Musikwissenschaftler der Universität Jena startet Projekt zur Umbaugeschichte zweier Orgeln in Ottobeuren
Jena (28.06.07) Es ist wie bei alten Gebäuden: Mal wird hier etwas angebaut, dort saniert, an anderer Stelle etwas entfernt und erneuert. Im Leben einer alten Orgel gibt es ähnliche Veränderungen und wie bei manchen Bauten fehlen dazu oft Aufzeichnungen über solche Umbauten. Die Geschichte dieser Veränderungen dokumentieren und analysieren wird jetzt HDoz. Dr. Franz Körndle von der Universität Jena an zwei besonders wertvollen Exemplaren. Der Wissenschaftler vom Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena, das die Universität Jena gemeinsam mit der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar betreibt, wird zusammen mit dem Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde eine "Befundsicherung" der beiden Orgeln in der Abteikirche Ottobeuren durchführen.
Begonnen wird im Auftrag der Pfarrgemeinde Ottobeuren mit der kleinen Heilig-Geist-Orgel. Körndle plant ein gutes halbes Jahr für hochauflösende Fotografien von Pfeifenwerk, Windladen und Spielanlage, um daraus die photogrammetrische Vermessung zu erstellen. Dazu kommt eine präzise Aufnahme sämtlicher Pfeifen-Signaturen. Detailuntersuchungen mit Messmikroskop und Endoskopie geben die Möglichkeit, den Werkstattgeheimnissen der Orgelbauer auf die Spur zu kommen. Die Kosten für die Dokumentation werden etwa 45.000 Euro betragen.
Der Musikwissenschaftler von der Universität Jena hat große Erfahrung mit solchen Projekten. Hat er doch beispielsweise erst vor kurzem - ebenfalls mit dem Greifenberger Institut - die Befundsicherung für eine Orgel aus dem frühen 17. Jahrhundert in Gabelbach bei Augsburg abgeschlossen, die nun auf der Basis der dabei erstellten Dokumentation restauriert wird. Auf das neue Projekt freut sich der Orgelspezialist jedoch besonders: "Es sind die Stradivaris unter den Orgeln", schwärmt Körndle von den Ottobeurener Instrumenten, die "so berühmt sind, weil sie enorm gut klingen".
Um die Frage, warum sie eigentlich so gut klingen, geht es bei der wissenschaftlichen Begutachtung ebenso wie darum, was doch verändert worden ist. Dabei ist sich Körndle sicher, dass es ein "aufregendes Projekt" wird, bei dem er auf viele Spuren stoßen wird, die vermutlich auf den ursprünglichen Orgelbauer zurückgehen, denn viel verändert wurde an diesen Instrumenten wohl nicht.
Der Orgelbauer war Karl-Josef Riepp, der mit der Anfertigung der Instrumente 1775 begonnen und sie im Folgejahr zur Einweihung abgeschlossen hat. Riepp war dank einer Heirat reich und konnte es sich damals leisten, nur wirklich interessante Aufträge anzunehmen. So erhielt der gebürtige Ottobeurener jedes Geld, das er für den Auftrag benötigte. Am Ende entstanden Orgeln nach französischem Geschmack - wofür es zu jener Zeit in Ottobeuren gar keine Musik gab. Und so wurden 20 Jahre später - Riepp war inzwischen verstorben - die Orgeln das erste Mal verändert: Sie wurden höher gestimmt, um nun auch für die heimische Musik den besten Klang zu liefern. "Dazu musste man nur an den Pfeifen etwas abschneiden", weiß Franz Körndle bereits.
Auch dass die große Orgel an sechs Eisenträgern hängt, von denen drei gebrochen sind, hat das Analyseteam bereits entdeckt. Doch noch liegt viel Arbeit vor den Musikwissenschaftlern, um die Baugeschichte dieser Stradivaris unter den Orgeln zu entschlüsseln und aufzuschreiben.
Kontakt:
HDoz. Dr. Franz Körndle
Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena
Fürstengraben 18
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944990
E-Mail: franz.koerndle[at]uni-jena.de
Die Heilige-Geist-Orgel in Ottobeuren, deren Umbaugeschichte nun durch Jenaer Musikwissenschaftler u ...
Foto: Helmut Balk
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Der wissenschaftliche Leiter des Projekts, der Jenaer Hochschuldozent Dr. Franz Körndle.
Foto: Alexander Busch
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Criteria of this press release:
Art / design, Music / theatre
transregional, national
Research projects
German
Die Heilige-Geist-Orgel in Ottobeuren, deren Umbaugeschichte nun durch Jenaer Musikwissenschaftler u ...
Foto: Helmut Balk
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Der wissenschaftliche Leiter des Projekts, der Jenaer Hochschuldozent Dr. Franz Körndle.
Foto: Alexander Busch
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