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06/21/2007 11:24

Sächsischer Modellversuch "Ganztagsangebote an Schulen" erreicht hohe Zufriedenheitswerte

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Bereits seit 2003 begleitet das Institut für Berufliche Fachrichtungen der TU Dresden zehn sächsische Modellschulen bei der Einführung von Ganztagsangeboten. Seit dem Schuljahr 2005 besteht nun für alle 1.500 allgemeinbildenden Schulen des Freistaats die Möglichkeit, Schülerinnen und Schülern über den normalen Unterricht hinaus kostenfrei Angebote im Rahmen einer "teilgebundenen Ganztagsbetreuung" zu machen. Teilgebunden heißt dabei, die Entscheidung, an welchen Tagen Eltern ihr Kind zum Ganztagsangebot anmelden, der Familie zu überlassen; so wünschen es sich knapp 80 Prozent der befragten Eltern. Ob die Schulen den Tagesablauf dabei völlig neu strukturieren oder die ergänzenden Förder- und Freizeitangebote - zumeist in den Bereichen Sport, Tanz, Musik oder Kunst - ausschließlich in die Nachmittagsstunden legen, bleibt dem jeweiligen Lehrkollegium überlassen. Da die Anforderungen an die Schüler, ihre Fahrwege und ihr Freizeitverhalten je nach Schulumfeld, Verkehrsanbindung etc. stark schwanken, hat sich das als beste Lösung herausgestellt.

    Eine vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus in Auftrag gegebene Studie, die das Modellprojekt begleitet, untersucht in regelmäßigen Abständen, wie die Angebote angenommen werden. Dafür befragen Mitarbeiter des Instituts für Berufliche Fachrichtungen der TU Dresden die beteiligten Lehrer, Schüler und Eltern über ihre Erfahrungen mit den neuen Ganztagsangeboten. Auf die Frage, ob sie ihr Kind erneut in ein Ganztagsangebot schicken würden, antworteten immerhin 80 Prozent der Eltern positiv. Und auch die Schülerinnen und Schüler sind, obwohl sie nur selten in die inhaltliche Planung der Angebote einbezogen werden, mit den Ganztagsangeboten zufrieden: Insgesamt gehen gut 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die Ganztagsangebote nutzen, gern oder sehr gern zur Schule. Das sind 10 Prozent mehr als diejenigen, die keine Ganztagsangebote nutzen. Zahlen, mit denen die Pädagogen zufrieden sein könnten.

    Dennoch ergeben sich auch neue Fragestellungen aus den erhobenen Daten. So hat sich zumindest in ländlichen Gebieten das Ganztagsangebot zu einem wichtigen sozialen und kulturellen Faktor entwickelt; signifikante Steigerungen der schulischen Leistung konnten jedoch keineswegs beobachtet werden. Nachdenklich stimmt den Leiter des Projekts, Prof. Hans Gängler, auch die Tatsache, dass Angebote wie die Hausaufgabenbetreuung in der Schule sich nicht in einer messbaren Veränderung der Schulnoten niederschlagen, obwohl das immerhin ein Viertel der Lehrerschaft glaubt. "Das zeigt uns einerseits, dass wir zukünftig noch mehr auf die Inhalte der angebotenen Themen achten müssen. Andererseits wissen wir, dass die gegenwärtige Schulleistungsdiagnostik die Vorteile von Ganztagsangeboten - die Förderung sozialer Fähigkeiten, Problemlösekompetenzen etc. - nicht vollständig abzuprüfen imstande ist. Hier müssen wir geeignete Werkzeuge entwickeln, um die tatsächlichen Auswirkungen der Ganztagsangebote noch umfassender analysieren zu können."

    Anfangs sei man ohne spezifische Erwartungen in den Modellversuch gegangen. Inzwischen wisse man, dass es sich bewährt, wenn die Schulen sich ihr individuelles Angebot schneidern; eine flächendeckende Standardisierung wäre wenig sinnvoll. Interessant ist dabei, dass die teilnehmenden Schulen ganz unterschiedliche Entwicklungen nehmen. So erreichen einige Projektteilnehmer zwar hohe Zufriedenheiten bei ihren Freizeitangeboten, die Schulleistungen aber werden durch die Ganztagsangebote kaum beeinflusst. In Zukunft gilt es, herauszufinden, welche Überlegungen sächsische Schulen davon abhalten, Ganztagsangebote einzurichten - eine Schule in konfessioneller Trägerschaft teilte etwa mit, man wolle die Zeit, die die Schüler in der Familie verbringen, nicht weiter beschneiden.

    Auch in Dresden begleiten die Forscher eine Modellschule - die 128. Mittelschule auf dem Rudolf-Bergander-Ring. Das schulergänzende Ganztagsangebot ist dort stark sozialpädagogisch ausgerichtet; neben der Schulsozialarbeit hilft eine breite Palette an Arbeitsgemeinschaften, Bandprojekten, aber auch naturwissenschaftliche Angebote, soziale Härtefälle abzufedern - eine weitere Funktion des Ganztagsangebots.

    Eine neue Förderrichtlinie, die auf den Ergebnissen der Dresdner Forscher fußt, bietet den teilnehmenden Schulen jetzt auch mehr inhaltliche Möglichkeiten. Zusätzlich zu den bisherigen Zielen der Förderung, der unterrichtsbezogenen Projekte und den Freizeitangeboten können die Schulen jetzt auch gezielt Schulclubs aufbauen. Die Arbeit eines Koordinators für die Ganztagsangebote wird zudem bezuschusst; eine unbedingte Notwendigkeit, denn es hat sich gezeigt, dass die teilnehmenden Schulen sich zwar längerfristig individuelle Wege erschließen, dass jedoch stete Veränderungen die Schulen auch zwingen, immer wieder neu zu planen und zu koordinieren. Bis 2010 werden, so steht es im sächsischen Koalitionsvertrag, in allen Teilen Sachsens Ganztagsangebote verfügbar sein. Dafür stellt der Freistaat nun jährlich bis zu 30 Millionen Euro zur Verfügung.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Hans Gängler, Fakultät Erziehungswissenschaften, Institut für Berufliche Fachrichtungen, Tel. 0351 463-32015, Hans.Gaengler@mailbox.tu-dresden.de


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    Criteria of this press release:
    Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results
    German


     

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