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08/27/2007 12:52

"Forschungslandkarte Ostdeutschland" von Peer Pasternack erschienen

HoF Wittenberg Öffentlichkeitsarbeit
HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung

    Erstmals erscheint innerhalb der Zeitschrift "die hochschule. journal für wissenschaft und bildung" ein Sonderband. Er beschreibt Forschungstruktur, fachliche Profile, Ausstattung und Leistungsdaten der ostdeutschen Forschung.

    Bei der Exzellenz-Initiative von Bund und Ländern schnitten die ostdeutschen Universitäten auffallend unterdurchschnittlich ab. War damit alles wesentliche über die Wissenschaft in den östlichen Bundesländern gesagt? Eine genauere Betrachtung ergibt:
    · Sachsen erweist sich unter den östlichen Bundesländern als mit Abstand führend bei den meisten wissenschaftsbezogenen Aufwands- und Leistungswerten.
    · Innerhalb Sachsens ist es insbesondere Dresden, das zu dieser Position des Landes beiträgt. Nach Berlin-Potsdam ist Dresden die zweitgrößte Wissenschaftsagglomeration in Ostdeutschland.
    · Neben den Regionen Berlin-Potsdam und Dresden-Freiberg-Chemnitz gibt es zwei weitere Inseln herausgehobener Forschungsaktivitäten und Leistungsfähigkeiten: Jena-Ilmenau und Leipzig-Halle.
    · Drei dieser Inseln - Dresden-Freiberg-Chemnitz, Leipzig-Halle und Jena-Ilmenau - verdichten sich zu einer sächsisch-sachsen-anhaltisch-thüringischen oder kurz: mitteldeutschen Leistungsachse.
    Daneben gibt es einige 'stille Stars' (etwa die im gesamtdeutschen Vergleich sehr forschungsstarken Fachhochschulen in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt) und einige 'tragische Fälle' (gekennzeichnet durch einzelne Spitzenleistungen in einem unterkritischen Kontext).
    Insgesamt jedoch weist die Forschung in den östlichen Bundesländern bei den meisten Indikatoren einen unterproportionalen Anteil an den gesamtdeutschen Forschungsleistungen auf.

    Die ostdeutsche Forschungslandschaft setzt sich zusammen aus Universitätsforschung und Fachhochschulforschung, gemeinschaftsfinanzierten außeruniversitären Instituten, Landesinstituten und Ressortforschungseinrichtungen, Industrie- und sonstiger wirtschaftsnahen Forschung sowie zwei Sonderfällen (die Berliner Wissenschaftslandschaft und die Zweite Wissenschaftskultur).
    Die "Forschungslandkarte Ostdeutschland" liefert ein Bild aller Sektoren und über alle Sektorengrenzen hinweg. Dargestellt werden die Institutionen, fachlichen Profile, die finanzielle und personelle Ausstattung sowie die Leistungsdaten. Zur Ermittlung der Leistungsfähigkeiten werden 66 Indikatoren herangezogen. Im Ergebnis können Stärken und Schwächen herausgearbeitet sowie regionale Forschungsschwerpunkte und Wissenschaftscluster identifiziert werden.
    Als allgemeiner Eindruck, der sich aus den ausgewerteten Leistungsdaten gewinnen lässt, lässt sich festhalten: Die erfolgreiche Entwicklung der ostdeutschen Forschungslandschaft ist noch kein Vorgang, der sich bereits auf zweifelsfrei gutem Wege befände, sondern eine facettenreiche Zukunftsherausforderung.

