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06/23/2000 10:07

Auf den Spuren der Zisterzienser und auf der Suche nach Erdöl

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Schülerinnen und Schüler der Oberstufe verschiedener Gymnasien aus Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nahmen am Samstag, 17.6., und Sonntag, 18.6., an einer Informationsveranstaltung teil, die vom Institut für Geophysik und dem Institut für Geologie und Paläontologie angeboten wurden. Zweck der Zusammenkunft war eine praktische Einführung in die geowissenschaftlichen Studiengänge an der Technischen Universität Clausthal.

    Da Geowissenschaftler die Struktur und Zusammensetzung des Erdkörpers erforschen, liegt naturgemäß ein Schwerpunkt der Ausbildung in Aufenthalten im Gelände. Dies unterscheidet die Geowissenschaften von den meisten anderen Studiengängen, und somit war der Ablauf des Seminars schon vorgezeichnet.

    Bei schönstem Sonnenschein bildeten sich, je nach persönlichen Präferenzen, zwei Gruppen.

    Die geophysikalisch interessierten führten Geländearbeiten auf einem mittelalterlichen Hüttenplatz der Walkenrieder Zisterzienser aus, der bereits seit einiger Zeit vom Institut für Geophysik geophysikalisch untersucht wird. Ziel der Arbeiten ist eine flächendeckende Rekonstruktion des Hüttenplatzes mit seinen Hüttenöfen und wasserbaulichen Anlagen. Zur Standortbestimmung der Hüttenöfen wurde zunächst eine magnetischen Kartierung durchgeführt, in der sich die Standorte der Hüttenöffen als eine nord-süd orientierte Positiv-Negativ-Anomalie abzeichnen. Durch Profilmessungen des komplexen elektrischen Widerstands über die Hüttenöfen lassen sich Bereiche höherer Polarisierbarkeit ausmachen, die auf einen oberflächennahen (<2m) erhöhten Metallgehalt schließen lassen. Durch ergänzende Bodenradarmessungen auf dem gleichen Profil konnte auch die Tiefenerstreckung des Hütenofenstandplatzes abgeschätzt werden.

    Oberhalb des eigentlichen Hüttenplatzes wurde mit seismischen Messungen versucht, die Existenz eines Vorstaubeckens zur Versorgung der Wasserräder nachzuweisen. Zum Einsatz kam hierbei eine seismische Methode, die ihre Information aus der Dispersion von Oberflächenwellen bezieht, also aus der Frequenzabhängigkeit von Eindringtiefe und Ausbreitungsgeschwindigkeit dieses Wellentyps.

    Der Meßtag endete mit der Registrierung eines realen Erdbebens an der seismologischen Station des Instituts. Aus der analogen Schreiberaufzeichnung konnte der zeitliche Abstand der registrierten p- und s-Wellen abgelesen und überschlägig der Herdwinkel (Herdentfernung in °) zu ca. 20° abgeschätzt werden. Da die Richtung des Erdbebens mit einer Station nicht bestimmbar ist, kam zunächst, aufgrund der Herdentfernung, sowohl ein Erdbeben in der Türkei als auch am mittelatlantischen Rücken in Frage. Erst die Auswertung aller zugänglichen deutschen seismologischen Stationen konnte am Sonntag den Nachweis liefern, daß es sich um ein Beben in Island gehandelt hatte.

    Neben der praktischen Anwendung der Geophysik in der Archäometrie konnte somit auch die klassische Seismologie als Teilgebiet der Geophysik an einem aktuellen Beispiel demonstriert werden.

    Die geologisch interessierten brachen zu einem großen Steinbruch bei Elbingerode auf, um dort einen generellen Überblick in den lagigen Aufbau von Sedimentgesteinen zu bekommen. In den Kalken des Devon konnte die Bankung des Gesteins und verschiedene Fossilien eines tropischen Riffs, und seine Zerrüttung als Folge späterer tektonischer Durchbewegung von den Teilnehmern beobachtet werden.

    Die folgenden zwei Aufschlüsse sollten verdeutlichen, wie ein Sandstein entsteht. Dazu wurde zunächst ein stark verwitterter Granit in der Nähe des Brocken untersucht, der sich durch die Einwirkung der Verwitterung schon stark zersetzt hat und in seine einzelnen, zum Teil in der mineralischen Zusammensetzung veränderten, Bestandteile zerfallen ist. Dieser Gesteinsschutt wird später von Oberflächengewässern transportiert, sortiert und gerundet, und kann schließlich sogar in der Tiefsee abgelagert werden.

    Ein solcher Tiefsee-Ablagerungsraum wurde in einem aufgelassenen Steinbruch in der Nähe von Clausthal studiert. Die Schichten des unteren Karbon sind hier tektonisch verstellt und vertikal gelagert. Die Gesteine sind aus sandigen und tonigen Lagen aufgebaut. Sandige Lagen haben die gröbsten Körner (meistens Quarz) an der Basis, und die Körner werden nach oben hin immer feiner. Diese Gradierung und auch spektakuläre Schleifmarken und Kolkmarken an den Bankunterseiten zeigen an, dass diese Sandsteine innerhalb ganz kurzer Zeit (?Stunden) durch sogenannte Trübeströme in der Tiefsee abgelagert wurden. Die tonigen Lagen zwischen den Sandsteinen wurden in tausenden bis hunderttausenden von Jahren zwischen einzelnen Trübeströmen abgesetzt.

    Anschließend wurde die neu eröffnete Geosammlung im Hauptgebäude der Technischen Universität besucht. Dabei beeindruckte besonders die Ausstellung über die Geologie des Harzes und die paläontologische Abteilung.

    Der zweite Tag beinhaltete eine kurze Einführung in die Arbeitsmethoden des Geologen und Geophysikers im Labor und schloss mit einer Übersicht über das Studium der Geowissenschaften an der TU Clausthal und den beruflichen Möglichkeiten für Geologen und Geophysiker.


    More information:

    http://www.geologie.tu-clausthal.de/
    http://www.ifg.tu-clausthal.de/


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    Prof. Weller demonstriert den Schülern die Messung des komplexen elektrischen Gesteinswiderstands mit einer mehrkanaligen Apparatur des Typs Phoenix V-5 im Frequenzbereich 0.25 - 4 Hz.
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    Diese Gradierung und auch spektakuläre Schleifmarken und Kolkmarken an den Bankunterseiten zeigen an, dass diese Sandsteine innerhalb ganz kurzer Zeit (?Stunden) durch sogenannte Trübeströme in der Tiefsee abgelagert wurden.
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    Criteria of this press release:
    Geosciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Studies and teaching
    German


     

    Prof. Weller demonstriert den Schülern die Messung des komplexen elektrischen Gesteinswiderstands mit einer mehrkanaligen Apparatur des Typs Phoenix V-5 im Frequenzbereich 0.25 - 4 Hz.


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