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06/21/2000 15:49

DFG richtet zehn neue Sonderforschungsbereiche ein

Dr. Pia Teufel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Zum 1. Juli 2000 wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zehn neue Sonderforschungsbereiche, darunter auch ein Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg und einen Transregio einrichten. Dies beschloss der zuständige Bewilligungsausschuss in seiner Sitzung am 20. Juni.
    Die Vielzahl der Initiativen für das Programm "Sonderforschungsbereiche", derzeit etwa 130, haben den Wettbewerb weiter verschärft und zu einer wachsenden Zahl von Ablehnungen geführt. Insgesamt wird die DFG ab Juli 2000 292 Sonderforschungsbereiche an 60 Hochschulen fördern, für die rund 631 Millionen Mark zur Verfügung stehen.

    Sonderforschungsbereiche ermöglichen bei strikter zeitlicher Begrenzung - in der Regel zwölf Jahre - und regelmäßiger strenger Begutachtung die Durchführung aufwendiger Forschungs-vorhaben an den Hochschulen. Die Wissenschaftler können mit außeruniversitären For-schungseinrichtungen und auch mit der Wirtschaft kooperieren.
    Kulturwissenschaftliche Forschungskollegs und Transregio sind Varianten herkömmlicher Sonderforschungsbereiche. Kulturwissenschaftliche Forschungskollegs sollen dazu beitragen, isolierende Fächergrenzen zu überwinden und die internationale Zusammenarbeit zu unterstützen. Spezielle forschungs- und projektbezogene Studienprogramme dienen der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

    Abweichend von der weiterhin bestehenden Form des ortsgebundenen Sonderforschungsbe-reichs, der einer lokalen Profilbildung dient, sind Transregio durch mehrere, in der Regel zwei bis drei Standorte gekennzeichnet. Hier werden Kooperationspartner zusammengeführt, deren Beiträge sich auf hohem wissenschaftlichem Niveau zwingend ergänzen.

    Kulturwissenschaften

    Lokales Handeln in Afrika im Kontext globaler Einflüsse ist Thema eines neuen Sonder-forschungsbereichs/Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs an der Universität Bay-reuth. Aufgrund der im Vergleich zu westlichen Kulturen stärkeren kulturellen, ethnischen und sprachlichen Autonomie und Vielfalt gilt Afrika als besonders geeignet, um das sich weltweit neu bestimmende Verhältnis von globaler und lokaler Kultur zu beschreiben. Im Mittelpunkt steht nicht die Globalisierung als solche, wie sie im ökonomischen, rechtlichen und politischen Bereich und bei den modernen Medien stattfindet, sondern das global beein-flusste lokale Handeln, wie es in der Familie, der Gemeinde, der Schule oder der Universität stattfindet. Das Globale verdrängt nicht einfach das Lokale, sondern verschränkt sich mit ihm.

    Biologie, Medizin und Landwirtschaft

    Typisch für den Regenwaldrand waren traditionelle Nutzungsformen wie Waldgärten oder Wanderfeldbau bei einer geringen Siedlungsdichte. Der zunehmende Landbedarf infolge einer starken Bevölkerungszunahme hat jedoch zu einer nicht nachhaltigen land- und forstwirt-schaftlichen Nutzung geführt. Der Sonderforschungsbereich Stabilität von Randzonen tro-pischer Regenwälder in Indonesien an der Universität Göttingen und der Universität-Gesamthochschule Kassel widmet sich dem Problem des beschleunigten Waldverbrauchs. Ziel ist es, die Prozesse der Destabilisierung am Waldrand zu erfassen und diejenigen Bedin-gungen und Faktoren zu verbessern, die zu einer sozioökonomischen und ökologischen Stabi-lität beitragen.

