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05/26/1997 00:00

Im Bildschirm um die Ecke schauen

Sabine Denninghoff Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

    Im Bildschirm um die Ecke schauen

    Will jemand einen Gegenstand genauer erkennen, veraendert er seinen Blickwinkel, um ihn von verschiedenen Seiten zu betrachten. Dieses raeumliche Sehen wird jetzt auch am Bildschirm moeglich. Der Mensch kann sich in seiner Umwelt nur zurecht finden, wenn er mit seinen Sinnen staendig eine Vielzahl von Informationen aus der Umgebung empfaengt. Blinde oder Gehoerlose wissen, wie schwer das Ueberqueren einer Strasse ist, wenn die optische oder akustische Ankopplung an die Umwelt fehlt. Das Sehen - der Gesichtssinn - nimmt unter den fuenf Sinnen eine ueberragende Stellung ein. Der Mensch gibt sich jedoch nicht mit einem flaechenhaften Sehen zufrieden, er will raeumlich sehen, um etwa Entfernungen abschaetzen zu koennen. Deshalb hat er zwei Augen (stereoskopisches Sehen). Doch auch das reicht noch nicht aus, er will Gegenstaende von verschiedenen Seiten betrachten. Deshalb nimmt er kleine Gegenstaende in die Hand und dreht sie, um grosse geht er herum und "schaut um die Ecke". Dieses raeumliche Umrunden von Objekten liess sich bisher nur mit wirklichen Gegenstaenden vollziehen. Gemaelde, Fotos oder Bildschirmdarstellungen konnten allenfalls Raeumlichkeit vortaeuschen. Deshalb loesen Holographien, die echte Dreidimensionalitaet bieten, heute immer noch grosses Erstaunen hervor. Solche Effekte sollen nun auch am Bildschirm moeglich werden. Dies leistet eine Erfindung, die von der Fraunhofer-Patentstelle fuer die Deutsche Forschung PST gefoerdert wird: "Ein gewoehnlicher Bildschirm - aehnlich einer Fernseh-Bildroehre - ermoeglicht dem Betrachter durch Bewegen des Kopfes das Objekt von den Seiten anzusehen. Dazu sind keine Hilfsmittel wie besondere Brillen noetig", erklaert Dr. Peter Spieker von der Patentstelle. Alle Verfahren des stereoskopischen Sehens beruhen darauf, dass jedem der beiden Augen, wie beim Betrachten eines realen Gegenstandes, eine geringfuegig andere Perspektive angeboten wird. Die bisher bekannt gewordenen Methoden beruhen auf dem "Raeumlichen Multiplexing": Dabei werden die unterschiedlichen Perspektiven gleichzeitig in verschiedenen Farben oder mit verschiedenen Polarisationen dargestellt. Filter in einer Brille sortieren die Bilder so, dass die einen nur zum linken, die anderen nur zum rechten Auge gelangen. Weil diese haeufig eingesetzte Methode vielerlei Nachteile hat, entschieden sich die Erfinder, einen anderen Weg einzuschlagen, das "Zeitliche Multiplexing". Dabei werden die verschiedenen Perspektiven zeitlich nacheinander dargestellt, aber in so schneller Folge, dass das Auge dies nicht aufloesen kann. Bekannt sind Verfahren, die mit Shutterbrillen die jeweiligen Bilder den beiden Augen zuteilen. Die Erfinder integrierten jedoch ihr spezielles Shuttersystem so in den Bildschirm, dass jedes Auge nur die fuer den stereoskopischen Eindruck passenden Bilder dargeboten bekommt. In dieser high-tech Bildschirmsteuerung liegt das Geheimnis der Erfindung, denn das System kann noch viel mehr: Da es zeitlich gestaffelt eine ganze Reihe von Perspektiven anbietet, kann es unterschiedliche Standpunkte des Betrachters - in einem gewissen Winkelbereich - simulieren. So wird das stereoskopische Sehen zum autostereoskopischen - der Betrachter bestimmt selbst den Blickwinkel. Veraendert er seinen Standpunkt vor dem Schirm, aendert sich auch die wahrgenommene Perspektive. So kann ein Betrachter Gegenstaende in einem gewissen Bereich seitlich sehen. Nachdem die Erfinder die Probleme der grossen Datenmengen in den Griff bekommen und Patentschutz erhalten haben, bauen sie gerade einen verbesserten Prototypen. Besonderes Interesse an einer solchen Erfindung haben viele Branchen: Mediziner haetten raeumliche Darstellungen von inneren Organen, Chemiker und Biologen koennten die komplizierten Geometrien vieler Molekuele besser betrachten, Konstrukteure bekaemen einen raeumlichen Eindruck ihrer Bauteile, Videokonferenzen wuerden dadurch realistischer. Nicht zu vergessen der grosse Bereich der Unterhaltungsindustrie. Fuer viele Video- oder Computerspiele wuerde ein solcher Bildschirm neue Perspektiven und neue Maerkte eroeffnen.

    Die Erfindung wird der Oeffentlichkeit auf dem 2. Internationalen Forschungs-Forum Bayern "Market meets Science" am 6./7. Juni im M,O,C in Muenchen vorgestellt. Dort kann jeder "um die Ecke schauen".

    Ihr Ansprechpartner fuer weitere Informationen: Dr. Peter Spieker Telefon 0 89/12 05-4 16, Fax 0 89/12 05-4 98 Fraunhofer-Patentstelle fuer die Deutsche Forschung PST Leonrodstrasse 68, 80636 Muenchen email: sp@pst.fhg.de


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