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06/29/2000 14:25

Wissenschaftlicher Nachwuchs in der Informatik wird knapp

Ruth Steinacker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Informatik e.V.

    Der IT-Fachkräftemangel wirkt sich dramatisch auf die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen aus. Darauf machte die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) in Bonn aufmerksam. Offene Stellen können nicht oder nur nach wiederholten Ausschreibungen besetzt werden, die verfügbaren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind überlastet. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Qualität von Lehre und Forschung aus und gefährdet damit die wirtschaftliche Entwicklung. GI-Präsident Prof. Dr. Heinrich C. Mayr erklärte: "Alle Wirtschaftszweige hängen unmittelbar von einer schlagkräftigen Informatik ab. Deutschlands Position im internationalen Wettbewerb wird sich massiv verschlechtern, wenn nicht umgehend durchschlagende Maßnahmen ergriffen werden."

    Der IT-Fachkräftemangel wirkt sich dramatisch auf die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen aus. Offene Stellen können nicht oder nur nach wiederholten Ausschreibungen besetzt werden, die verfügbaren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind überlastet. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Qualität von Lehre und Forschung aus und gefährdet damit die wirtschaftliche Entwicklung. Davor hat der Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), Prof. Dr. Heinrich C. Mayr, gewarnt. "Alle Wirtschaftszweige hängen unmittelbar von einer schlagkräftigen Informatik ab. Deutschlands Position im internationalen Wettbewerb wird sich massiv verschlechtern, wenn nicht umgehend durchschlagende Maßnahmen ergriffen werden," erklärte Mayr.

    Eine ad-hoc-Umfrage der GI, an der sich rund 200 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer beteiligten, verdeutlicht den Ernst der Lage: 89 Prozent der Befragten gaben an, dass es seit ein bis zwei Jahren erheblich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich geworden sei, Stellen an den Hochschulen zu besetzen. Die Attraktivität der wissenschaftlichen Weiterqualifizierung bzw. Laufbahn habe stark nachgelassen, so dass Promotionen häufiger abgebrochen oder die Möglichkeit gar nicht erst wahrgenommen werde, wie ausgeschlagene Stipendien für Graduiertenkollegs zeigten.

    "Die Ursachen sind mehrschichtig", erklärte Prof. Mayr dazu und führte als einen Grund die Einstiegsgehälter im Öffentlichen Dienst an, die mit denen in der Wirtschaft nicht konkurrieren könnten. "Aber die finanzielle Motivation darf auch nicht überbewertet werden. Ebenso wichtig sind die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen, wie die Ausstattung oder die Möglichkeit, zügig eine Promotion durchzuführen." Diese Bedingungen werden jetzt zusätzlich dadurch beeinträchtigt, dass aufgrund hoher Studienanfängerzahlen die Anforderungen an die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Lehre steigen. Dazu komme noch, dass unter den Informatik-Studierenden kaum noch studentische Hilfskräfte gewonnen werden könnten, weil sie bei Firmen leicht ein Mehrfaches des gebotenen Stundenlohnes erzielen können. Damit gerate die Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in einen circulus vitiosus: "Wenn Nachwuchsstellen nicht mehr besetzt werden können, verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen für die übrigen wissenschaftlichen Mitarbeiter noch mehr, weil sie die Überlast in der Lehre mit weniger Personal bewältigen müssen. Damit verlieren die Stellen an den Hochschulen weiter an Attraktivität."

    Hinzu kommt, dass in Deutschland die realen Chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs, tatsächlich eine Informatik-Professur oder eine Festanstellung in einer Forschungseinrichtung zu erhalten, ungewöhnlich schlecht sind. Es lockt also nicht nur die Industrie, es locken ebenso die sehr viel flexibleren Hochschulen in den USA und in England.

    Die Gesellschaft für Informatik fordere daher Bund, Länder und auch die Industrie auf, alle Möglichkeiten zu mobilisieren, um die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses zu verbessern und damit die Qualität von Forschung und Lehre in den Informatik-Fachbereichen sicherzustellen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei der Wirtschaftsinformatik zukommen, in deren Studiengängen das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage besonders drastisch zutage trete. Auch die Industrie brauche Mitarbeiter mit wissenschaftlicher Zusatzqualifikation sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen hoher Qualität. Daher sei die wissenschaftliche Laufbahn so zu gestalten, dass sie auch für Spitzenkräfte eine Alternative zu einer Karriere in der Wirtschaft bleibe. Dazu gehörten interessante Forschungsthemen ebenso wie attraktive Arbeitsbedingungen.

    Das 'Sofortprogramm zur Weiterentwicklung des Informatikstudiums an den deutschen Hochschulen (WIS)' werde allein nicht ausreichen. Insbesondere lasse sich mit 100 Millionen DM auf fünf Jahre verteilt keinesfalls, wie verschiedentlich behauptet, die Zahl der Professuren an Hochschulen um 400 erhöhen, sondern nur um einen Bruchteil davon. Demgegenüber wolle beispielsweise Frankreich den Etat von INRIA (Institut National de Recherche en Informatique et en Automatique) und der Spitzenuniversitäten in der Informatik verdoppeln, die USA investierten 900 Mio $ allein in den nächsten PITAC(President's Information Technology Advisory Committee)-Call

    "Es sind schnelle Entscheidungen und unbürokratische Maßnahmen auch auf Länderebene gefordert, die Situation zu entschärfen," forderte Mayr und kritisierte zugleich die in der Wirtschaft verbreitete Haltung, die Promotion als überflüssige Qualifikation abzuwerten. "Für die Wettbewerbsfähigkeit auf globalen Märkten ist eine ausreichende Zahl von hochqualifizierten Nachwuchskräften in der Informatik unverzichtbar."


    More information:

    http://www.gi-ev.de/informatik/presse/


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    Criteria of this press release:
    Information technology
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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