    Im neuen Sonderforschungsbereich Mechanismen und Evolution des Arthropodenverhal-tens: Gehirn - Individuum - Soziale Gruppe an der Universität Würzburg wird eine Ver-bindung von Neuro- und Verhaltensbiologie mit der Evolutionsbiologie und Ökologie ange-strebt. Bei dem interdisziplinären Vorhaben kommen vor allem molekulare Methoden zum Einsatz. Im Mittelpunkt stehen Arthropoda, also Gliedertiere wie Fliegen, Ameisen, Bienen oder "Bienenwölfe". An ihnen soll Verhalten auf individueller Ebene und in der sozialen Gruppe sowie die Steuerung des Verhaltens durch das Gehirn untersucht werden.

    Eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist das Endstadium vieler Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie sie entsteht und fortschreitet, will der neue Sonderforschungsbereich Her-zinsuffizienz und Arrhythmien - von den molekularen Grundlagen zur Klinik an der Universität Münster herausfinden. Um die komplexen Zusammenhänge von Herzinsuffizi-enz und die sie begleitenden Rhythmusstörungen zu erforschen, wollen Grundlagenwissen-schaftler und Kliniker zusammenarbeiten. Dabei sollen genetische, molekularbiologische und mechanische Faktoren sowie die Wirkungen des vegetativen Nervensystems analysiert wer-den.
    Erkrankungen des Nervensystems sind durch einen komplexen Ablauf von Prozessen charak-terisiert, deren Ursache eine zelluläre Fehlfunktion ist. Der neue Sonderforschungsbereich Molekulare Modelle für Erkrankungen des Nervensystems an der Universität Würzburg will Brücken schlagen von der molekularen Grundlagenforschung über die Funktion einzelner Signalmoleküle bei Nervenzellen bis hin zum Verständnis von Krankheitsprozessen. Im Vor-dergrund steht zunächst die Schaffung von molekulargenetisch charakterisierten Tiermodellen und die Frage, inwieweit sie als Stellvertreter für entsprechende Erkrankungen des Nervensys-
    tems betrachtet werden können. Auch Zellkulturen sowie molekulargenetische Untersuchun-gen zur Genregulation sollen mit einbezogen werden.

    Ziel des neuen Sonderforschungsbereichs Nachhaltige Landnutzung und ländliche Ent-wicklung in Bergregionen Südostasiens an der Universität Hohenheim ist es, einen Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung in den Bergregionen Nordthailands und Nordvietnams zu leisten. Dies soll in enger Zusammenarbeit mit thailändischen Wissenschaftlern erfolgen. Ein hohes Bevölke-rungswachstum, verstärkt durch Umsiedlungsprogramme und Wanderungsbewegungen und die für Bergregionen ohnehin begrenzten Möglichkeiten in der Landwirtschaft haben die Si-tuation bedrohlich verschärft. Weitverbreitete ländliche Armut, Unterbeschäftigung und Er-nährungsunsicherheit sind die Folgen. Verkürzte Brachezeiten, Erosion und der Verlust der Bodenfruchtbarkeit führen zu einer abnehmenden landwirtschaftlichen Produktivität und dem Verlust natürlicher Lebensgrundlagen. Grundlage des umfassenden Versuchsprogramms ist die Annahme, dass eine nachhaltige Landnutzung bei zunehmendem Bevölkerungsdruck ohne Schaffung von zusätzlichen Erwerbsmöglichkeiten und geeigneten Rahmenbedingungen in ländlichen Räumen nicht gelingen kann.

