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06/05/2000 12:53

Heidelberger Rektor Jürgen Siebke legt Rechenschaftsbericht vor

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Heute vorgelegter Rechenschaftsbericht für das Akademische Jahr 1999/2000 ist der letzte Bericht des Rektors an den Großen Senat - Siebke: "Für die Universität Heidelberg mit ihrer mehr als 600-jährigen Geschichte ist es selbstverständlich, dass sie einem permanenten Strukturwandel unterliegt"

    Heute legt der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Jürgen Siebke, seinen Rechenschaftsbericht für die Zeit vom 1. April 1999 bis 31. März 2000 vor: den letzten Bericht an den Großen Senat, der auf Grund der Novellierung des Universitätsgesetzes (UG) zum 30. September dieses Jahres aufgelöst wird. Siebke nutzt den Bericht zu einer Positionsbestimmung und übt deutliche Kritik an Modetrends, denen sich die Universitäten unterwerfen sollen.

    Mit der Novellierung des Universitätsgesetzes, die am 1. Januar 2000 in Kraft trat, ist die so genannte dritte Stufe der Hochschulreform der Landesregierung von Baden-Württemberg abgeschlossen. Sie soll die Hochschulen internationaler machen und stärker bedarfs- und marktorientiert ausrichten. "Für die Universität Heidelberg mit ihrer mehr als 600-jährigen Geschichte ist es selbstverständlich, dass sie einem permanenten Strukturwandel unterliegt", beschreibt Siebke die Position des Rektorats. "Neue wissenschaftliche Entwicklungen erzwingen ebenso wie neue Anforderungen der Gesellschaft oder auch ein verändertes Verhalten der Erstsemester in der Wahl ihrer Studienfächer jeweils andere Schwerpunktsetzungen." Um diesen Veränderungen zu entsprechen, bedürfe es keiner neuen Gesetzesvorgaben. "Deshalb bleibt auch unter dem neuen UG eine sorgfältige Beobachtung der langfristig absehbaren Herausforderungen die Richtschnur für die Universität Heidelberg, die keinen ad hoc gestellten modischen Ansprüchen an ihre Forschungseinrichtungen und Lehrangebote folgt" (Siebke).

    Universität Heidelberg betrachtet sich als Forschungsuniversität

    Die Universität Heidelberg betrachte sich als Forschungsuniversität. Ihre Zielsetzungen "bestehen deshalb darin, Grundlagenforschungen zu betreiben - also Forschungen mit unsicherem Ausgang ihrer Ergebnisse -, bei verwertbaren Erkenntnissen für einen schnellen Wissens- und Technologietransfer zu sorgen und auch in den Massenfächern eine forschungsgeleitete Lehre anzubieten".

    Die im Berichtszeitraum neu gesetzten oder angedachten hochschulpolitischen Rahmenbedingungen - Teilumsetzungen des neuen Hochschulrahmengesetzes von 1999 und des Landes-Universitätsgesetzes des Jahres 2000 - bringen, so Siebke, zum Teil neue zusätzliche Bürokratien mit sich. Auf Bundesebene spricht er damit den für die Genehmigung von Bachelor- und Master-Studiengängen zuständigen Akkreditierungsrat an, der die fachlich-inhaltliche Begutachtung der neuen Studiengänge koordinieren und seinerseits Akkreditierungsagenturen zertifizieren soll, die dann die einzelnen neuen Studiengänge bewerten und Empfehlungen abgeben.

    Auf Landesebene beabsichtigt die Regierung von Baden-Württem-berg, eine permanente fächer- und hochschulart-übergreifende Evaluation von Lehre und Forschung dadurch sicherzustellen, dass deren Abwicklungen einer Stiftung des Landes übertragen werden. Der Etat der Stiftungsverwaltung soll mit über drei Millionen Mark ausgestattet werden. Siebke: "Die einhellige Meinung der Landesrektorenkonferenz dazu ist, dass die Evaluation der Hochschulen eine ureigenste Aufgabe der jeweiligen Hochschulart ist und zum Ziel allein die Qualitätssicherung haben kann, aber nicht auch oder sogar vorrangig einer Mittelverteilung zwischen den Hochschulen dienen darf."

    Kritik an Bafög-Reform

    In materieller Hinsicht sei wiederum für die Studierenden zu beklagen, dass die Novelle zum Bundesausbildungsförderungsgesetz vom Januar 2000 "keinen wirklichen Ersatz für die zugesagte strukturelle Reform der Ausbildungsförderung gebracht hat".

    Anerkennung für "Zukunftsoffensive" und Landesstiftung aus EnBW-Verkauf

    Für das Land Baden-Württemberg "ist anzuerkennen, dass die Erlöse aus dem Verkauf des Aktienpaketes des Landes an der Energie Baden-Württemberg (EnBW) zu einem erheblichen Teil den Wissenschaften und damit auch den Landesuniversitäten zugute kommen sollen", kommentiert Siebke. Ein Betrag von rund einer Milliarde Mark soll unmittelbar in eine "Zukunftsoffensive III" fließen. Etwa zweieinhalb Milliarden Mark begründen eine "Landesstiftung Baden-Württemberg", deren Erträge gemeinnützigen Zwecken und damit auch den Universitäten dienen werden.

