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11/01/1995 00:00

Der Umgang der Politik mit der Wissenschaft

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Sondermuell staerkere Beachtung schenken

    Am Institut fuer Mineralogie und Mineralische Rohstoffe der TU Clausthal, Fachgebiet Geochemie - Salzlagerstaetten , wurde von Professor Dr. A. G.Klaus Herrmann und Dr. Bernd Knipping im Jahre 1993 ein Gutachten mit der Zielsetzung erstellt, zu erkunden, ob der Salzstock Gorleben fuer die Einlagerung radioaktiver Abfaelle aus geochemischer Sicht geeignet ist. Das Urteil der Clausthaler Wissenschaftler fiel positiv aus, was den damaligen Bundesumweltminister Professor Dr. Klaus Toepfer "freute", derweil die Auftraggeberin des Gutachtens, die niedersaechsische Umweltministerin Monika Griefahn, die Einsicht nicht zur Kenntnis nahm. Andere Arbeiten von Professor Herrmann zum Endlager fuer radioaktive Abfaelle Morsleben fielen hingegen negativ aus, Loesungszutritt aus dem Deckgebirge lautete die Diagnose, dieses Ergebnis wiederum nahm nun der Bundesumweltminister nicht erfreut auf.

    Das weniger geeignete Endlager Morsleben wird auf politischen Wunsch aus Bonn betrieben, das besser geeignete Endlager Gorleben auf politischen Wunsch hin blockiert. Gleichzeitig bekundet die Politik ihren Wunsch nach wissenschaftlicher Beratung und gibt aus Steuergeldern Gutachten in Auftrag. Dasz solche Verfahrensweisen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umzugehen, gelinde gesagt, skeptisch stimmen, mit dieser Einschaetzung hielt Dr. Bernd Knipping beim Seminar Sonderabfallentsorgung in Niedersachsen der Rudolf-Bennigsen-Stiftung nicht hinter dem Berg. Wenn auch der Dialog Politik - Wissenschaft nicht konfliktfrei ist, so kann er doch, wechselseitig guten Willen vorausgesetzt, zielfuehrend sein.

    Dr. Knipping lag ein Sachverhalt am Herzen: Die untertaegige Endlagerung radioaktiven Abfalls erfaehrt von Seiten der Politik, der Buerger, und der Medien grosze Aufmerksamkeit. Vom Volumen her faellt aber in vierzig Jahren soviel radioaktiver Abfall an, wie in einem Jahr giftige, besonders ueberwachungsbeduerftige Abfaelle, die ebenfalls unter Tage verbracht werden muessen. Radioaktivitaet klingt mit der Zeit ab, manche Bestandteile des Sondermuells wie Schwermetalle zersetzen sich jedoch nicht.

    Waehrend Alle wie gebannt auf die Gefahr der Verstrahlung schauen, bleibt das gleichbedeutende und nach Lage der Dinge auf lange Sicht sogar gefaehrlichere Problem der konventionellen Sonderabfaelle weitgehend ohne oeffentliche Aufmerksamkeit. Auf diesen Miszstand hinzuweisen, war Dr. Knippings Anliegen. Die untertaegige Entsorgung wird fuer die besonders ueberwachungspflichtigen Sonderabfaelle nach der - vorrangigen - Vermeidung und Verwertung von Abfaellen der Loesungsweg der Zukunft sein. Es gibt hierfuer ein unmittelbar einleuchtendes Argument: Stoffe halten sich in der Atmosphaere groeszenordnungsmaeszig ein Jahr auf, bevor sie in den Boden uebergehen, in Fluessen, Seen, Ozeanen und dem Grundwasser koennen sie fuer ungefaehr ein Jahrhundert verbleiben, verbringt man sie jedoch mehrere hundert Meter tief in der Erde, braucht die geologische Recyclingmaschine etwa eine Million Jahre, bevor sie sie wieder an die Erdoberflaeche befoerdert. Folglich ist die Verbringung von Sondermuell in tieferen geologischen Schichten der sicherste Abschlusz. Bei diesem Konzept arbeitet Dr. Knipping mit seiner Arbeitsgruppe an der Erforschung sogenannter Natuerlicher Analoga. Weil beim deutschen Endlagerungskonzept die geologische Langzeitsicherheit das entscheidende Kriterium fuer die Beurteilung ist und technische Barrieren nur von untergeordneter Bedeutung sind, ist es wichtig, solche geologischen Vorgaenge zu untersuchen, die mit der Einlagerung - beispielsweise - des radioaktiven Muells verglichen werden koennen. So laeszt sich aus der Beobachtung natuerlicher Vorgaenge der Vergangenheit, beispielsweise der Wirkungen heiszer aufsteigender Magmen in Salzstoecken in Analogie zur Einlagerung waermeproduzierender radioaktiven Abfalls, die Wirkung solcher Prozesse auch fuer die Zukunft abschaetzen. So werden abgesichertere Prognosen moeglich, die mathematische Modellbildungen in sinnvoller Weise ergaenzen und mit den richtigen Kenngroeszen versorgen.


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