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06/04/2007 14:20

Neues BfN-Skript zum G 8 - Umweltgipfel erschienen

Franz August Emde Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

    Neues BfN-Skript zum G 8 - Umweltgipfel erschienen:
    Globaler Klimaschutz braucht umfassenden Urwaldschutz

    Bonn, 4. Juni 2007: Die Rolle der Wälder als transpirierende "kühlende Haut" der Biosphäre und damit als ein Klimafaktor globaler Bedeutung findet nach Ansicht des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) in der Walddiskussion immer noch zu wenig Beachtung. Die derzeit überwiegend praktizierte Art und Weise der "Nutzung" der Wälder im globalen Maßstab hat mit "nachhaltiger Nutzung" wenig zu tun und ist meist auf den kurzzeitig zu erzielenden maximalen wirtschaftlichen Gewinn im internationalen Holz- und Agrarhandel ausgerichtet.
    "Urwälder sind ein Naturerbe der Menschheit, das selbst durch planvolle Wiederaufforstung nicht ersetzt werden kann, wenn es erst einmal zerstört worden ist. Der Raubbau an (Ur)wäldern hat gravierende Folgen für Klima, biologische Vielfalt und Lebensbedingungen eines bedeutenden Teiles der Menschheit heutiger und künftiger Generationen" sagte BfN-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann.

    Das neue BfN-Skript "Schutz der Wälder - Nationale Verantwortung tragen und global Handeln" zeigt ein erschreckendes Bild des Zustandes und der Entwicklung der Biosphäre zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit sind die Wälder der Erde in so kurzer Zeit in solch einem dramatischen Ausmaß durch Menschen zerstört worden wie gegenwärtig. Derzeit erfolgt ein besorgniserregender Vormarsch global agierender Unternehmen der Agrar- und Holzindustrie sowie anderer Wirtschaftszweige auf bisher nicht erschlossene Waldgebiete, die in einem bisher nicht gekannten Ausmaß übernutzt und zerstört werden.

    "Über den globalen Raubbau am Wald können weder in vielen Ländern bestehende Schutzgebiete noch statistische Zahlen über den Nettozuwachs der globalen Waldfläche hinwegtäuschen. Realer Waldflächenzuwachs in Nordamerika und Europa sowie großflächige Aufforstungen von bereits in historischer Zeit entwaldeten und devastierten Regionen (z.B. in China) vermögen die zerstörerische Nutzung von Urwäldern in keiner Weise aufzuwiegen, ebenso wenig wie die Anlage von Holzplantagen zur Kohlenstoffspeicherung und Energieholzgewinnung," sagte Vogtmann.

    Motor dieser verhängnisvollen Entwicklung sind Reichtum und Armut zugleich. Es sind zum einen die noch immer wachsenden Konsumansprüche (Holz, Papier, Energie, Futtermittel, Fleisch, zunehmend Biomasse etc.) der Industrie- und Schwellenländer und zum anderen das Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende Not des großen Teiles der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. In einzelnen Fällen wurde Waldzerstörung sogar durch sektoral agierende Entwicklungszusammenarbeit der Industrieländer ermöglicht oder gar gefördert.

    Nationale und internationale Regelungen zum Schutz und zu einer nachhaltigen Nutzung von Wäldern werden durch den illegalen Handel mit Holz und anderen Waldprodukten unterlaufen. Nationale Rechtsinstrumente und Vollzugsorgane bleiben gegenüber international agierenden Netzwerken vielfach wirkungslos. Illegalen Praktiken global agierender Netzwerke kann nur mit verbindlichen internationalen Regelungen, einer effektiven Kontrolle sowie einer globalen Waldpolitik wirksam der Boden entzogen werden.

    Den Industrieländern, insbesondere den G 8-Staaten kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Einerseits zählen sie zu den Hauptkonsumenten von Holz- und Plantagenprodukten und damit zugleich zu den Hauptverursachern, aber auch zu den kurzzeitigen Profiteuren der Waldzerstörung. Andererseits werden sie von den Folgewirkungen globaler Waldzerstörung (Verschärfung des Klimawandels, Verlust an biologischer Vielfalt, wachsende Armut in Entwicklungs- und Schwellenländern) ebenso betroffen wie Schwellen- und Entwicklungsländer. Und nur sie - die G 8-Staaten - verfügen über die wirtschaftliche Kraft und politische Macht, die notwendige globale Trendwende im Umgang mit den Wäldern unseres Planeten einzuleiten. Ein wirksamer Schutz der noch existierenden Urwälder der Erde ist überfällig und sollte von den G 8-Staaten gemeinsam beschlossen und, begleitet durch ein Finanzierungsinstrument, zügig umgesetzt werden.

    Vom 6. bis 8. Juni 2007 steht mit dem G8-Gipfel in Deutschland ein erstes politisches Gipfeltreffen in einer Reihe von internationalen Konferenzen an, das Akzente für den Umgang der reichsten Industrieländer der Welt mit dem Thema Wald setzen kann. Insbesondere der internationale Handel mit Waldprodukten und das Thema Wald und Klima müssen dabei im Fokus stehen.

    Das BfN möchte mit dem Skript die vielfältigen Hintergründe der derzeitigen Waldzerstörung darlegen, die internationale Diskussion anschieben und weitere Empfehlungen zu einem langfristig nachhaltigen Umgang mit den Wäldern der Erde geben.

    Hinweis:
    Das Skript Nr. 209 Schutz der Wälder - Nationale Verantwortung tragen und global Handeln" kann im BfN bezogen werden und als Download im Internet unter http://www.bfn.de/0502_international.html oder http://www.bfn.de/0502_skriptliste.html

    Hintergrund COP 9 der CBD und Naturathlon-Treffpunkt Wald 2007:
    Vom 19.-30. Mai 2008 findet in Bonn die 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt (engl. Convention on Biological Diversity CBD) statt. Die CBD verfolgt drei Ziele: Schutz biologischer Vielfalt, nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt und die gerechte Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung genetischer Ressourcen. Auf der 9.Vertragsstatenkonferenz stehen u.a. folgende aus deutscher Sicht wichtige Themenfelder auf der Agenda: Nationale Strategien zum Erhalt der Biodiversität, Schutzgebiete, Globale Strategie zum Schutz von Wildpflanzen und Wälder.

    Der Naturathlon-Treffpunkt Wald 2007 ist Teil der bundesweiten Kampagne zur biologischen Vielfalt im Vorfeld der COP 9. 32 Sportler bereiten sich ab sofort intensiv auf diese Herausforderung vor und gehen am 22.7.2007 als Botschafter für ihr Bundesland auf die 1800 km lange Strecke durch die schönsten Natur- und Waldlandschaften Deutschlands und werben für die biologische Vielfalt im Wald. Sie zeigen eindrücklich und unterhaltsam, dass sich ökologische, wirtschaftliche und soziale Belange im Wald durchaus vereinen lassen. Am 4. August 2007 wird beim Finale im Strandbad Wannsee das "Naturathlon Team 2007" gekürt.
    Weitere Informationen: www.naturathlon.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results
    German


     

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