    Wesentliche Vorgänge an der Universität Heidelberg

    Im zweiten Teil seines Rechenschaftsberichts stellt Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke wesentliche Vorgänge an der Universität Heidelberg dar, vor allem als Folge der Novellierung des Universitätsgesetzes. Die Themen reichen von einer Neufassung der Grundordnung bis hin zur Einführung eines Erweiterten Rektorats (zu diesen Punkten gibt die Universität eine gesonderte Pressemitteilung nach der Sitzung des Großen Senats heraus).

    Auch die Auflösung kleiner Fakultäten spricht der Heidelberger Rektor an. Auf Grund der erforderlichen Neugliederung der Fakultäten habe das Rektorat im Wintersemester ein erstes Gespräch mit den Dekanen der betroffenen Fakultäten für Pharmazie, Geowissenschaften und Wirtschaftswissenschaften geführt. Vertreten waren auch die Philosophisch-Historische Fakultät, die Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft und die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, "obwohl diese Fakultäten an sich nicht betroffen sind". Verschiedene Möglichkeiten einer neuen Gliederung der Fakultäten seien erörtert worden. Die weitere Diskussion werde nun im Sommersemester zunächst innerhalb der betroffenen Fakultäten geführt. Zum 31. März 2002 muss die Neugliederung der Fakultäten in Kraft treten.

    "Den Instituten soll kein universeller, von der Hochschulleitung definierter Leistungsbegriff aufgezwungen werden"

    In seinem Bericht geht Siebke auch ausführlich auf das Reformprojekt IMPULSE der Universität Heidelberg ein. Das neue Budgetierungskonzept - ein Teilbereich - "soll für die Institute verstärkt Anreize zu wirtschaftlichem Handeln setzen". Leistung solle sich für die Institute lohnen und in einer Verbesserung ihrer Mittelausstattung niederschlagen. "Die Hochschulleitung möchte Mittel dort einsetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden und optimal genutzt werden können."

    Die Budgetierung müsse dabei wettbewerbliche Anreize setzen, indem sie den Umfang der Aufgabenübernahme, die Leistungen und die Realisierung von Innovationen finanziell belohnt. "Damit können entscheidende Impulse im Hinblick auf die Zielausrichtung der Handlungen der dezentralen Entscheidungsträger und somit auf die Profilbildung der Universität gesetzt werden." Andererseits müsse das Budgetierungskonzept auch berücksichtigen, dass es in einer Universität Fächer und Bereiche gebe, für die finanzielle Anreize eine untergeordnete Rolle spielen, da hier wertvolle wissenschaftliche Leistungen in Forschung und Lehre mit relativ geringer Ausstattung erzielt werden können, und dass damit ein möglichst geringer Verwaltungsaufwand bei der Leitung des Instituts einen höheren Stellenwert habe.

    Siebke: "Den Instituten soll in diesem Zusammenhang kein universeller, von der Hochschulleitung definierter Leistungsbegriff aufgezwungen werden." Um zu erheben, was für die Institute "Leistung" bedeutet und an welchen Leistungsmaßen sich die Institute orientieren, hat das Projekt IMPULSE Workshops mit Institutsvertretern durchgeführt. Weitere Workshops zu dieser Fragestellung sind geplant.

    Neue Fächerschwerpunkte

    In seinem Bericht stellt Siebke neue Fächerschwerpunkte vor, die "aus sorgfältigen, langfristig in die Zukunft gerichteten Überlegungen" resultieren: den Master-Studiengang "Physik", den BA/MA-Studiengang "Molekulare Biotechnologie", den MA-Studiengang "Molecular and Cellular Biology" sowie die Planung eines BA/MA-Studiengangs "Ostasien".

    12 Patente angemeldet

    In dem Berichtszeitraum war auch die Zusammenarbeit mit dem Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der baden-württembergischen Hochschulen sehr erfolgreich und führte zu zwölf Patentanmeldungen. Laut Jahresbericht der TLB lag die Universität Heidelberg damit mit deutlichem Abstand vor den anderen acht baden-württembergischen Universitäten (mehr Informationen: www.uni- heidelberg.de/transfer/patente/index.html).

    Erfreuliche Entwicklung der Internationalisierung

    Bemerkenswert sind die fortgesetzt ansteigenden Zahlen ausländischer Studierender: Ihre Quote ist von 16,6 auf 18 Prozent gestiegen. Siebke: "Das ist eine erfreuliche Entwicklung der Internationalisierung, denn die Zahl der Bildungsinländer liegt erfahrungsgemäß auch in Heidelberg nur bei 3,5 Prozent der Gesamtzahl der Studierenden."

    Der vollständige Rechenschaftsbericht wird im Internet veröffentlicht (www.rektorat.uni-heidelberg.de/99_00/index.html). Die gedruckte Fassung kann angefordert werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 105760, 69047 Heidelberg

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


    More information:

    http://www.uni-heidelberg.de/transfer/patente/index.html
    http://www.rektorat.uni-heidelberg.de/99_00/index.html


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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