    Werden die ostdeutschen Wissenschaftsausgaben in Bezug zu den bundesweiten Werten gesetzt, dann zeigt sich:
    · Insgesamt erreicht der öffentliche Finanzierungsanteil der ostdeutschen Länder für die Wissenschaft - Hochschulen und außeruniversitäre Forschung zusammen - mit 15,9% fast den Prozentwert des ostdeutschen Bevölkerungsanteils (16,3%).
    · Dabei ist der Ost-Anteil an der Finanzierungsleistung der Länder für die öffentlich unterhaltene außeruniversitäre Forschung mit 27,6% stark überproportional.
    · Die privat finanzierte Industrieforschung ist der dramatische Schwachpunkt in der ostdeutschen Forschungslandschaft: Lediglich 4,3% der entsprechenden bundesweiten Aufwendungen werden in den östlichen Bundesländern getätigt.
    · Die Finanzierungsschwäche der ostdeutschen Wirtschaft im Bereich der Forschung bewirkt, dass die ostdeutschen Gesamtaufwendungen für die öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen und -unternehmen zusammen lediglich 7,8% der Aufwendungen in allen Bundesländern erreichen.
    Hinter den Prozentzahlen stecken Übereinstimmungen und Differenzen zwischen den Bundesländern:
    · Abgesehen von Brandenburg wenden alle ostdeutschen Länder entweder fast soviel (Thüringen und Sachsen-Anhalt), ebensoviel (Mecklenburg-Vorpommern) oder deutlich mehr (Sachsen) öffentliche Mittel pro Kopf für die Wissenschaft auf wie bzw. als der Durchschnitt aller deutschen Bundesländer - und dies bei geringerer Wirtschaftskraft.
    · Alle östlichen Länder (außer Brandenburg) wenden deutlich mehr aus öffentlichen Kassen für die Wissenschaft auf, als dies ihr BIP erwarten ließe - am deutlichsten Sachsen mit einer Differenz von 2,5 Prozentpunkten zwischen Anteil am gesamtdeutschen BIP (3,9%) und Anteil an den öffentlichen Wissenschaftsausgaben aller Bundesländer (6,4%).
    Dem lassen sich zwei zentrale Informationen entnehmen: Einerseits räumen vier der ostdeutschen Länder - Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt - der Wissenschaft in ihrer Ausgabenpolitik einen hohen Stellenwert ein. Andererseits vermag es selbst diese Ausgabenpolitik nicht, den dramatisch geringen Umfang der ostdeutschen Industrieforschung zu kompensieren:
    · Beim wissenschaftlich-künstlerischen Personal der Hochschulen (alle Hochschularten) kommt der ostdeutsche Anteil mit 15,6% nahe an den Anteil Ostdeutschlands an der gesamtdeutschen Wohnbevölkerung (16,3%) heran bzw. überschreitet den Anteil an den Erwerbstätigen (14,5%).
    · Der Anteil der ostdeutschen an der gesamtdeutschen Universitätsprofessorenschaft beträgt 15,4%. Dabei stechen die Ingenieurwissenschaften hervor: Knapp 21% aller deutschen Universitätsprofessoren dieser Fächergruppe gehören ostdeutschen Universitäten an.
    · An den ostdeutschen Fachhochschulen sind 16,4% aller deutschen FH-Professoren und -Professorinnen tätig.
    · In der Industrieforschung sind lediglich 6,1% des gesamtdeutschen FuE-Personals in den östlichen Bundesländern tätig.
    Insgesamt sorgt die öffentliche Hand in den östlichen Bundesländern dafür, dass 16,4% des gesamtdeutschen öffentlich finanzierten Wissenschaftspersonals an ostdeutschen Einrichtungen tätig sind. Werden jedoch die Daten der öffentlich und der privat finanzierten Forschung summiert, so verschlechtert sich dieser Anteil auf 10,7%.

    Peer Pasternack: Forschungslandkarte Ostdeutschland (=Sonderband "die hochschule" 2007), unt. Mitarb. von Daniel Hechler, Institut für Hochschulforschung HoF, Wittenberg 2007, 299 S. ISBN 978-3-937573-12-0, € 17,50 (Abonnenten der "hochschule" € 10,-).
    Bestellungen an: institut@hof.uni-halle.de

    Nähere Informationen: peer.pasternack@hof.uni-halle.de


    More information:

    http://www.hof.uni-halle.de/index,id,2.html#283


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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