nicht der wichtigste; Freizeit, Freunde und Familie sind den jungen Leuten wesentlich wichtiger. Gleiches gilt für Ausbildung und Beruf. In ihren Lebensvorstellungen findet sich eine hohe Wertschätzung von Selbstverwirklichung, gleichzeitig spielen nach wie vor auch Leistung und Verantwortung eine große Rolle. Dies kommt zum Beispiel in der Bereitschaft eines großen Teils von ihnen zum Ausdruck, sich sozial und politisch zu engagieren. Allerdings richtet sich diese Bereitschaft zum Engagement weniger auf die Organisationen und Handlungsformen der etablierten Politik als vielmehr auf Bereiche, die institutionell nicht stark verfestigt sind und inhaltlich deshalb stärker von ihnen selbst mitbestimmt werden können.

    Die durchgängig stärkere Kritik der jungen Ostdeutschen an den politischen Verhältnissen in der Bundesrepublik hängt offenbar mit ihren spezifischen Erfahrungen im Einigungsprozeß zusammen. Für ihr persönliches Leben ziehen sie - wenn sie die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen - keine ausschließlich positive Bilanz und der größte Teil von ihnen findet, daß die Interessen der ehemaligen DDR-Bürger im Verlauf der deutsch-deutschen Vereinigung wenig oder überhaupt nicht berücksichtigt worden seien. Dementsprechend sind fast doppelt so viele Ostdeutsche wie Westdeutsche der Meinung, daß sie im Vergleich zu anderen in der Bundesrepublik weniger als den "gerechten Anteil" erhalten.

    Der Glaube, daß Politiker sich viel um die Belange und Wünsche der Bevölkerung kümmern würden, ist gering und im Osten um einiges niedriger als im Westen. In ihrer skeptischen Haltung gegenüber der Politik unterscheiden sich die jungen Menschen in der Bundesrepublik allerdings kaum von der erwachsenen Bevölkerung. Ihre Skepsis gegenüber den politischen Verhältnissen bezieht sich nicht auf die Idee der Demokratie. Im Gegenteil: Sie findet nach wie vor bei der großen Mehrheit der 16- bis 29jährigen eine klare Zustimmung, auch wenn zwischen 1992 und 1997 eine gewisse Abnahme, insbesondere in den neuen Bundesländern, festzustellen ist. Zentralen Institutionen der etablierten Politik wie Bundesregierung, Bundestag und politischen Parteien bringen die jungen Bürger dagegen wenig Vertrauen entgegen. Im Unterschied dazu finden Institutionen, die für alternative Politikinhalte und deren Durchsetzung stehen, wie Greenpeace und Bürgerinitiativen, deutlich höheres Vertrauen. Ebenso genießt das Bundesverfassungsgericht als von den politischen Auseinandersetzungen unabhängige Institution bei den jungen Bürgern ein hohes Vertrauen.

    Das Verhältnis dieser "Wiedervereinigungsgeneration" zu Politik und Gesellschaft wird in der Buchpublikation thematisch weit ausgefächert untersucht. Themen sind unter anderem: Lebensverhältnisse und private Lebensformen - Deutsch-deutsche Gemeinsamkeiten und Ressentiments - Werte und soziale Orientierungen - Politische Orientierungen - Politisches Engagement - Nationale Identität und Einstellungen gegenüber Migranten - Politische Orientierungen bei jungen Migranten.

    Deutsches Jugendinstitut e.V.
    auf dem 11. Deutschen Jugendhilfetag H10 / W290
    Referat für Öffentlichkeitsarbeit
    Barbara Keddi
    Nockherstraße 2, 81541 München, Telefon 089/62306-281, email keddi@dji.de

    Ansprechpartner bei inhaltlichen Rückfragen:
    Winfried Krüger, Abteilung Jugend und Politik, Telefon 089/62306-217, email krueger@dji.de

    Publikation:
    Martina Gille, Winfried Krüger (Hrsg.):
    Unzufriedene Demokraten
    Politische Orientierungen der 16- bis 29jährigen im vereinigten Deutschland
    DJI-Jugendsurvey 2

    ISBN 3-8100-2558-5
    Leske + Budrich 2000
    Seiten: 482, Preis: 39,80 DM


    More information:

    http://www.dji.de/aktuelles
    http://www.das-parlament.de


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    Criteria of this press release:
    Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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