    Der heutige Zelltypus von Tieren und Pflanzen (Eukaryoten) mit seinem komplizierten Auf-bau ist vor zwei Milliarden Jahren aus der Vereinigung einst frei lebender, unabhängiger Zel-len ohne echten Zellkern (Prokaryoten) entstanden. Die Vereinigung dieser einfachen Einzel-ler (der Zelltypus liegt heute noch bei Bakterien vor) zu einer komplexen eukaryotischen Zelle war der entscheidende Schritt auf dem Weg zur vielzelligen Ebene des Lebens. Eukaryotische Zellen enthalten Organellen ("Zellorgane"), wobei die Mitochondrien, die "Zellkraftwerke", aus sauerstoffatmenden Proteobakterien entstanden sind. Dagegen haben sich die pflanzlichen Zellorganellen (Plastiden) aus Photosynthese betreibenden Cyanobakterien entwickelt. Im Sonderforschungsbereich/Transregio Endosymbiose: Vom Prokaryoten zum eukaryoti-schen Organell an den Universitäten Kiel, Düsseldorf und München soll nun untersucht werden, wie sich diese Organellen aus freilebenden Einzellern entwickelt haben. Wie wurden die biologischen Prozesse und das genetische Potential der "eingefangenen Bakterien" in die Abläufe der Wirtszellen eingepasst und wie entwickelte sich im Lauf der Zeit eine gemeinsa-me Kontrolle und ein neuartiges komplexes Regelwerk?

    Naturwissenschaften

    Chemische Reaktionen werden durch Katalysatoren beschleunigt. Sie sorgen dafür, dass die Reaktionen bei niedrigeren Temperaturen und Drücken ablaufen können und dass das ge-wünschte Produkt und weniger überflüssige Nebenprodukte entstehen (Selektivität). Bei der heterogenen Katalyse liegt der Katalysator - in der Regel sind es Metalle - als Festkörper vor, auf dessen Oberfläche die Umsetzung des Substrats erfolgt. Im Rahmen des neuen Sonderfor-schungsbereichs Metall-Substrat-Wechselwirkungen in der heterogenen Katalyse an der Universität Bochum sollen die Wechselwirkungen im Hinblick auf die Modifizierung der katalytischen Aktivität und Selektivität der Metallpartikel für ausgewählte Systeme systema-tisch untersucht werden. Im Vordergrund steht die Verwendung von auf Zinkoxid aufge-brachten Kupferkatalysatoren in der Methanolsynthese.

    Ingenieurwissenschaften

    Ziel des Sonderforschungsbereichs Robotersysteme für Handhabung und Montage an der Technischen Universität Braunschweig ist es, verbesserte Roboter für neue Einsatzgebiete im Bereich der Handhabungstechnik, insbesondere für Hochgeschwindigkeits- und Präzisi-onsaufgaben zu entwickeln. In der Industrie werden derzeit überwiegend Roboter serieller Bauweise eingesetzt, die auf einer offenen, kinematischen Kette aufbauen. Das bedeutet, dass alle Glieder und Gelenke hintereinander angeordnet sind, wobei benachbarte Glieder über je ein Gelenk verbunden sind. Demgegenüber sollen im Sonderforschungsbereich parallele Ro-boterstrukturen als vielversprechende Alternative weiterentwickelt werden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Greifer oder das Werkzeug über mehrere Führungsketten mit dem Ge-stell verbunden sind, woraus sich günstige dynamische Eigenschaften ergeben.

    In dem neuen Sonderforschungsbereich Bioorganische Funktionssysteme auf Festkörpern an der Technischen Universität München sollen die elektronischen und mikrostrukturellen Möglichkeiten der Halbleiterphysik mit den Methoden der organischen Chemie und Bioche-mie sowie der modernen Biophysik und Biotechnologie miteinander verbunden werden. Die Wissenschaftler wollen neue chemische Methoden zur Biofunktionalisierung von Festkörper-oberflächen durch ultradünne makromolekulare Filme entwickeln und die Wechselwirkungen von Funktionsschicht und Festkörper sowie die Anheftung von Zellen untersuchen. Besonders in der Biosensorik und -analytik sowie in der Medizintechnik ergeben sich daraus interessante Perspektiven, so etwa für die Verträglichkeit von Implantaten, für die Übertragung elektri-scher Signale zwischen Nervenzellen und elektronischen Bauelementen und den Einsatz von Zellen in Biosensoren. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs soll in breitem Umfang mit Materialwissenschaftlern in den USA (State University of New York at Stony Brook und an-deren Forschungseinrichtungen im Raum New York City) kooperiert werden, die von der Na-tional Science Foundation (NSF) gefördert werden.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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